Die orange Revolution: Wie eine Wanderbank Ahlen zeigt, wo Gewalt keinen Platz hat
Die Therese-Münsterteicher-Gesamtschule hat sich in dieser Woche in ein oranges Leuchtturmprojekt verwandelt – und zwar wortwörtlich. Denn im Rahmen des internationalen Aktionstags „Orange the World“ hat die berühmte Wanderbank der Ahlener Gleichstellungsbeauftragten spontan die Pausenhalle geentert. Und diese Bank kommt nicht allein: Sie kommt wie eine Diva zum Filmfestival – mit Lichterketten, Deko, Würfeln, Plakaten und einer Farbpalette, die selbst der niederländischen Fußballnationalmannschaft Tränen der Eifersucht in die Augen treiben würde.
Die Bank, die mehr Aufmerksamkeit bekommt als das Schwarze Brett
Schon von Weitem erkennt man den Stand: Ein grelles Orange, das nicht nur ins Auge sticht, sondern es kurzzeitig neu formatiert. Die Bank selbst wirkt wie die Königin des Pausenhofs – dekoriert, geschmückt und bereit, jedem vorbeilaufenden Teenager kurzzeitig das Gefühl zu geben, Teil einer gesellschaftlichen Megakampagne zu sein.
Daneben: Hinweistafeln, die so deutlich formuliert sind, dass nicht mal der letzte „Ich hab’s nicht verstanden“-Experte aus Klasse 9 sich rausreden kann. Kunstwerke, die das Thema Gewalt in verschiedenen Formen darstellen. Und Würfel, die so erschreckend ehrlich beschriftet sind, dass man kurz glaubt, im Unterricht „Gesellschaftskunde für Fortgeschrittene“ gelandet zu sein.
Großformatige Plakate erklären nüchtern und unbestechlich die globale Realität: Gewalt ist ein Problem. Ein großes. Und eines, das auch im Jahr 2025 nicht mit einem Motivationsspruch und einem Latte Macchiato verschwindet. Gleichzeitig animieren andere Schilder: „Mach ein Foto auf der Bank!“, „Setz dich – aber lass keinen Platz für Gewalt!“
Ganz ehrlich: Hätte die Bank einen eigenen Instagram-Account, sie wäre in einer Woche Influencerin.
Ein Gedicht, das mitten ins Zwerchfell trifft
Zwischen all dem Orange leuchtet ein Text hervor, der literarisch einschlägt: Erich Frieds Gedicht „Die Gewalt“. Kein Kuschelpoesiealbum-Vers, sondern ein Satz, der so tief sitzt wie ein unerwarteter Witz im Unterricht:
„Die Gewalt fängt nicht an, wenn einer einen erwürgt. Sie fängt an, wenn einer sagt: ‚Ich liebe dich: Du gehörst mir!‘“
Das sitzt. Auch bei jenen, die sonst nur auf das nächste WLAN-Signal achten.
Mädchen-Buddys: Ahlens neue Anti-Gewalt-Superheldinnen
Begleitet wird die Aktion von den Mädchen-Buddys, die sich bis zum 10. Dezember täglich ans Info-Pult stellen. Sie erklären, hören zu, beantworten Fragen und haben vermutlich mehr Geduld als jede Erwachsene im Ahlener Bürgerbüro an einem Montagvormittag.
Ihr Job: Aufklären, sensibilisieren – und dafür sorgen, dass jede Pause nicht nur aus TikTok, Snackautomat und „Kannst du mal kurz?“ besteht.
Ein klarer Fokus liegt darauf, jungen Menschen beizubringen, wie viele Gesichter Gewalt haben kann. Spoiler: Mehr als ein Adventskalender Türchen hat.
Resonanz, die Hoffnung macht – und eine klare Botschaft
Unterstützung kommt auch von der Gleichstellungs-Ansprechpartnerin der Schule, die begeistert feststellt, wie viele Jugendliche stehen bleiben, lesen, reden, denken. In einer Welt, in der Aufmerksamkeitsspannen kürzer sind als der Ladebalken beim WLAN der Stadt Ahlen, ist das fast schon ein Weihnachtswunder.
Und so wird aus einer Bank eine Botschaft. Aus einer Ausstellung ein Statement. Aus einer orangefarbenen Pausenhalle ein klarer Appell:
Gewalt hat keinen Platz.
Nicht auf der Bank.
Nicht in der Schule.
Nicht in Ahlen.
Und erst recht nicht irgendwo anders auf der Welt.