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Ahlen parkt, plakatiert und pflastert den Fortschritt – die Gebührenrunde tanzt Walzer

Ein Dienstag im Oktober, 16:01 Uhr. Der Ratssaal der Stadt Ahlen verwandelt sich in ein Epizentrum der kommunalen Dramatik: Die Sitzung des Ausschusses für Ordnung, öffentliche Einrichtungen, Digitalisierung und Anregungen – kurz: AfÖ, was ungefähr so sexy klingt wie „Staubsaugerbeutel Typ M“. Auf der Tagesordnung: Gebühren. Klingt trocken, war’s auch – aber eben auf die charmant-ahlenerische Art.

Ahlen parkt, plakatiert und pflastert den Fortschritt – die Gebührenrunde tanzt Walzer

Die große Parkschein-Offensive

Beginnen wir mit dem Aufreger des Abends: Die zweite Änderung der Parkgebührenordnung. Ahlen führt den Einheitsparkschein ein – eine Art kommunale Eintrittskarte in die Welt des digitalen Fortschritts. Ab dem 24. November 2025 kann man in der ganzen Stadt mit einem Parkschein parken. Revolution! Oder wie man in Ahlen sagt: „Endlich Schluss mit dem Parkautomaten-Bingo!“

Ein Ausschussmitglied findet das Ganze allerdings „eine Sitzung zu spät“, weil man lieber gleich ein App-gesteuertes Parkleitsystem hätte. Klingt modern, aber in Ahlen wird Digitales lieber in homöopathischen Dosen eingeführt – nicht dass das WLAN noch beleidigt ist. Andere Teilnehmer zeigen sich pragmatisch: „Handyparken gibt’s schon – aber keiner nutzt’s.“ Vermutlich, weil die App bei 38 Grad im Schatten oder bei Nieselregen zuverlässig abstürzt.

Am Ende steht der Beschluss: Erste halbe Stunde gratis, danach ein Euro, dann 50 Cent pro weitere halbe Stunde. Maximal vier Euro am Tag. Bürgerfreundlich, könnte man sagen – oder: der erste kommunale Versuch, den Parkplatz zum Kurzurlaubsort zu machen.

Plakate, Plakate überall

Weiter ging’s mit der Sondernutzungssatzung. Klingt nach Paragrafen-Bingo, ist aber in Wahrheit das Fundament jedes ordentlichen Laternenmasts. Denn hier wurde festgelegt, wie, wann und wo man künftig seine Wahlplakate in die Ahlener Landschaft tackern darf.

Ein Mitglied mahnt, die Verwaltung solle bei Veranstaltungen wie der Motorradmeile mal Fünfe gerade sein lassen und keine Gebühren erheben. Eine andere Stimme aus der Verwaltung beruhigt: Man könne auf Gebühren verzichten – wenn ein öffentliches Interesse bestehe. Heißt übersetzt: Wenn die Stadt auch Bock drauf hat.

Natürlich gibt’s auch was zu feiern: Die Bewirtung von Gästen im Freien wird künftig mit 0,00 Euro pro Quadratmeter berechnet. Ein revolutionäres Geschenk an alle, die ihren Kaffee gerne auf dem Bürgersteig schlürfen. Andere Sondernutzungen – etwa Container, Bauzäune oder Werbeaktionen – bleiben gebührenpflichtig. Denn irgendwoher muss ja das Geld für die neuen Parkscheinautomaten kommen.

Und was die Wahlwerbung betrifft: Ab sofort darf jede Partei 30 Großplakate und bis zu 1.040 Laternenflächen nutzen. Eine echte Einladung zur Pappschlacht! Ahlen wird also zur Kunstgalerie der Demokratie – vom Baum bis zur Ampel. Ein kleiner Trost: Wer keine Lust mehr auf Gesichter im Format DIN A0 hat, muss nur bis sechs Wochen nach der Wahl warten. Dann kehrt wieder freie Sicht auf den Himmel ein.

Die Straße, die ein bisschen verschwindet

Ein weiteres Highlight – im besten Sinne unscheinbar – war die Teileinziehung der Straße „Im Linnenfeld“. Sie wird künftig ein Stück weit keine öffentliche Straße mehr sein. Der Kommandant der Westfalenkaserne soll informiert werden, „damit er seine Soldaten korrekt einweisen kann“. Eine Szene, die man sich bildlich vorstellen möchte: Uniformierte Männer mit Marschbefehl – „Zielobjekt: Sackgasse!“

Bürokratie mit Herz

Unter „Verschiedenes“ ging es dann noch um die ewige Frage: Wer ist jetzt eigentlich für Sondernutzungen zuständig? Antwort: Gruppe 1.2 im Ordnungswesen. Ein Mysterium weniger, ein Aktenzeichen mehr.

Und schließlich der Moment fürs Herz: Der Vorsitzende verabschiedete sich rührend, dankte der Verwaltung und lobte das bürgerschaftliche Engagement. Es wurde sogar ein Präsent überreicht – vermutlich kein Parkschein.

Fazit

Die Sitzung dauerte exakt 24 Minuten – also fast so lange wie ein normales Ahlener Parkticket. In dieser knappen Zeit schaffte es der Ausschuss, Parken neu zu erfinden, Wahlplakate zu domestizieren, eine Straße verschwinden zu lassen und die Bürokratie um eine Anekdote reicher zu machen.

Ahlen beweist damit wieder einmal: Fortschritt braucht keine großen Worte, nur gute Gebührenordnungen. Und vielleicht ein bisschen Humor.