Ahlens Ausschuss für Soziales – Wenn Ordnung, Müll und Moral aufeinanderprallen
Punkt 1: Die große Vorstellungsrunde
Los geht’s mit einer PowerPoint-freien Werbeveranstaltung: Die Drogenberatung und die Aidshilfe dürfen ihre Arbeit vorstellen. Wahrscheinlich wird es eine Mischung aus Statistik („so viele Beratungen, so viele Präventionsflyer, so viele Kaffeekannen geleert“) und Herzblut („wir tun was fürs Gemeinwohl, hurra!“). Dass man sich die Bühne teilt, ist praktisch: Wer nicht wegen Drogenberatung bleibt, bleibt vielleicht wegen Aidshilfe. Man nennt das in Marketingkreisen „Cross-Promotion“.
Punkt 2: Die große Kassenfrage
Danach geht’s ums Geld. Die Drogenberatung hätte gerne nicht nur die bisherigen 34.500 Euro, sondern rund 4.000 Euro mehr. Die Summe klingt im Haushaltsgefüge wie ein Rundungsfehler zwischen „neue Brücke“ und „Parkbank mit Edelstahlarmlehne“. Trotzdem wird im Ausschuss vermutlich heftig darüber diskutiert, ob 38.511,06 Euro nicht zu viel sind – schließlich könnte man für das Geld auch eine halbe Bushaltestelle oder drei Wochen Laternenstrom finanzieren.
Punkt 3: Asyl – die Mathematik der Menschlichkeit
Jetzt wird’s mathematisch: Zuweisungsschlüssel, Prozentwerte mit 14 Nachkommastellen, monatliche Pauschalen von exakt 1.013 Euro. Klingt wie eine Buchhaltungsprüfung, ist aber Sozialpolitik. Dabei geht es im Kern um Menschen, die irgendwo wohnen müssen. Der Ausschuss wird lernen, dass eine Stadt wie Ahlen zwar Menschen aufnimmt, aber das Land nicht für jeden Cent zahlt. Bürokratie trifft Barmherzigkeit – und beide sprechen verschiedene Sprachen. Besonders charmant: Der Zuweisungsschlüssel mit dem Wert 0,30218161349274 %. So präzise wie ein NASA-Start, so irrelevant im Alltag wie ein Wetterbericht für den Mars.
Punkt 4: Sozialraumsteuerung im Osten
Nun zum Herzstück: Die SPD will wissen, was im Osten los ist. Und zwar nicht in geopolitischem Sinne, sondern rund um die Hansastraße. Dort häufen sich angeblich Müll, Konflikte und spontane Freilufttoiletten. Beschwerden gibt es reichlich – über Sperrmüll, der ohne Anmeldung die Bürgersteige dekoriert, über Respektlosigkeit und über Lärm. Kurz: ein Quartier zwischen lebendig und lebendig ungepflegt.
Die Verwaltung kennt das Problem natürlich schon. Schließlich sind Beschwerden in deutschen Amtsstuben so etwas wie die tägliche Vitaminzufuhr. Nur: Täter identifizieren? Schwierig. Man könne schlecht eine Excel-Liste führen, welcher Nationalität welches weggeworfene Sofa zugeordnet werden darf. Also wird weiter aufgeräumt, gequatscht und pädagogisch geschult. Neu: Es gibt bald eine Stelle für „Abfallpädagogik“. Endlich! Jemand, der uns beibringt, dass Bananenschalen nicht auf den Gehweg, sondern in die Biotonne gehören.
Die Maßnahmen?
- Quartalsgespräche über Müll – quasi die „Talkshow der Tonne“.
- Öffentlichkeitsarbeit, um klarzustellen: Illegale Müllentsorgung ist kein Kavaliersdelikt (als hätten Menschen bisher gedacht: „Och, ist doch Kunst im öffentlichen Raum“).
- Schulprojekte, damit schon Kinder lernen: Müll trennt man – am besten von der Nachbarschaft.
Punkt 5: Verschiedenes
„Verschiedenes“ ist wie der Joker in einer Talkshow: Man weiß nie, was kommt. Vielleicht der Hinweis, dass die Kaffeemaschine im Rathaus zu laut ist. Vielleicht ein Antrag, mehr Parkbänke mit WLAN auszustatten. Oder einfach nur die übliche Bitte: „Können wir jetzt nach Hause?“
Sozialausschuss als Reality-Show
Diese Sitzung hat alles: Drama (Asylquoten und Müllkrisen), Comedy (Abfallpädagogik als neue Superkraft), und ein bisschen Tragödie (Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, während die Politik über Summen streitet, die kleiner sind als die Cateringrechnung für die nächste Verwaltungsklausur).
Am Ende bleibt das Gefühl, dass Politik in Ahlen funktioniert wie ein Mehrwegbecher: praktisch, aber manchmal tropft’s. Und egal, wie sehr man es spült – ein leichter Beigeschmack bleibt immer.