500 Äpfel für ein Halleluja – Der Kreis verschenkt Zukunft zum Einpflanzen
Das klingt nach einem super Plan: 280.000 Bäume sollen es irgendwann werden – einer pro Einwohner. Eine Art grüne Gleichberechtigung, bei der alle ihren Baum bekommen, selbst die, die sonst nur Plastikpflanzen besitzen. Der Gedanke ist so charmant, dass man fast vergisst, dass man dafür eigentlich erst einmal Platz braucht. Denn nicht jeder Balkon in Beckum oder Hinterhof in Ahlen ist automatisch apfelbaumkompatibel.
Doch wer sich anmeldet, braucht Mut – und WLAN. Denn die elektronische Baumlotterie öffnet nur an einem einzigen Tag: Am 23. Oktober, zwischen 8 Uhr und 23:59 Uhr. Eine Sekunde zu spät, und man muss wieder auf die Klimarettung 2026 hoffen. Das Ganze läuft digital – man trägt brav seinen Namen, seine Adresse und seine E-Mail ein, damit der Kreis weiß, wohin er die frohe Botschaft schicken darf: „Herzlichen Glückwunsch! Sie haben gewonnen – bitte kommen Sie Ende November zum Kreishaus und holen Sie Ihren persönlichen CO₂-Speicher ab!“
Natürlich wäre das Ganze zu einfach, wenn man sich auch noch die Sorte aussuchen dürfte. Nein, das Universum – oder in diesem Fall die Kreisverwaltung – entscheidet. Es gibt fünf uralte Sorten, wahrscheinlich mit Namen wie „Goldparmäne“, „Schafsnase“ oder „Kaiser Wilhelm“, und alle sind so rar, dass man sie sonst nur noch in Geschichtsbüchern oder auf Wochenmärkten mit Akkordeonmusik findet.
Und wer schon einmal Glück hatte, darf diesmal nicht mehr mitmachen. Es gibt eben keine Zweitbepflanzung für alte Klimaretter. Fairness muss sein, schließlich kann man das Weltklima nicht mit Monokultur retten – und auch nicht mit Monogewinnern.
Ende November dann das große Happening: Baumübergabe am Kreishaus. Hunderte stolze Gewinner holen ihre Pflanzen ab – mit Handschuhen, Spaten und dem Blick von Menschen, die wissen, dass sie gerade Geschichte schreiben. Denn so ein Apfelbaum ist mehr als nur ein Baum – er ist ein Symbol. Ein Zeichen dafür, dass man etwas tut. Und sei es nur, den Boden umgraben, während man sich innerlich fragt, ob man überhaupt noch weiß, wie man einen Pflanzloch gräbt.
Aber der Kreis hat recht: Jeder Baum zählt. Für die Artenvielfalt, fürs Klima, für das gute Gefühl beim Sonntagskaffee, wenn man sagen kann: „Schau mal, das da ist mein Beitrag zur Weltrettung!“ Und wenn man dann irgendwann im Sommer unter seinem Apfelbaum sitzt, Bienen summen und Wespen attackieren, weiß man: Ja, das war’s wert.
Also: Ran an die Äpfel, rein ins Formular – und vielleicht wird das hier ja das Jahr, in dem du nicht nur Likes sammelst, sondern auch Blüten.