Skip to main navigation Skip to main content Skip to page footer

Ahlen im Zeitraffer: Mittelalter zum Anfassen – jetzt auch mit Würstchen und Stockbrot statt Pest und Pranger

Achtung, Bürger, Bauern und Burgfräulein – zieht euch die Strumpfhosen hoch und entstaubt den Helm aus der letzten Karnevalskiste: Ahlen lädt wieder zur Zeitreise ins Mittelalter, und zwar mitten ins Heimatmuseum an der Wilhelmstraße. Das Ganze nennt sich „Mittelaltertage“ und ist bereits die sechste Staffel dieser historischen Netflix-Attraktion – nur eben ohne Streaming, dafür mit Stockbrot. Eintritt frei, Nostalgie unbezahlbar.

Ahlen im Zeitraffer: Mittelalter zum Anfassen – jetzt auch mit Würstchen und Stockbrot statt Pest und Pranger

Los geht’s am Samstag von 14 bis 18 Uhr und Sonntag schon ab 11 Uhr, damit die Ritter auch rechtzeitig ausgeschlafen sind. Wer also schon immer mal einem Knochenschnitzer beim Knochenschnitzen zusehen wollte, während eine Lederhandwerkerin Leder handwerkt und ein Wollspinner die Wollspindel heißlaufen lässt – hier gibt’s endlich die Gelegenheit. Das alles garniert mit einem Ringpanzermacher, der beweist, dass Stricklieseln auch aus Eisen sein können.

Natürlich darf die Schwertkampfgruppe nicht fehlen. Sie zeigen live, wie man im 12. Jahrhundert Nachbarn von der Grundstücksgrenze überzeugt hat – ganz ohne Anwalt, aber mit Klinge. Die Vorstellung ist so authentisch, dass man fast vergisst, dass die Schwerter stumpf sind. Wobei, im Zweifel rettet das sowieso nur die Haftpflichtversicherung.

Für die Familien ist auch gesorgt: Die Kinder dürfen beim mittelalterlichen Spielen erleben, dass ein iPad im 12. Jahrhundert ungefähr so sinnvoll gewesen wäre wie eine Tiefkühlpizza ohne Strom. Stattdessen gibt’s Lesezeichen basteln im Scriptorium – für Bücher, die keiner mehr liest. Außerdem: Mehl mahlen mit der Handmühle. Wer wissen will, warum Oma früher so kräftige Arme hatte, wird es hier am eigenen Bizeps erfahren. Dazu noch Spinnen von Wollfäden (Instagram war damals noch nicht erfunden) und ein Basteltisch, an dem sich die Kleinen Kronen und Helme aus Pappe zusammenschustern können. Mittelalterliche Upcycling-Kunst – damals nannte man es Armut.

Das Museum selbst wird zur Bühne: Tische mit Nachbildungen aus dem 12. Jahrhundert zeigen, was man damals so gefuttert hat. Spoiler: keine Pommes, aber viel Brei. Und weil eine Burgmannspflicht nie ohne Zoff zu haben war, gibt’s Verteidigungsdemonstrationen, die eindrucksvoll zeigen, wie mühsam Stadtmauern sichern war, wenn man keinen Sicherheitsdienst mit Walkie-Talkie hatte.

Natürlich darf das leibliche Wohl nicht fehlen: Würstchen, Getränke ohne Prozente und für die Kinder Stockbrot – der einzige Snack, bei dem man eine halbe Stunde schwitzen muss, bevor man etwas halbverkohltes essen darf. Dazu gibt’s Musik, die klingt, als hätten Dudelsäcke und Trommeln ein Joint Venture gegründet, und schon fühlt man sich mitten in Ahlens Downtown wie in einer Taverne von Game of Thrones, nur ohne Drachen und Intrigen.

Wer in mittelalterlicher Montur kommt, ist besonders willkommen. Endlich mal die Gelegenheit, das Gewand aus der letzten LARP-Runde wiederzutragen, ohne schräg angeschaut zu werden.

Die sechsten Ahlener Mittelaltertage sind eine Mischung aus Geschichtsunterricht, Kindergeburtstag und cosplayfreiem Mittelaltermarkt. Ein Event, das beweist: Ahlen kann Mittelalter – und zwar mit allem, was dazugehört, außer der Pest.