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Die B64 und der Tanz der Promille – Wenn Navigationsgeräte zu singen beginnen

Warendorf, Freitagabend. Während sich andere gemütlich auf das Wochenende vorbereiteten, beschloss eine 66-jährige Fahrerin, die B64 in eine ganz neue Art von Tanzfläche zu verwandeln. Zeugen meldeten ein Fahrzeug, das sich „auffällig“ bewegte – was im Polizeideutsch so viel heißt wie: „Das Auto schlingerte wie ein Betrunkener auf einem Kinderkarussell, der glaubt, er sei in der Formel 1.“

Die B64 und der Tanz der Promille – Wenn Navigationsgeräte zu singen beginnen

Die Polizei reagierte prompt und stoppte das rollende Spektakel in Höhe der Wallpromenade. Dort, wo sonst Spaziergänger die Enten füttern, stoppte diesmal ein Streifenwagen eine Frau, deren Fahrstil eher nach Cocktailparty als nach Verkehrsordnung aussah.

Beim Gespräch mit den Beamten zeigte sich schnell: Die Dame war nicht nur fahruntüchtig – sie war absolut fahruntüchtig. Das ist die höchste Stufe des amtlichen Alkohol-Vokabulars, quasi das „Grand Cru“ der Promillewelt. Wenn man in dieser Kategorie landet, ist nicht mehr von „leicht angetrunken“ die Rede, sondern von einem Zustand, in dem der Autoschlüssel schon beim Einstecken denkt: „Das wird heute nix.“

Vielleicht war sie gar nicht betrunken, sondern testete ein neues Konzept der „autonomen Fahrkunst“. Schließlich reden alle über selbstfahrende Autos – nur ihr Fiat Panda wusste offenbar nichts davon und versuchte, spontan mitzuhalten.

Oder sie folgte einem inneren spirituellen Kompass, den nur sie hören konnte. Eine Art „Wein-der-Wahrheit-Navi“, das bei jeder Kurve flüsterte: „Fahr deinem Schicksal entgegen, egal, ob da eine Leitplanke steht!“

Vielleicht war sie auch einfach auf dem Weg zum Weinfest – und wollte den Umweg sparen, indem sie die Verkostung direkt in den Feierabendverkehr integriert. Multitasking nennt man das in modernen Verkehrserziehungsprogrammen.

Eventuell ein Missverständnis: Vielleicht war sie gar nicht betrunken, sondern in der Probe für die nächste Staffel von „Deutschland sucht den Superfahrer“. Kategorie: Ausdruckstanz mit Opel.

Wie dem auch sei – die Polizei entschied sich, dem Abenteuer ein Ende zu setzen. Nach der klassischen Aufforderung „Bitte pusten!“ folgte die ebenso klassische Antwort: ein Alkoholwert, der vermutlich auch einem Elch in Lappland den Führerschein gekostet hätte.

Da half kein Reden, kein Diskutieren – die Beamten beschlagnahmten den Führerschein. Ein Moment, der sicher weh tat, denn für viele ist das der erste Schritt in ein neues Leben – eines, in dem man plötzlich wieder Busfahrpläne studiert und Mitfahrerbänke für spirituelle Rückzugsorte hält.

Natürlich wurde auch eine Blutprobe entnommen. Nicht, weil man der Alkomat-Messung nicht traute, sondern weil die Polizei gern alle Sinne bedient: erst blasen, dann pieksen – ein Ritual so alt wie das Verkehrsrecht selbst.

Und während die Beamten alles ordnungsgemäß dokumentierten, dürften sie sich innerlich gefragt haben: „Was bewegt jemanden, um 21:45 Uhr mit mehr Promille als Benzin im Blut noch Auto zu fahren?“ Vielleicht war es einfach die Sehnsucht nach Freiheit – oder die schlichte Tatsache, dass der Supermarkt schon zu hatte und der Wein alle war.

Nun darf sich die Dame jedenfalls auf eine längere Pause vom Straßenverkehr freuen. Vielleicht entdeckt sie dabei neue Leidenschaften – zum Beispiel Nordic Walking, Schach oder das Schreiben von Entschuldigungsbriefen an Verkehrsschilder.

Die Moral der Geschichte? Manchmal ist der kürzeste Weg nach Hause der mit dem Taxi. Oder, wie man in Warendorf jetzt sagt: „Die B64 ist keine Bar mit Drive-in.“