Ahlen wählt Integration – Demokratie im XXL-Kaffeekränzchen
Der Integrationsrat – mehr als ein Kaffeekreis?
„Der Integrationsrat ist ein wichtiges Gremium“, so der offizielle Tenor. Wichtiger als der Schützenverein, fast so wichtig wie der Planungsausschuss für Parkbänke. Denn hier bekommen „Menschen mit internationaler Geschichte“ eine Stimme. Nicht, dass sie vorher stumm gewesen wären – aber jetzt dürfen sie ihre Anliegen offiziell ins Mikrofon sprechen, während die Verwaltung freundlich nickt.
Die Schlagworte des Abends: Teilhabe, Chancengleichheit, Zusammenhalt. Drei Worte, die so häufig fallen, dass man sie glatt für die Zutaten eines kommunalpolitischen Kochrezepts halten könnte. Leider schmeckt das Gericht in der Praxis oft nach lauwarmem Verwaltungskaffee.
Die Kandidatenrunde
Die Bewerberinnen und Bewerber durften erklären, warum sie antreten. Die Bandbreite reichte von „Wir müssen mehr Bildung wagen“ über „Der Arbeitsmarkt darf kein exklusiver Club sein“ bis hin zu „Lasst uns endlich mal miteinander reden, statt übereinander“. Kurz: Themen, die schon seit Jahrzehnten wie ein Dauerschlager durch alle Gremien laufen. Neu ist höchstens die Verpackung.
Man stelle sich die Szene vor: Jeder Kandidat betont mit ernster Miene, wie wichtig Begegnung und das Ende der Diskriminierung sind. Applaus. Dann wiederholt der nächste fast dasselbe, nur mit einem anderen Adjektiv. Die Verwaltung schreibt mit, nickt und denkt: „Das könnte eine PowerPoint-Folie werden.“
Demokratie mit 13,4 Prozent Akku
Wahlberechtigt sind in Ahlen rund 15.500 Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Klingt nach einer großen Bühne. Doch ein Blick zurück: Bei der letzten Wahl 2020 lag die Beteiligung bei 13,4 Prozent. Das ist ungefähr so viel Begeisterung wie für eine Steuererklärung im Juli.
Die Hoffnung bleibt, dass diesmal mehr Menschen das Kreuzchen machen – nicht nur, weil es wichtig ist, sondern auch, weil Wahlurnen sonst traurig aussehen, wenn sie fast leer bleibe
Neuer Name, neues Glück
Mit der Wahl wird aus dem Integrationsrat automatisch der „Ausschuss für Chancengerechtigkeit und Integration“. Ein Name, der so sperrig ist, dass er vermutlich auf kein Türschild passt. Dafür aber mit großem Anspruch: Jetzt geht’s nicht nur um Integration, sondern auch um die heilige Mission der Gerechtigkeit. Bald vielleicht sogar um Einhörner und Weltfrieden.
Das neue Gremium besteht aus zehn direkt gewählten Mitgliedern und fünf Ratsmitgliedern, die vom Stadtrat geschickt werden. Eine bunte Mischung aus Basisdemokratie und Ratspolitik – quasi ein politisches Curry, das hoffentlich nicht nur nach Verwaltungssoße schmeckt.
Der Integrationsrat, pardon: der Ausschuss für Chancengerechtigkeit und Integration, ist Ahlens kleiner Beitrag zum großen Experiment „Wie bringen wir 100 Nationalitäten an einen Tisch, ohne dass jemand meckert?“ Die Kandidaten sind motiviert, die Verwaltung betont das Pathos, und die Bürger dürfen wählen – wenn sie Lust haben.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Integration ist kein Ziel, sondern ein Dauerlauf. Und Ahlen hat immerhin die Turnschuhe geschnürt. Ob die Beteiligung diesmal über 13,4 Prozent hinausgeht, wird zeigen, ob die Stadt nur redet – oder tatsächlich in Bewegung kommt.