Bombenstimmung in Dortmund – Wenn Geschichte mal wieder durch die Decke geht
Die Bombe ist britisch, also vermutlich höflich, aber dennoch nicht ganz ungefährlich. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst – kurz das kommunale Mut-Team – rückt an, um das alte Kriegsreliquium davon zu überzeugen, dass die Zeit des Zündelns endgültig vorbei ist. Doch vorher heißt es: Alle raus!
Denn wer in einem Radius von 225 Metern um das Relikt herum wohnt, darf heute mal wieder „Evakuierungs-Bingo“ spielen. Rund 500 Dortmunderinnen und Dortmunder müssen ihre Wohnungen verlassen – freiwillig, aber mit Nachdruck. Und weil die Stadt Dortmund inzwischen Erfahrung im Krisen-Management hat (man denke nur an Baustellen), läuft die Organisation fast so rund wie der Sprengkörper selbst.
Die Stadt hat extra eine Betreuungsstelle in der Sporthalle des Heisenberg-Gymnasiums eingerichtet – was natürlich doppelt Sinn ergibt: Heisenberg war schließlich Physiker. Hier gibt’s Stühle, Kaffee und das schöne Gefühl, in einer Notunterkunft auf Sporthallenbänken zu sitzen, während draußen eine Bombe entschärft wird. Das Ganze ist also eine Art unfreiwilliger Nachmittagsausflug mit historischem Bildungsauftrag.
Ein Evakuierungsbus pendelt ab 16:30 Uhr zwischen Sicherheit und Spannung – Haltestelle: Innsbruckstraße 19. Eine Busfahrt, die sich anfühlt wie ein spontaner Kurzurlaub, nur ohne Koffer und mit deutlich mehr Adrenalin. Und wer gehofft hatte, wenigstens mit dem Auto zu flüchten, hat Pech: Die Derner Straße wird komplett gesperrt. Dortmund steht also wieder still – aber diesmal wenigstens mit gutem Grund.
Währenddessen stehen die Experten in Schutzanzügen bereit, bewaffnet mit Werkzeug, das aussieht wie die Mischung aus Zahnarztbesteck und Alien-Technologie. Die Entschärfung dauert, denn: Die Bombe ist alt, empfindlich und vermutlich beleidigt, dass sie so lange übersehen wurde.
Aber keine Sorge – in Dortmund weiß man, wie man mit explosiven Situationen umgeht. Zur Not hilft ein bisschen Ruhrgebiets-Gelassenheit: „Wird schon schiefgehen, hat ja bisher immer geklappt.“ Und so wartet die Stadt auf das erlösende „Alles sicher!“, während irgendwo ein Radiomoderator schon die Playlist „Boom Boom Boom“ vorbereitet.
Am Ende bleibt alles friedlich, die Bombe entschärft, und Dortmund kann wieder atmen – bis der nächste historische Überraschungsgast auftaucht.