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Der Radweg, der kommen musste: Ahlen, Everswinkel und der epische Kampf um 3,2 Kilometer Asphalt

Es gibt Bauprojekte, die ziehen sich wie Kaugummi im Hochsommer.

Und dann gibt es Radwege im Münsterland – die ziehen sich wie Kaugummi im Hochsommer, nur mit Fahrradklingel.

Der Radweg, der kommen musste

Doch jetzt, nach Jahren, Jahrzehnten, vielleicht sogar mehreren evolutionären Zeitspannen, ist es endlich so weit:
Der Kreis Warendorf macht ernst und baut weiter an seinem mythenumwobenen, beinahe schon panini-albumwürdigen Radwegenetz entlang der Kreisstraßen.
Diesmal südlich von Everswinkel, wo Natur, Landwirtschaft und Fahrräder seit Jahren auf engstem Raum versuchen, sich aus dem Weg zu gehen.

 

Die K19: Die Route, die keiner kennt, aber jeder nutzt

Die K19 – für Außenstehende eine Kreisstraße, für Einheimische die „Ah-da-musst-du-über-den-Schleichweg“-Verbindung – führt von Everswinkel zur L811 zwischen Alverskirchen und Sendenhorst.
Ein Straßenabschnitt, auf dem bisher Fahrräder, Autos, Traktoren und gelegentlich verwirrte Gänse um denselben Platz kämpften.

Jetzt soll ein 3,2 Kilometer langer straßenbegleitender Radweg entstehen.
Straßenbegleitend heißt:
Der Radweg läuft brav parallel zur Straße, so wie ein gut erzogener Hund neben seinem Menschen.
Kein Springen, kein Ausbrechen, nur solides Geradeaus.

 

2017: Der Anfang einer Legende

Schon 2017 wurde das erste 850-Meter-Stück gebaut – ein Abschnitt, der mittlerweile fast kultisch verehrt wird.
In der Lokalgeschichte gilt er als:

„Der Radweg, der tatsächlich fertig wurde.“

Viele meinten damals, das sei ein Einzelfall.
Andere spekulierten, es handele sich um eine optische Täuschung.

Doch nun, viele Jahre später, folgt tatsächlich ein zweiter Bauabschnitt.
Das Münsterland bekommt sein Sequel.

 

Der Spatenstich: Ein kommunales Hollywood-Moment

Der erste Spatenstich wurde offiziell zelebriert – mit zwei wichtigen Personen, die wir hier aus Gründen der Satire-Schonung einfach nennen:

  • Den Bürgermeister der betroffenen Gemeinde: Der Verwaltungs-Held mit Schaufelkompetenz
  • Den Kreisbaudezernenten: Der Mann, der „Radweg“ auch ohne Zettel sagen kann

Beide stehen vor Ort, lächeln, schaufeln symbolisch und signalisieren:
„Ja, liebe Menschen, es passiert wirklich. Kein Photoshop. Kein Fake.“

Es ist der Moment, in dem der Radweg über Jahre hinweg fest an sich geglaubt hat.
Der Moment, in dem er spürt: „Ich werde geboren.“

 

1,2 Kilometer neuer Freiheit – oder wie man im Münsterland sagt: ein klitzekleiner Anfang

Die Grunderwerbsverhandlungen sind abgeschlossen – ein Wunder in sich.
Ab heute wird gebaut: 1,2 Kilometer brandneuer Radweg.

In Satire-Maßstäben sind 1,2 Kilometer etwa:

  • 300 Mal „Geht das nicht schneller?“
  • 45 Mal „Das müsste doch längst fertig sein!“
  • 1 Mal „Meine Güte, das wird ja wirklich gebaut!“

Die Baukosten liegen bei 795.000 Euro, was ungefähr dem Gegenwert von:

  • 3 km Autobahnleitplanke,
  • 0,001 Bundesfernstraße, oder
  • 1 Rathaus-Druckervertrag

entspricht.

Die Breite des Radwegs: 2,5 Meter – also genug Platz, um gleichzeitig Rad zu fahren, zu überholen und noch freundlich zu grüßen.
Und fertig soll das Ganze im Frühjahr 2026 sein.
Das Münsterland fiebert bereits.

 

Der große Plan: Lückenschluss by Design

Der Umwelt- und Planungsdezernent des Kreises – ein Mann, der Radwege offenbar im Schlaf zeichnet – erklärt stolz, dass der letzte Abschnitt voraussichtlich nächstes Jahr kommt.
Es laufen lediglich noch Abstimmungen mit Straßen.NRW, dem Landesbetrieb, der so zuverlässig arbeitet wie ein Baum in der Winterpause.

Wenn alles klappt, wird der Radweg an die L811 angebunden – das große Finale.
Das „Herr der Ringe“-Ende der Radwege.

 

Die Baufirma: Osnabrück liefert

Gebaut wird vom Unternehmen Dieckmann aus Osnabrück – eine Firma, die im Münsterland mittlerweile so oft Asphalt verteilt hat, dass sie eindeutig Lokalstatus besitzt.