Skip to main navigation Skip to main content Skip to page footer

Berlin und der kopflose Weihnachtsbaum – eine Fichte zwischen Hoffnung, Metallbau und Realpolitik

Berlin hat mal wieder geliefert. Und zwar nicht irgendeine kleine Hauptstadt-Anekdote, sondern eine national bedeutsame, tief ergreifende, gesellschaftlich spaltende Katastrophe: Der offizielle Weihnachtsbaum vor dem Abgeordnetenhaus hat seine Spitze verloren. Ja, richtig gelesen. Die Fichte ist kopflos. Enthauptet. Politisch also praktisch bestens vorbereitet.

Berlin und der kopflose Weihnachtsbaum

Was war passiert? Nun, die rund zehn Meter lange Fichte – ein stolzes Nadelgewächs, das irgendwo im märkischen Hinterland vermutlich noch große Hoffnungen hatte – wurde per Lastwagen in die Hauptstadt gekarrt. Vermutlich dachte sie noch: „Ich werde Berlins weihnachtlicher Superstar!“ Doch dann kam der Berliner Verkehr. Oder das Schicksal. Oder einfach ein Moment, der sich mit den Worten „Huch, Mist“ im Fahrtenbuch zusammenfassen lässt.

Jedenfalls: Die Fichte knickte. Nicht etwa aus Stress, nicht vor Ehrfurcht, nicht wegen der politischen Atmosphäre. Nein. Sie brach einfach ab. Zack. Spitze weg. Berlin hat schon Wahlen vergeigt, Flughäfen verschoben, Geld verplant – aber einen kopflosen Weihnachtsbaum? Das ist selbst für Hauptstadtverhältnisse ein poetischer Neuanfang.

Der Sprecher der Parlamentsverwaltung bestätigte dann, was man sich bereits dachte: „Der Baum ist kaputt.“ Auch eine Art Jahresendfazit, aber nun gut.

Doch Berlin wäre nicht Berlin, wenn man nicht zuerst versucht hätte, das Desaster mit Improvisation und einem leichten Hauch Wahnsinn zu lösen. Also stellten Arbeiter den Baum trotzdem auf – trotz Kopfschaden – und montierten die Spitze mithilfe einer Metallkonstruktion einfach wieder oben drauf. Wie ein weihnachtliches Frankenstein-Projekt. Oder ein besonders ambitionierter Baum-Influencer nach dem Besuch im Baumlifting-Studio.

Man muss sich die Szene vorstellen: Unten Natur, oben Stahl. Der Baum ein echter Hybrid – halb Wald, halb Autobahnbrücke. Ein Statement für moderne Architektur. Ein Mahnmal gegen Sparpolitik. Ein Symbol dafür, wie Berlin grundsätzlich funktioniert.

Doch dann meldete sich – selten genug – die Vernunft. Sicherheitsbedenken. Ja, ausgerechnet in dieser Hauptstadt, wo sonst Laternen, Fahrradständer und verwaiste E-Scooter größere Gefahren darstellen als alles, was die Politik beschließt. Aber gut: Man entschied, dass die Metallspitzenkonstruktion vielleicht doch nicht das Gelbe vom Weihnachtsstern sei.

Also wurde die Fichte wieder abtransportiert. Kommentar der Parlamentsverwaltung: „Wie es weitergeht, ist noch offen.“

Natürlich ist es das. Denn es sind ja Berliner Behörden beteiligt.

Was sind die Optionen?

Option 1: Eine neue Fichte. Möglich, aber riskant – Bäume sprechen sich rum. Die Nadelcommunity könnte Berlin mittlerweile als „Baum-gesundheitliches Risikoareal“ markieren.

Option 2: Man lässt den Baum ohne Spitze stehen. Minimalistisch. Skandinavisch. Politisch neutral, denn ohne Spitze wirkt alles automatisch weniger hierarchisch.

Option 3: Man ersetzt die Spitze durch etwas Symbolisches. Einen Stern der Hoffnung. Einen Berliner Bären. Einen QR-Code für den Haushalt 2026. Oder einfach eine Banane – es wäre zumindest ehrlich.

Option 4: Hauptstadtlösung: „Wir machen einfach gar nichts.“ Dann steht da ein trauriger Stumpf, und jeder Berliner denkt sich: „Ach ja, so sieht’s bei mir auch innerlich aus.“

Fest steht: Der Weihnachtsbaum könnte zum neuen emotionalen Leitmotiv der Hauptstadt werden. Ein kaputtes Symbol, das trotzdem aufgestellt wird, zusammengeschraubt wird, wieder entfernt wird – und schließlich demokratisch in einem Ausschuss besprochen wird, der eigentlich ganz andere Probleme hat.

Vielleicht ist dieser Baum einfach das ehrlichste politische Kunstwerk des Jahres: „Zerbrochene Spitze 2025 – Installation zur Lage der Nation“.

Und irgendwo im Wald steht eine andere Fichte, die sich denkt: „Bruder, ich sag’s dir, ich wachse dieses Jahr nicht so hoch.“