Der Rat tagt – Ahlen digitalisiert sich, beruhigt den Verkehr und rettet den Friedhof
„Alexa, wann hat das Bürgerbüro offen?“ – Der Chatbot zieht ins Rathaus ein
Den Auftakt macht ein Thema, das klingt wie Science-Fiction aus der Ahlener Edition: Ein Chatbot soll her.
Das digitale Helferlein soll künftig Bürgerfragen beantworten, rund um die Uhr, freundlich, datenschutzkonform und ohne Kaffeepause.
Für schlanke 949 Euro im Monat könnte Ahlen bald die erste Stadt Deutschlands sein, in der man nachts um halb drei beim Ordnungsamt nach verlorenen Fahrrädern fragen kann – und tatsächlich eine Antwort bekommt.
Natürlich nur, wenn der Bot nicht gerade eine DSGVO-konforme Existenzkrise hat.
Im Rat herrscht Aufbruchsstimmung. Man ahnt: Hier beginnt eine neue Ära – die des 24/7-Paragraphenverständnisses. Die Verwaltung nennt es „effiziente Bürgerkommunikation“, der Rest der Welt nennt es: „Endlich jemand, der immer rangeht.“
Energieberatung und Verbraucherzentrale – die Dauerkarte für Vernunft
Weiter geht’s mit gleich zwei Verträgen, die zeigen, dass Ahlen seine Bürger liebt – oder zumindest ihre Stromrechnung.
Die Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale NRW wird verlängert – sowohl für die Energieberatung als auch für allgemeine Verbraucherfragen.
Damit bleibt sich die Stadt treu: Sie investiert lieber in gute Ratschläge als in schlechte Entscheidungen.
Manch einer munkelt, die Energieberatung sei das Einzige, was in Ahlen noch effizienter laufe als der Stromzähler.
Kirmes, Gebühren und Toilettenwagen – das große Rechnen beginnt
Die 3. Änderung der Satzung über Standgebühren für Veranstaltungen steht an.
Es geht um Zahlen, so trocken, dass man sie fast anzünden müsste, um sie lebendig zu machen:
Wasser 2.600 €, Strom 2.000 €, Toilettenwagen 1.550 €.
Doch wer glaubt, das sei banal, irrt – denn hier zeigt sich der wahre Puls der Stadt:
Ahlen feiert, aber mit Excel-Tabelle.
Und irgendwo zwischen Zuckerwatte, Absperrmaßnahmen und Maikirmesreinigung entsteht das neue Gleichgewicht zwischen Vergnügen und Verwaltungsrecht.
Ergebnis: Eine Überdeckung von 87,81 €.
Das mag klein erscheinen – aber im kommunalen Kosmos ist das ungefähr so selten wie ein Karussell ohne Techno.
Vergabeordnung 2.0 – Bürokratie mit Stil
Dann: die Neufassung der Vergabeordnung.
Klingt sperrig, ist aber Revolution im Aktenordnerformat.
Ab sofort dürfen Aufträge bis 25.000 € direkt vergeben werden – ohne langes Vergabeverfahren, aber mit Email.
Die Verwaltung nennt es „vereinfachte Beschaffung“. Der Volksmund nennt es: „Endlich darf jemand ’ne Glühbirne kaufen, ohne dass Brüssel angerufen werden muss.“
Es ist das stille, fast poetische Erwachen einer Verwaltung, die begriffen hat: Bürokratie ist gut – aber Effizienz ist besser.
Tempo 30 in Vorhelm – das entschleunigte Versprechen
Seit 2022 liegt der Antrag auf dem Tisch – jetzt könnte es endlich soweit sein:
Tempo 30 auf der Ortsdurchfahrt Vorhelm.
Die Grünen haben es beantragt, die Verwaltung prüfte, die Verkehrsschilder warten vermutlich schon aufgereiht in der Werkhalle.
Die Idee: weniger Lärm, mehr Sicherheit – und vielleicht auch ein bisschen mehr Geduld im Alltag.
Man könnte sagen: Vorhelm macht Tempo, indem es es drosselt.
Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein großer für jede Anwohnerin mit offener Balkontür.
Windenergie Westfalen-Lippe – das Ende einer Ära (mit Rückwind)
Das nächste Thema weht kräftig: Die Liquidation der Windenergie Westfalen-Lippe GmbH.
Die Stadt zieht sich zurück, die Windräder drehen sich zwar noch, aber nun rein bilanziell.
