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Ahlen glüht – Das vorweihnachtliche Hochamt des Glühweindufts

Es ist wieder soweit: In Ahlen beginnt die fünfte Jahreszeit – die mit Zimt, Zucker und leichtem Pegel. Der Weihnachtsmarkt am Heimatmuseum öffnet seine Pforten, und mit ihm auch sämtliche Thermoskannen des Stadtgebiets. Vom 29. bis 30. November verwandelt sich die Wilhelmstraße 12 in ein Paradies aus blinkenden Lichterketten, selbstgestrickten Socken und exakt jener Mischung aus Bratwurstduft und Glühweinaroma, die den Blutdruck jedes Passanten auf 120 über 80 besinnlich hebt.

Ahlen glüht – Das vorweihnachtliche Hochamt des Glühweindufts

Das Motto: Klein, aber oho-ho-ho!
Die Besucherinnen und Besucher dürfen sich auf das volle Programm freuen – oder zumindest auf das, was man landläufig „weihnachtliches Ambiente“ nennt: Holzhütten, die aussehen, als wären sie direkt aus einem Ikea-Winterkatalog gefallen, Kerzen, die mehr flackern als leuchten, und Menschen, die ihre Finger an dampfenden Tassen wärmen, während sie innerlich überlegen, ob sie sich wirklich noch eine handgetöpferte Teelichtschale leisten sollten.

Im und um das Heimatmuseum herum wird es dabei so gemütlich, dass man fast vergisst, dass Weihnachten eigentlich purer Stress ist. Die Stadt hat ganze Heerscharen privater Aussteller mobilisiert, die in liebevoller Handarbeit Dinge produziert haben, die man nicht braucht, aber unbedingt haben will – vom bestickten Kissen mit Rentiermotiv bis zur Alpakawollsocke, die so weich ist, dass man sie am liebsten adoptieren möchte.

Natürlich dürfen Klassiker nicht fehlen: Weihnachtspyramiden, die sich langsamer drehen als die Verwaltung in der Sommerpause, und Schwibbögen, deren Lichter Glanz in jede müde Dezemberseele bringen. Wer’s nachhaltiger mag, findet Fair-Trade-Produkte, handgegossene Dekofiguren aus mysteriösen Materialien namens Raysin und Keraflott (klingt wie Pokémon, riecht aber nach Bastelraum), und Kalender für 2026, falls man sich schon jetzt an die gute alte Zeit „vor dem nächsten Jahr“ erinnern möchte.

Für den leiblichen Wohlstand ist ebenfalls gesorgt – in Kooperation mit lokalen Helden wie dem Förderverein der Diakonie, Rot Weiss Ahlen und dem Lions-Club. Sie sorgen dafür, dass Glühwein, Bratwurst und Kekse nicht nur gut schmecken, sondern auch einen guten Zweck haben. Denn nichts wärmt das Herz mehr, als zu wissen, dass man mit der dritten Bratwurst des Tages gerade wohltätig handelt.

Auch der Weltladen ist am Start – vermutlich mit Produkten, die weiter gereist sind als man selbst seit 2020 – und die Hospizbewegung sorgt dafür, dass bei all der Fröhlichkeit niemand vergisst, worum es an Weihnachten wirklich geht: Menschlichkeit, Mitgefühl und ein bisschen Demut zwischen den Plätzchenkrümeln.

Musikalisch wird das Ganze am Sonntag um 15 Uhr vom Posaunenchor untermalt, der so zuverlässig zur Weihnachtszeit gehört wie der Stau auf dem Parkplatz. Wenn die ersten Töne von „O du fröhliche“ durch die kalte Luft wabern und jemand versucht, im Takt zu klatschen (vergeblich), dann weiß man: Jetzt ist wirklich Advent.

Und so wird das Heimatmuseum für zwei Tage zum Zentrum der a(h)l(l)en’schen Gemütlichkeit: ein Ort, an dem Menschen mit roten Nasen, klebrigen Fingern und einem leichten Glühweinlächeln in den Augen durch Stände schlendern, Geschenke kaufen, die sie später selbst behalten, und das große, leuchtende Versprechen der Vorweihnachtszeit spüren – dass alles ein bisschen schöner, wärmer und heller ist. Zumindest bis Montagmorgen, wenn das Museum wieder zum Museum wird und die Glühweinflecken auf dem Kopfsteinpflaster zurückbleiben – als stille Zeugen des kollektiven „Ho-ho-ho“-Wahnsinns.