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Ahlen gegen die Scooter-Apokalypse

Ahlen hat ein Problem. Kein Meteor, keine Heuschreckenplage, kein spontan mutierender Maulwurf, der sich durch den Marktplatz frisst – nein, schlimmer: Es sind E-Scooter. Diese elektrischen Wiesel auf zwei Rädern, die aussehen wie Spielzeuge, sich aber benehmen wie kleine Formel-1-Wagen auf Red-Bull-Diät.

Ahlen gegen die Scooter-Apokalypse

Die Stadt hat genug. Genug von den selbsternannten Asphalt-Cowboys, die durch die Fußgängerzone zischen, als gäbe es dort einen Pokal zu gewinnen. Darum ruft das Ordnungsamt jetzt zur ultimativen Disziplin auf: Schieben! Jawohl, liebe Scooter-Besitzer – in der Fußgängerzone wird nicht mehr gefahren, sondern geschoben. Also: Motor aus, Muskeln an.

Denn wer dachte, sein E-Scooter sei der Eintritt in die Freiheit, hat offenbar die Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (kurz: eKFV – klingt wie ein geheimer Code für ein U-Boot) übersehen. Laut dieser sind Scooter nämlich Kraftfahrzeuge. Klingt harmlos, ist aber juristisch gesehen dasselbe Kaliber wie ein Kleinwagen – nur ohne Knautschzone, Dach oder Würde.

Das bedeutet: Auf Radwegen dürft ihr fahren, auf der Straße dürft ihr fahren – aber nicht zwischen Schaufensterbummeln und Coffee-to-go-Trägern. Die Fußgängerzone ist, man ahnt es, für Fußgänger. Also für Menschen mit Beinen in Bewegung. Klingt radikal, ist aber seit etwa 2000 Jahren das Grundprinzip des Gehens.

Das Ordnungsamt zeigt sich dabei kämpferisch. Schließlich will man die Oststraße und die Weststraße nicht länger als improvisierte Scooter-Rennbahn erleben, auf der Jugendliche mit 18 km/h das Gefühl von grenzenloser Freiheit inhalieren. „Wir nehmen das nicht hin“, heißt es, und man spürt fast, wie die gelben Warnwesten im Sonnenlicht schimmern wie moderne Superheldencapes.

Doch – Achtung, Satire-Slapstick incoming – Ahlen darf gar nicht selbst kassieren! Denn die 15 bis 30 Euro Verwarnungsgeld für die E-Scooter-Raserei dürfen laut Gesetz nur die Polizei verhängen. Das Ordnungsamt darf lediglich böse gucken und freundlich aufklären. Ein bisschen wie ein Verkehrserzieher auf pädagogischer Fastenzeit: viel Moral, wenig Macht.

Während also in Großstädten kommunale Ordnungskräfte schon längst Knöllchen wie Konfetti verteilen dürfen, steht Ahlen mit dem erhobenen Zeigefinger am Straßenrand – in der Hoffnung, dass jemand freiwillig bremst. Das ist in etwa so, als würde man einem Hund sagen: „Bitte nicht an den Baum pinkeln – das ist Kunst!“

Der Wunsch der Stadt ist klar: Mehr Kompetenzen! Mehr Handlungsspielraum! Schließlich kann es ja wohl nicht sein, dass Fußgänger in Kleinstädten weniger Schutz genießen als jene in der Großstadt. Sicherheit darf nicht von der Einwohnerzahl abhängen – oder davon, ob jemand in Ahlen oder in Metropolis unterwegs ist.

Bis dahin bleibt der Scooter-Frieden ein Gemeinschaftsprojekt. Ahlen will zusammen mit der Polizei informieren, sensibilisieren und kontrollieren. Eine Art diplomatisches Bündnis zwischen Ordnung und Blaulicht, das die Fußgängerzone wieder in ein Paradies der Langsamkeit verwandeln soll.


Die Stadt ruft zur großen Entschleunigungsoffensive auf. Wer also demnächst mit dem E-Scooter durch die Innenstadt rollt, sollte lieber absteigen – nicht aus Angst vor der Polizei, sondern aus Liebe zu den Waden. Schließlich ist Schieben das neue Fahren. Und wer weiß: Vielleicht ist das ja der Beginn einer ganz neuen urbanen Fitnessbewegung.