Skip to main navigation Skip to main content Skip to page footer

Asphalt wird zur Bühne – Das große Straßentheater von Ahlen

Kaum sind die Zuckerwatte-Reste vom Asphalt gekratzt und die letzten Riesenräder gen Horizont gerollt, verwandelt sich der Ort des süßen Jahrmarktswahns in eine neue Bühne: das Große Baggerballett von Moltkestraße und Holzweg. Der Vorhang aus rot-weißen Absperrbaken hebt sich, der Presslufthammer trommelt den Takt, und irgendwo seufzt ein Navigationsgerät: „Route wird neu berechnet.“

Asphalt wird zur Bühne – Das große Straßentheater von Ahlen

Denn wo vor Kurzem noch Kinder mit klebrigen Händen Karussell fuhren, dürfen jetzt ausgewachsene Männer mit noch klebrigeren Sicherheitswesten baggern, fräsen und walzen, bis der Asphalt glänzt wie ein frisch gebügeltes Amtshemd. Das Projekt trägt den offiziellen Arbeitstitel „Instandsetzung der bestehenden Fahrbahnschäden“, im Volksmund aber heißt es: Operation Schlaglochfreiheit 2025 – Jetzt wird glattgemacht!

Wenn Pflastersteine in Rente gehen

Die ehrwürdigen Pflastersteine, die seit Jahrzehnten Wind, Wetter und Einkaufswagen überstanden haben, werden in diesen Tagen in den wohlverdienten Ruhestand geschickt. Es heißt, sie hätten noch bis zuletzt versucht, Unebenheit als „ästhetisches Alleinstellungsmerkmal“ zu verkaufen. Aber nein – die Moderne duldet keine Stolperfallen mehr. Die neuen Asphaltdecken kommen, glatt wie Verwaltungssprache und robust wie ein Antrag in dreifacher Ausfertigung.

Auch die Natursteinrinnen – diese historischen Wasserführungsdivas – müssen weichen. An ihre Stelle treten Betonsteinrinnen: pflegeleicht, gerade, emotionslos. Der Beton macht keine Zicken, keine Fugenphilosophie, kein Geröllgedicht. Ein stiller Sieg der Zweckmäßigkeit über die Poesie des Kopfsteinpflasters.

Die Stadt als Escape Room

Wer während der Bauzeit versucht, von „Am Bahndamm“ zur „Von-Geismar-Straße“ zu gelangen, wird Zeuge eines neuen Trends: Kommunales Escape Gaming.
Die Regeln sind einfach: Du darfst nicht durch, du darfst nicht wenden, und dein Navi lügt. Gewinner ist, wer nach drei Wochen nicht auf einem Feldweg in Dolberg landet.

Natürlich geschieht all das zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger. Irgendwo in einem Baucontainer mit Thermobecher und Bauhelm sitzt ein Planer, der überzeugt ist: Drei Wochen Vollsperrung sind nichts im Vergleich zu einem Leben voller komfortabler Asphaltglätte. Man könnte fast meinen, die Stadt wolle uns erziehen – zu geduldigen, umleitungsfähigen Optimisten.

Die Parkstraße – der Epilog

Kaum ist das letzte Bitumen getrocknet und die orangefarbenen Fahrzeuge rollen davon, beginnt schon das nächste Kapitel: die Parkstraße. Sie wartet schon ungeduldig auf ihre Frischzellenkur, blickt neidisch auf die glänzende Nachbarschaft und flüstert: „Ich bin dran, oder?“
Jawohl. Eine Woche später zieht der Bautrupp weiter wie ein Zirkus, der jedes Mal die Manege neu aufbaut – nur mit weniger Applaus und mehr Staub.

Moral von der Geschicht’

Die Kirmes mag vorbei sein, aber das Spektakel bleibt. Statt Riesenrad gibt’s jetzt Walzenrad, statt Achterbahn eine Umleitung, die jeden Kreisel zum Abenteuer macht. Und wer denkt, das sei lästig, hat das Konzept „Fortschritt“ noch nicht verstanden:
Er riecht nach Teer, klingt nach Presslufthammer und kommt immer genau dann, wenn man sich gerade an die Umleitung gewöhnt hat.

Willkommen in Ahlen, wo die Straßen nie schlafen – sie werden nur neu gemacht.