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Der Robinson vom IJsselmeer – oder: Wie man aus einer Wochenendtour ein Survival-Abenteuer macht

Es gibt Menschen, die suchen die Freiheit. Und es gibt Menschen, die finden sie – mitten auf einem niederländischen Binnenmeer, in einem selbstgebauten Zelt aus Baumarktplanen, bewaffnet mit einem halbvollen Snackbeutel und einem Handyakku, der schneller leer war als der Kühlschrank am Sonntagabend.

Der Robinson vom IJsselmeer – oder: Wie man aus einer Wochenendtour ein Survival-Abenteuer macht

Ein deutscher Segler wollte offenbar einfach mal abschalten. Und das hat er auch – im wahrsten Sinne des Wortes. Kein Akku, kein Funkgerät, kein Empfang, kein Plan B. Nur er, das Meer und ein Boot, das beschlossen hatte, nach einer Begegnung mit Felsen eine neue Karriere als unbewegliches Kunstobjekt zu beginnen.

Das IJsselmeer, sonst bekannt für idyllische Sonnenuntergänge, sanfte Wellen und kreischende Möwen, wurde für den Mann zur Bühne seines ganz persönlichen Dramas: „Robinson Reloaded – Lost in Holland“. Nur ohne Kamerateam, ohne Kokosnüsse und ohne Preisgeld.

Am Freitag segelte er noch frohen Mutes hinaus – vermutlich mit einem inneren „Ich bin dann mal kurz weg!“. Spätestens beim Aufprall auf die Felsen dürfte dieses Motto allerdings eine ganz neue Bedeutung bekommen haben. Manövrierunfähig, gestrandet, hungernd und frierend: Der Mann verwandelte sich in eine Mischung aus Outdoor-Influencer und Katastrophentourist.

Mangels anderer Beschäftigung errichtete er ein Zelt aus Planen. Ein Meisterwerk minimalistischer Architektur – Ikea hätte es „Glampingfjord“ genannt. Und weil er kein Funkgerät besaß, blieb ihm nur die Hoffnung, dass irgendwer irgendwann vorbeisegelt – oder wenigstens eine Möwe Mitleid zeigt und Hilfe holt.

Doch wie es im Leben so ist: Der Zufall liebt das Drama. Erst am Sonntagabend, also zwei Tage später, entdeckte ein anderes Boot das Wrack. Der arme Segler – halb Eiszapfen, halb Mensch – wurde von der niederländischen Küstenwache geborgen. Durchgefroren, schwach, aber immerhin um eine Erfahrung reicher: Nie wieder ohne Powerbank!

Man stelle sich das Gespräch mit den Rettern vor:
„Wie lange waren Sie hier?“ – „Zwei Tage.“
„Was haben Sie gegessen?“ – „Wind und Hoffnung.“
„Was gelernt?“ – „Dass Google Maps auf einer Insel ohne Strom nur Deko ist.“

Während die Küstenwache wahrscheinlich noch überlegt, ob man künftig jedem deutschen Hobbykapitän eine Pflichtlektüre namens „Segeln für Anfänger – Kapitel 1: Ladekabel“ aushändigen sollte, dürfte der Gestrandete bereits seine Erlebnisse verarbeiten. Vielleicht in einem Buch. Titelvorschlag: „Vom Bodensee ins Bootlosmeer“ oder einfach „Wie ich lernte, den Akku zu hassen“.

Eines steht fest: Er hat überlebt – ohne Internet, ohne Proviant, ohne Push-Benachrichtigungen. Das allein macht ihn zum Helden einer Generation, die schon Panik bekommt, wenn das WLAN mal für zehn Minuten ausfällt.

Und irgendwo, ganz tief in ihm, sitzt nun die Erkenntnis:
Wer sich auf das IJsselmeer begibt, sollte nicht nur Windrichtung und Wetterlage prüfen – sondern auch, ob das Handy mindestens 20 % Akku hat.