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Der kleine Cayenne-Cowboy – oder: Wenn 15-Jährige glauben, GTA wäre ein Führerschein

Münster, Donnerstagabend, 20:39 Uhr: Während andere Jugendliche sich gerade über Mathehausaufgaben oder TikTok-Fame den Kopf zerbrechen, entscheidet sich ein 15-Jähriger für das klassische Bildungsprogramm „Verfolgungsjagd mit Polizei“. Natürlich nicht im Fahrradmodus – sondern stilecht in einem Porsche Cayenne. Schließlich soll die Pubertät ja nicht nur innerlich rasen.

Wenn 15-Jährige glauben, GTA wäre ein Führerschein

Alles beginnt auf dem Parkplatz eines Supermarkts in Coerde, wo mehrere Jugendliche in besagtem Porsche sitzen. Vielleicht wollten sie nur Parkour üben, vielleicht auch den Wochenend-Einkauf planen – die Polizei war anderer Meinung. Kaum rollt der Streifenwagen an, legt der Nachwuchs-Schumacher den Gang ein und zischt los. Beim Abbiegen noch schnell den Streifenwagen gestreift – als freundliches „Tschüss, war nett“ – und dann ab auf die Königsberger Straße, PS statt Pubertät.

Was folgt, ist Münster’s Antwort auf Fast & Furious: „Coerde Drift“. Blaulicht, Funkverkehr, und irgendwo über den Dächern kreist ein Hubschrauber, weil ein 15-Jähriger beschlossen hat, dass Verkehrsrecht nur eine Empfehlung ist. Die Beamten versuchen es mit Anhaltesignalen, vermutlich in der Hoffnung, dass der jugendliche Fahrer wenigstens „Stopp“ lesen kann. Doch der denkt sich: „Anhalten? Nur was für Erwachsene mit Verantwortungsgefühl!“ und verschwindet in Richtung Innenstadt – vermutlich, um sich selbst zu überholen.

Eine Stunde später: Sichtkontakt verloren. Doch Münster wäre nicht Münster, wenn es nicht auch Wälder gäbe, in denen man sich wunderbar „taktisch unauffällig“ verstecken kann – so zumindest der Plan unseres Nachwuchs-Rennfahrers. Doch die Polizei hat etwas, was er nicht hat: Nachtsicht, Helikopter und Berufserfahrung.

Die Szene, wie sie im Wald endet, lässt sich nur als Mischung aus Krimi, Klamauk und Käfernest beschreiben. Polizisten mit Taschenlampen, Rascheln im Unterholz, und dann: Tada! Der kleine Cayenne-Cowboy liegt da, als hätte er gerade versucht, mit Moos eine Tarnkappe zu basteln. Festnahme, Punktestand minus 1000, Mission fehlgeschlagen.

Bei der anschließenden Durchsuchung zeigt sich: Das Fahrzeug war natürlich geklaut. Am 25. September in Münster entwendet – offenbar, weil das Leben mit Busfahrkarte einfach zu langweilig war. Und als wäre das nicht genug, kommt noch das Bonuslevel: Kein Führerschein, aber mutmaßlich unter Drogeneinfluss. Oder, wie man in der Jugend forscht-AG sagen würde: „Praktische Verkehrserziehung mit erweiterten Bewusstseinszuständen.“

Ein Arzt darf schließlich Blut zapfen, und die Polizei sichert den Porsche. Der 15-Jährige dagegen bekommt ein Strafverfahren deluxe – inklusive pädagogischem Rückflug in die Realität. Nach all dem Drama wird er den Erziehungsberechtigten übergeben, die vermutlich mit jener Mischung aus Wut, Scham und „Warum nur?“ auf ihn warten, die Eltern sonst nur beim Blick auf Handyrechnungen empfinden.

Fazit: Wieder einmal zeigt sich, dass deutsche Jugendliche zwar kein Geld für den Führerschein haben, aber offenbar genug Einfallsreichtum, um sich in der Kategorie „Lebensnahe Verkehrserfahrungen“ einen Platz auf dem Podium zu sichern. Und irgendwo in Münster sitzt jetzt ein Polizist und sagt: „Also früher… da sind wir mit dem Fahrrad durch die Gegend gefahren.“

Willkommen in der Generation Cayenne – wenn der Spieltrieb schneller ist als die Vernunft und der Wald zum Finale wird.