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Der Admiral aus der Kostümkiste: Wenn ein Sonntagsausflug zur Marine-Operette wird

Es gibt Menschen, die gehen am Wochenende spazieren. Andere besuchen ihre Familie. Und dann gibt es jene seltene Spezies, die sonntags aufsteht, in eine glänzende Uniform steigt, sämtliche Orden des britischen Empire – und vermutlich auch ein paar aus Überraschungseiern – an die Brust tackert und beschließt:

„Heute bin ich Admiral.“

Der Admiral aus der Kostümkiste: Wenn ein Sonntagsausflug zur Marine-Operette wird

So geschehen im beschaulichen nordwalisischen Küstenort Llandudno, wo ein älterer Herr – nennen wir ihn „Captain Fantastica“ – beim Remembrance Sunday auftauchte, als sei er gerade frisch von der Kommandobrücke eines Atom-U-Bootes gestiegen. Uniform: makellos. Haltung: stramm. Gesichtsausdruck: die perfekte Mischung aus Royal-Navy-Stolz und „Ich hoffe, niemand merkt, dass meine Mütze aus Polyester ist“.

Mit großem Ernst legte er einen Kranz nieder – nach eigener Aussage im Namen des offiziellen königlichen Vertreters der Region. Nur dumm, dass dieser Vertreter später erklärte, man habe den Mann noch nie im Leben gesehen. Das ist ungefähr so, als würde jemand behaupten, im Auftrag der NASA zu handeln, während die NASA gleichzeitig erklärt: „Den kennen wir nicht mal von Twitter.“

Die Masche des Möchtegern-Admirals

Natürlich blieb sein Auftritt nicht unbemerkt. Seine Uniform sah in etwa so aus wie der feuchte Traum der Kostümabteilung eines Netflix-Soldatenfilms. Und die Orden? Eine bunte Sammlung aus allem, was glitzert, glänzt und Eindruck schindet. Darunter Auszeichnungen, die sonst nur Offiziere bekommen, die halbe Flotten gerettet oder mindestens einen Sturm mit bloßen Händen besiegt haben.

Doch irgendetwas passte nicht. Es war die Kombination seiner Orden, die Experten stutzig machte. Ein bisschen wie ein Salat, der aus Erdbeeren, Nudeln, Oliven, Gummibärchen und einem Kilo Knoblauch besteht – theoretisch möglich, praktisch aber extrem verdächtig.

Also wandte man sich an den legendären „Fake-Militär-Jägerverein“, eine Gruppe, die sich darauf spezialisiert hat, Schwindler in Uniform aufzudecken. Wenn irgendwo jemand behauptet, General, Feldmarschall oder Mondtruppenkommandant zu sein – sie finden’s raus.

Ihr Urteil im Falle unseres selbsternannten Admirals:
„Dieser Mann ist so echt wie ein Einhorn mit TÜV-Plakette.“

Die traurige Wahrheit: Kein Admiral, kein Offizier – nur sehr überzeugende Fantasie

Recherchen ergaben: Unser Held war in Wahrheit ein ehemaliger Lehrer. Ein Pädagoge, der früher an verschiedenen Colleges unterrichtete und vermutlich tausendmal gesagt hat: „Bitte Ruhe auf den hinteren Plätzen!“ Dass er später im Leben einmal mit glänzenden Abzeichen durch Llandudno marschiert, hatte vermutlich selbst er nicht gedacht.

In seiner aktiven Zeit war er zwar bei einem Schüler-Offizierskorps registriert – allerdings eher in der Rolle eines Ausbilders für Jugendliche als in der eines Admirals, der U-Boote dirigiert und Delfine kommandiert. Der Mann hat sich also selbst befördert.
Vom Klassenzimmer direkt auf die Brücke.
Vom Lehrerzimmer zur Marinelegende.
Von geometrischen Winkeln zu militärischen Orden.

Warum das Ganze?

Vielleicht war es Nostalgie.
Vielleicht eine Midlife-Crisis 35 Jahre zu spät.
Vielleicht einfach die Freude am Glänzen.

Auf jeden Fall zeigt die Geschichte, dass nicht alle Heldenumhänge echt sind – und dass manche Admiralsmützen erstaunlich gut sitzen, selbst wenn sie nur aus dem Kostümfundus stammen.

Doch auch wenn die Nummer aufgeflogen ist: Ein bisschen Respekt muss man ihm lassen. Andere schnitzen Gartenzwerge. Dieser Mann schnitzte sich gleich eine ganze Admiralskarriere.