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Der große Tannenraub von Cottbus: Wenn Weihnachtsbäume auf Wanderschaft gehen

Es gibt Kriminalfälle, die bewegen die Republik: große Wirtschaftsskandale, politische Affären, gestohlene Goldmünzen. Und dann gibt es Cottbus – die Stadt, in der offenbar Weihnachtsbäume entführt werden. Rund 130 Stück. Einfach so. Über Nacht. Spurlos verschwunden, als hätten sie sich heimlich auf den Weg in ein besseres Leben gemacht.

Der große Tannenraub von Cottbus

Die Polizei steht vor einem Rätsel, das selbst für erfahrene Ermittler zu absurd klingt, um es ohne Kaffeepause zu ertragen. Da wurden tatsächlich an einem einzigen Wochenende Bäume im Wert von über 4000 Euro von einem Verkaufsstand geklaut. Man fragt sich unweigerlich: Wie bitte klaut man 130 Weihnachtsbäume?
Mit einem Lastwagen? Einem Schlitten? Oder war es gar eine Horde renitenter Eichhörnchen mit Hang zu Holzdeko?

Die Mitarbeiter des Standes bemerkten den Diebstahl am Montagmorgen – vermutlich in etwa so entspannt wie jemand, der sein Auto sucht und dann feststellt, dass nicht nur das Auto, sondern auch die Garage verschwunden ist. Der Blick muss unbezahlbar gewesen sein: Statt eines prall gefüllten Weihnachtswaldes stand dort nur noch nackter Boden und die stille Hoffnung, dass dies vielleicht ein sehr schlechter Traum sei. War es aber nicht.

Die Polizei wurde verständigt und nahm routiniert die Ermittlungen auf. Aussagekräftige Spuren gab es allerdings keine – offenbar war es ein professioneller Tannen-Coup. Keine Fußabdrücke, keine abgebrochenen Zweige, kein vergessener Plätzchenkrümel. Nur die Tatsache, dass 130 Bäume plötzlich ein neues Zuhause suchen. Ein Weihnachtswunder der unkonventionellen Art.

In der lokalen Bevölkerung brodelt derweil die Gerüchteküche auf Hochtouren:

Theorie 1: Es war ein Extrem-DIY-Weihnachtsfan, der beschlossen hat, sein Haus so opulent zu schmücken, dass selbst der Weihnachtsmann irritiert mit dem Navi neu berechnet.

Theorie 2: Eine geheime Untergrundorganisation von Grinchs, die den Weihnachtsmarkt sabotieren will. Motto: „Ohne Bäume keine Stimmung“.

Theorie 3: Der Verkaufspreis für Bäume ist mittlerweile so hoch, dass sie zu gefragterer Ware geworden sind als Smartphones im Sonderangebot.

Theorie 4: Die Bäume haben sich selbstständig gemacht und sind nach Skandinavien ausgewandert. Schließlich stammt ihr Lifestyle von dort.

Währenddessen versucht der betroffene Verkaufsstand nun, Ersatz zu beschaffen. Das ist so kurz vor Weihnachten allerdings ähnlich einfach wie die Suche nach einem Parkplatz am Samstagvormittag vor einem Möbelhaus: theoretisch möglich, praktisch ein Abenteuer.

Man stelle sich vor, wie die Diebe – oder sagen wir besser: die Tannenbanditen – in einer dunklen Nacht 130 Bäume zusammentragen. Vielleicht mit Funkgeräten, vielleicht mit Nachtsichtgeräten, vielleicht mit der Choreografie einer perfekt geölten Einbrechertruppe. Es ist ein Bild, das gleichzeitig erschreckt und fasziniert. Hat jemand Aufnahmen? Natürlich nicht. Die einzigen Kameras in der Nähe waren vermutlich Attrappen oder auf Urlaub.

Am Ende bleibt die große Frage: Warum?
Wozu braucht jemand 130 Weihnachtsbäume? Will da jemand eine eigene Waldlandschaft eröffnen? Ein Tannen-Labyrinth für Escape-Room-Fans? Oder war es ein Geschenk für jemanden, der „etwas Grünes“ zu Weihnachten wollte – und die Diebe nahmen den Wunsch etwas zu wörtlich?

Bis zur Aufklärung bleibt dieser Fall ein kurioses Highlight der Vorweihnachtszeit. Und irgendwo da draußen – zwischen Lichterketten, Glühweinduft und hektischen Geschenkekäufen – steht vielleicht jemand in einem Wohnzimmer, schaut auf sage und schreibe 130 aufgestellte Tannenbäume und denkt: „Hat sich gelohnt.“