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19. September: Ahlen macht dicht – außer die Müllabfuhr

Freitag, 19. September: Ein Datum, das in Ahlen schon jetzt als die kommunale Apokalypse gilt. Während sich anderswo die Bürger auf den Weltuntergang vorbereiten, müssen die Ahlenerinnen und Ahlener mit etwas viel Schlimmerem leben: die Verwaltung macht dicht. Türen zu, Fenster zu, Bürger draußen – denn drinnen ist „Personalveranstaltung“. Was genau da passiert, weiß niemand. Manche munkeln, es sei eine Mischung aus PowerPoint-Karaoke, Motivationsyoga und der geheimen Wahl des beliebtesten Kaffeelöffels im Rathaus. Andere sind überzeugt: Es handelt sich um die jährliche Pflichtveranstaltung, bei der alle Beamten lernen, wie man „Wir sind nicht zuständig“ noch serviceorientierter formulieren kann.

19. September: Ahlen macht dicht – außer die Müllabfuhr

Besonders tragisch trifft es die Müllromantiker der Stadt: Der Wertstoffhof am Ostberg bleibt ebenfalls geschlossen. Ein Schlag für alle, die ihre alte Matratze endlich loswerden wollten oder für jene, die mit ihrem Kühlschrank aus den 70ern noch die Disco-Lichter der Vorwendezeit sehen. Stattdessen: Geduld! Denn wer an diesem Freitag mit Sperrmüll anrollt, steht vor verschlossenen Toren und darf das gute Stück wieder zurück ins heimische Wohnzimmer schleppen – Recycling mal rückwärts gedacht.

Doch keine Sorge: Die Müllabfuhr fährt trotzdem. Ein Hoffnungsschimmer für alle, die ihre Tonnen am Donnerstagabend wie eine Mischung aus Opfergabe und Kunstinstallation an den Straßenrand gestellt haben. Während die Verwaltung sich in internen Gruppenarbeiten fragt, ob das Faxgerät ein digitales Endgerät ist, tuckert der Müllwagen weiter durch die Straßen – ein Symbol der Zuverlässigkeit, fast wie die Deutsche Bahn, nur ohne Schienenersatzverkehr.

Ein Sonderfall ist das Briefwahlbüro: Wegen der Stichwahl zum Bürgermeister bleibt es immerhin für ganze dreieinhalb Stunden geöffnet – von 8:30 bis 12 Uhr. Danach ist wieder Schluss, schließlich will man die Bevölkerung nicht mit übermäßiger Demokratie belasten. Wer also seine Stimme abgeben möchte, muss sich im Eiltempo zwischen Brötchenholen und Mittagspause entscheiden. Wer zu spät kommt, darf zuhause „Tatort“ gucken und sich einreden, dass es auch reicht, wenn andere wählen gehen.

Und die Verbraucherberatungsstelle? Die übt sich im digitalen Zeitalter: Statt persönlichen Gesprächen gibt es Telefon und Mail. Ein historischer Schritt – fast so revolutionär wie das Faxgerät damals. Bürger dürfen dann in der Warteschleife überteuerte Stromtarife besprechen, während eine freundliche Computerstimme „Ihr Anruf ist uns wichtig“ säuselt. Vielleicht antwortet auch eine E-Mail-Automat: „Danke für Ihre Anfrage, bitte melden Sie sich nächste Woche, wenn wir wieder Lust auf Kundschaft haben.“

Kurzum: Am 19. September zeigt Ahlen, was Verwaltung wirklich bedeutet: ein Tag ohne Bürgerkontakt, ein Tag voller mysteriöser „Veranstaltung“ und ein Tag, an dem Demokratie zwischen Frühstück und Mittagessen gequetscht wird. Für den Rest bleibt nur die Erkenntnis: Wer in Ahlen etwas regeln will, sollte besser nie an einem Freitag den 19. auftauchen – schon gar nicht mit einer Matratze im Kofferraum.