27. Stadtteilfest Ahlen: Wenn Kick Bo, Kartoffelspiralen und Kinderballett die Hansastraße übernehmen
Generalprobe zwischen Kepler- und Knappenweg
Bereits mittwochs traf man sich, direkt vor Ort, mitten auf der Straße. Dort, wo sonst Autos hupen, wurde überlegt, wo künftig Tanzgruppen strampeln, Flohmarktstände knarzen und Kartoffelspiralen im Frittieröl singen sollen. Die Botschaft klar: Jeder darf, keiner muss, Hauptsache, es wird bunt. Ein echtes Bürgerfest – von Bürgern für Bürger. Oder, in moderner Übersetzung: „Jeder kriegt sein fünf Minuten Fame.“
Bühne frei fürs Spektakel
Herzstück wie immer: die Bühne an der Ecke Keplerstraße. Sie ist das Epizentrum des guten Geschmacks – oder zumindest des lauten Applauses. Hier präsentieren sich Kinder, Vereine und Showtalente, deren größter Kritiker höchstens der eigene Opa in der dritten Reihe ist.
Die Tanzsportabteilung von Vorwärts Ahlen wirbelt übers Parkett, das Familienzentrum KigaRo schickt Kinder mit frisch einstudierten Tänzen ins Rampenlicht, und Kick Bo bei Mao kündigt eine Performance an, die laut Gerüchteküche irgendwo zwischen Bruce Lee und Musical angesiedelt sein soll. Für die stolzen Eltern bedeutet das: Tränen in den Augen, Handys im Anschlag – und das sichere Wissen, dass man die Videos nie wieder löscht.
Händler mit Herz und Sonderangebot
Die Einzelhändler der Hansastraße nutzen die Gelegenheit, ihre Ladenlokale als bunte Bühnen zu inszenieren. Hier gibt’s Rabatt auf alles, dort ein „nur-heute“-Schnäppchen. Wer clever ist, kauft sich eine Bohrmaschine im Sonderangebot und lässt sich nebenan gratis eine Zuckerwatte aufdrücken. So wird Einkaufen zum Erlebnis, und die Kasse klingelt im Takt zum Bühnenprogramm.
Flohmarkt: Die wahren Stars
Kein Stadtteilfest ohne Flohmarkt. Ab dem Knappenweg verwandelt sich die südliche Hansastraße in einen Basar, der Aladin blass aussehen lässt. Fünf Euro pro Stand – bar und beim Aufbau zu entrichten. Das ist fair, schließlich bekommt man dafür die Chance, die alten Schätze aus dem Keller loszuwerden: Porzellanfiguren, die keiner braucht, Brettspiele ohne Würfel, oder die legendäre „Schallplatten-Sammlung“, die nur aus Heino besteht.
Für die Kinder ist der Flohmarkt übrigens auch der Beweis: Taschengeld lässt sich vermehren, wenn man das alte Lego in Tüten packt und „Vintage“ draufschreibt.
Kinderprogramm: Von Kasperle bis Torwand
Das Spielmobil rollt an, Kasperle zeigt seine neueste Handpuppen-Soap, und Pfeilwerfen sorgt für den Nervenkitzel. Dazu Zuckerbuden, Dosenwerfen und eine Torwand, die laut Überlieferung jedes Jahr Opfer fordert – nicht in Gestalt von Verletzten, sondern von Eltern, die verzweifelt versuchen, gegen ihre Sechsjährigen zu treffen.
Kulinarisches: Multikulti auf dem Teller
Auch für den Magen wird gesorgt: Kartoffelspiralen von RW Ahlen, Reibeplätzchen mit Apfelmus für die Nostalgiker, Döner für die Weltoffenen, Bratwurst für die Traditionalisten. Kurzum: ein Menü, das vom Ruhrpott bis zum Bosporus reicht. Wer danach nicht satt wird, ist selbst schuld.
Nur gemeinsam – nur genial
Das Stadtteilfest im Ahlener Osten ist kein Festival der Hochkultur, sondern ein Volksfest der kleinen Wunder: Kinder tanzen, Eltern jubeln, Händler verkaufen, Flohmarktstände biegen sich – und am Ende gehen alle heim mit vollen Bäuchen, vollen Tüten und mindestens einem Video, das nie bei TikTok viral gehen wird, aber trotzdem Herzchen in den Familiengruppen bringt.