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Der 300-Millionen-Ballsaal: Wenn im Weißen Haus plötzlich Platzmangel herrscht

In der Welt der großen Politik gibt es ja bekanntlich zwei Arten von Krisen: jene, die die internationale Sicherheit betreffen – und jene, die entstehen, wenn jemand feststellt, dass der neue Ballsaal im Präsidentenwohnsitz vielleicht ein wenig zu groß geraten könnte. Und so kam es, dass der mächtigste Mensch der westlichen Hemisphäre jüngst einen Architekten austauschte, als ginge es um ein quietschendes Scharnier an der Poolhaustür.

Der 300-Millionen-Ballsaal

Der Hintergrund: Ein geplanter Super-Ballsaal, Kostenpunkt rund 300 Millionen Dollar. Ein Betrag, für den man andernorts eine mittelgroße Stadt bauen könnte. Oder zwei, wenn man nicht unbedingt auf Marmor-Toilettendeckel besteht. Doch für das präsidentielle Eigenheim ist das natürlich etwas völlig anderes. Schließlich braucht man Platz – Platz für Feierlichkeiten, Platz für Empfänge, und vor allem Platz für das eigene Ego, das bekanntermaßen in keine Standardbauform passt.

Der bisherige Architekt, ein erfahrener Mann mit einem offenbar noch intakten Sinn für Proportionen, hatte gewagt, auf ein winziges architektonisches Problem hinzuweisen: Das neue Gebäude könnte eventuell – theoretisch – vielleicht – rein optisch – den historischen Bau überragen. Ein Sakrileg! Ein Stilbruch! Ein Schandfleck! Oder, aus Sicht der Bauherrschaft: einfach ein weiterer Grund, den Mann im Mantel und Maßband auszutauschen.

Also musste ein neuer Architekt her. Einer, der offenbar wusste, wie man zeichnet, ohne Fragen zu stellen. Der Vorgänger darf zwar als Berater bleiben, vermutlich irgendwo in einem Nebenraum voller vergessener Baupläne, wo man ihn bei Bedarf hervorholt wie einen alten Lexikonband: nützlich, aber nur, wenn niemand gerade Internet hat.

Das Projekt selbst ist ohnehin schon so umstritten wie ein spontaner Abriss eines denkmalgeschützten Gartenhauses – nur dass es hier nicht um ein Gartenhaus ging, sondern um nichts Geringeres als den Ostflügel des Weißen Hauses. Der wurde kurzerhand abgerissen, als sei er ein missglückter Anbau für Gartengeräte. Kritiker konnten kaum glauben, was sie sahen. Historiker drehten sich kollektiv im Kreis. Und die Bevölkerung fragte sich: „Darf der das?“ – Eine Frage, die in diesem Kontext allerdings schon seit Jahren rein rhetorisch ist.

Der neue Ballsaal ist nun also im Werden, zumindest auf dem Papier. Doch ein klitzekleiner, bürokratischer Zwischenschritt fehlt noch: die Genehmigung durch die Hauptstadt-Planungskommission. Eine Kommission, deren Daseinszweck darin besteht, sicherzustellen, dass niemand aus dem Präsidentenviertel ein Disneyland macht.

Diese Kommission hat den Entwurf allerdings noch gar nicht vorliegen. Man hat ihn einfach nicht eingereicht. Nicht aus böser Absicht, versteht sich. Wahrscheinlich hat man es schlicht vergessen – irgendwo zwischen Baustellenbesuchen, Presseterminen und dem Öffnen der Rechnung über 300 Millionen Dollar. Vielleicht liegt die Mappe jetzt in einem Schrank, eingeklemmt zwischen einem Keksautomat und einem Stapel patriotisch bedruckter Servietten.

Doch egal, ob der Ballsaal am Ende genehmigt wird oder nicht: Die wichtigste Botschaft steht bereits fest. In Zeiten globaler Herausforderungen, politischer Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheiten setzt man im Zentrum der Macht ein monumentales Zeichen – und dieses Zeichen lautet: „Glamour first!“

Und so blickt die Welt gespannt nach Washington, wo der Wille zum Größer-Höher-Breiter-Schöner weiterlebt. Wer weiß, was als Nächstes kommt? Ein Anbau für die Anbauplanung? Ein Hubschrauberlandeplatz mit Spiegelboden? Ein präsidiales Wellness-Areal mit ego-kompatibler Akustik?

Eines ist sicher: Der Ballsaal wird kommen. Und selbst wenn am Ende nur eine Genehmigung fehlt, ein Architekt zu viel geht oder ein Flügel zu wenig steht – gefeiert wird trotzdem.