Skip to main navigation Skip to main content Skip to page footer

Das Trump-Stadion: Wo Größenwahn auf Kunstrasen trifft

Der eine baut sich ein Gartenhäuschen, der andere klatscht seinen Namen auf ein 3,7-Milliarden-Dollar-Stadion – jeder hat so seine Hobbys. In der Hauptstadt der gepflegten Großmannssucht plant die Football-Franchise aus Washington ein neues Hightech-Oval, und der aktuelle Bewohner des Oval Office hat eine sehr einfache Bedingung: Das Ding soll gefälligst seinen Namen tragen.

Das Trump-Stadion: Wo Größenwahn auf Kunstrasen trifft

Enthüllt wurde das von einem Sportsender, der sonst nur Transfergerüchte und Hamstring-Verletzungen meldet. Nun also Breaking News aus der Kategorie „Architektur trifft Eitelkeit“. Laut Präsidiums-Pressestelle wäre es nämlich „ein schöner Name“, schließlich habe der oberste Twitter-Fan der Nation den Stadionneubau überhaupt erst möglich gemacht. Ohne ihn, so die Botschaft, würden 65.000 Menschen später einfach auf einem Parkplatz stehen und traurig in die Ferne blicken.

Angeblich findet man die Idee nicht nur im Weißen Haus großartig. Auch ein Miteigentümer der Football-Truppe soll begeistert sein. Klar, Naming Rights sind schließlich das Schönste, was man einem empfindlichen Staatsoberhaupt schenken kann: kein Blumenstrauß, sondern ein Betonkoloß mit VIP-Logen und eigenem Boulevard-Zugang.

Der Hauptbesitzer des Clubs und der Mann mit der Dienstlimousine sollen ohnehin ein „gutes Verhältnis“ haben. Man hat gemeinsam an Finanzierungsplänen geschraubt, als ginge es um eine besonders schwierige Mathehausaufgabe: Eine Milliarde zahlt der District of Columbia, den Rest NFL und Franchise, Extrakosten übernimmt das Team. Kurz gesagt: Die Steuerzahler*innen bauen die Bühne, die Liga bringt die Glitzerkugel mit, und ganz oben soll in riesigen Buchstaben der Name des politischen Dauer-Influencers leuchten.

Gebaut wird auf historischem Boden: Dort, wo einst das legendäre RFK-Stadion stand, in dem die Mannschaft von 1961 bis 1996 gespielt hat. Das alte Kultstadion wird gerade abgerissen – wahrscheinlich, damit es nicht eifersüchtig wird, wenn nebenan die neue Ego-Arena wächst. Die Rückkehr an den Traditionsstandort klingt nach Romantik, riecht aber stark nach „Jetzt nochmal alles in XXL“.

Ironie des Ganzen: Der Präsident wollte das Projekt ursprünglich blockieren, weil er am liebsten auch gleich den früheren, umstrittenen Teamnamen wieder eingeführt hätte. Dass dieser wegen rassistischer Konnotationen gestrichen wurde – geschenkt. Nostalgie schlägt Einsicht, solange genug Beton zum Draufschreiben des eigenen Namens da ist.

Nun wird die neue Arena vermutlich pünktlich zur Frauenfußball-WM 2031 fertig. Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer aus aller Welt könnten dann in ein Stadion einlaufen, das nach einem Politiker benannt ist, der am liebsten jeden zweiten Tweet mit „Make irgendwas great again“ beendet. Wenn das keine Völkerverständigung ist.

Am Ende bleibt die Frage: Ist ein Stadion nach einer Person zu benennen wirklich eine Ehre – oder nur ein sehr teurer Spiegel für ein sehr empfindliches Ego? Die Antwort wird gerade in Washington betoniert.