Ein Kapitel kommunaler Energiewirtschaft schließt sich – sauber, formgerecht und mit der unerschütterlichen Ruhe, mit der nur Buchhalter über Wind sprechen können.
Nebenbei zeigt Ahlen hier, wie man Klimawandel mit Verwaltung bekämpft: leise, aber rechtssicher.
EGA in Auflösung – Liquidation mit Stil und Stempel
Auch die Entwicklungsgesellschaft Ahlen (EGA) wird in die Liquidation geschickt.
Ein neuer Liquidator übernimmt – seine Aufgabe: „Umsetzung des Gesellschaftsvermögens in Geld“.
Ein Satz, der klingt wie der feuchte Traum jedes Kämmerers.
Keine personellen Auswirkungen, keine finanziellen Überraschungen – also eigentlich alles, was man sich in der Politik wünscht, aber selten bekommt.
Zinsen, Zahlen, Zauber der Finanzverwaltung
Beim Punkt „Festlegung des Zinssatzes für die Eigenkapitalverzinsung“ könnte man fast glauben, Mathematiker hätten die Macht übernommen.
2,76 % lautet der Durchschnittszinssatz, aber das ist mehr als nur eine Zahl:
Es ist der Beweis, dass Ahlen im Vergleich zu 395 anderen Kommunen ganz vorne mitschwimmt – Platz 49 beim Schmutzwasserpreis.
Die Stadt gehört also zu den 13 % günstigsten Kommunen in NRW.
Man kann stolz sagen: Ahlen – klein, sauber, sparsam.
Sportentwicklungsplanung – Training für den Verwaltungsapparat
Ahlen bewegt sich – zumindest auf Papier.
Die Sportentwicklungsplanung soll umgesetzt werden, und plötzlich ist Sport kein Freizeitvergnügen mehr, sondern strategische Zukunftsplanung.
Man könnte meinen, das Rathaus rüstet sich für den Marathon der Moderne.
Vielleicht sieht man bald Verwaltungsmitarbeiter im Laufschritt zwischen Bauamt und Sportplatz pendeln – das wäre gelebte Sportförderung.
Taschengeldbörse – das Ehrenamt der Herzen
Ein Lichtblick: Die Stadt fördert weiter die Taschengeldbörse, das generationenübergreifende Erfolgsmodell.
Jugend hilft Senior, Senior hilft Jugend, und die Stadt hilft mit 4.800 €.
Das ist Sozialpolitik im Taschenformat – und ein Beweis, dass Ahlen Herz hat, auch wenn das Portemonnaie manchmal klemmt.
Digital vs. Analog – das große Parkleitsystem-Duell
Zum Schluss ein episches Finale:
Die FWG will ein digitales Parkleitsystem. LED, Sensorik, App – die Zukunft des Parkens.
Die SPD dagegen plädiert für ein analoges System. Schilder, Pfeile, Menschlichkeit.
Es ist ein Duell zwischen Bytes und Blechschildern, zwischen Zukunftsoptimismus und Parkplatzromantik.
Vielleicht ist die Lösung ja typisch Ahlenerisch: ein analoges Schild mit QR-Code.
Und sonst so? – Friedhof, Osttangente und der Ernst des Lebens
Zwischen den Zeilen taucht noch der Antrag auf, dem Vorhelmer Friedhof 6.000 € Zuschuss zu gewähren – weil selbst die Ewigkeit steigende Betriebskosten kennt.
Und während draußen die Osttangente den Verkehr beschleunigt, denkt man im Rat schon über Geschwindigkeitsdämpfung nach.
Ahlen bleibt also sich selbst treu: Fortschritt ja – aber bitte mit Tempolimit.
Ein Rat, der Zukunft kann
Von Chatbot bis Friedhof, von Windkraft bis Taschengeld – der Rat der Stadt Ahlen zeigt, dass kommunale Politik kein Theater ist, sondern eine gut geprobte Tragikomödie.
Mit Leidenschaft für Paragrafen, Herz für Details und einem Humor, der zwischen Zeile 37 und Haushaltsstelle 1124 aufblitzt.
Am 9. Oktober 2025 tagt nicht einfach der Rat.
Er führt Ahlen durch die große Gleichung zwischen Zukunft, Zuschuss und Zebrastreifen – mit einem Lächeln, das man fast hören kann:
„Bürgernähe? Gibt’s jetzt auch als Chatbot.“