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Ahlen schaut Wahl-TV im Rathaus – nur ohne Fernbedienung

Sonntag, 14. September, 18 Uhr: Während andere Städte gemütlich die Tagesschau einschalten, verwandelt Ahlen den Rathaussaal in eine Mischung aus Public Viewing, Kaffeekränzchen und Wahlarena. Statt Fußball läuft hier die Kommunalwahl, statt Bierbecher klirren Wasserflaschen, und die Stimmung schwankt irgendwo zwischen Opernball und Bingoabend.

Die Moderation: VHS trifft Rathaus

Die große Show auf der Großleinwand

Im Zentrum des Spektakels: eine Großleinwand, auf der die Ergebnisse aus den Ahlener Wahlkreisen eintrudeln. Live, bunt und pixelig – fast so spannend wie der Eurovision Song Contest, nur ohne Glitzerkleider und Pyrotechnik. Statt „12 Points from Norway“ heißt es: „23 Stimmen aus Dolberg“. Das Publikum tobt.

Wer braucht Netflix, wenn man zusehen darf, wie die Demokratie in 0,3-Prozent-Schritten voranschleicht?

Die Moderation: VHS trifft Rathaus

Durch den Abend führt eine VHS-Leiterin – was beweist, dass in Ahlen wirklich jeder irgendwann ans Mikro darf, solange er schon mal einen Kurs „Rhetorik für Fortgeschrittene“ geleitet hat. Assistiert wird sie von einem Vertreter der Stadt, dessen Aufgabe es ist, die eintreffenden Zahlen vorzulesen, als handle es sich um Lottozahlen. Der Unterschied: Beim Lotto gewinnt wenigstens jemand sofort.

Integrationsrat inklusive

Damit niemand sagen kann, man vergesse die Vielfalt, werden neben den Kommunalwahlen auch die Ergebnisse der Integrationsratswahl präsentiert. Hier ist die Spannung ähnlich hoch, nur dass das Publikum manchmal überlegen muss: „Worum ging’s da nochmal?“

Programmpunkte gegen Langeweile

Damit die Leute zwischen zwei Hochrechnungen nicht einschlafen, hat man sich ein „interessantes Rahmenprogramm“ ausgedacht. Überraschungsgäste aus Ahlen sind angekündigt – vermutlich die üblichen Verdächtigen: jemand vom Schützenverein, ein lokaler Künstler oder der Mann, der immer alles über die Geschichte der Westenmauer erzählen kann. Wer Glück hat, bekommt sogar eine spontane Anekdote aus dem Stadtsportbund.

Musik statt Feuerwerk

Musikalisch begleitet wird das Ganze von zwei Herren mit Gitarren. Kein DJ, kein Orchester, sondern bodenständige Musik, die den demokratischen Herzschlag untermalt. Man stelle sich vor: Während in Berlin Politiker vor Kameras schwitzen, wird in Ahlen der Wahlabend mit einem Gitarrensolo aufgepeppt. Demokratie kann so akustisch sein.

Das Publikum: live dabei beim Demokratie-Buffet

Die Bürger sind eingeladen, den Wahlabend hautnah mitzuerleben. Mitfiebern, mitdiskutieren, mitspekulieren – und hoffentlich auch mit etwas Nervennahrung, denn zwischen 18 und 23 Uhr wird Ahlen vor allem eines tun: warten. Warten auf Ergebnisse, warten auf Stellungnahmen, warten auf den Moment, wo jemand die magischen Worte sagt: „Die Wahlbeteiligung liegt bei …“.


Ahlen macht aus dem Wahlabend eine Live-Soap. Statt in der Kneipe oder vor dem Fernseher trifft man sich im Ratssaal, wo Beamerlicht und Akustikgitarren eine ganz eigene Dramaturgie entfalten.

Es ist die große Mischung aus Statistik, Lokalpolitik und Kleinkunst. Und am Ende bleibt die Erkenntnis: Demokratie ist manchmal kein Thriller, eher eine Diashow mit musikalischer Begleitung. Aber immerhin – in Ahlen kriegt man dazu Applaus.