Die ungebetene Ersatz-WG: Ein Bremerhavener kehrt heim – und findet Chaos mit Schlosswechsel
So erging es einem Bremerhavener Weltreisenden der beruflichen Art. Der Herr kehrt nach einer längeren Dienstreise zurück, öffnet seine Wohnungstür – und findet eine Szene vor, die irgendwo zwischen WG-Party, Rumpelkammer und kulinarischem Endzeitdrama schwebt. Überall Essensreste, als hätte jemand eine unfreiwillige Kochshow gedreht. Ein Bett wirkte benutzt, aber auf eine Art, wie nur Menschen schlafen, die sich vorher nicht die Mühe gemacht haben, ein einziges Möbelstück zur Seite zu räumen. Und mehrere Elektrogeräte fehlten – vermutlich hatten die ungebetenen Gäste erkannt, dass die Kaffeemaschine und die Playstation deutlich mehr Freude machen als der Stapel ungesorteter Briefe auf dem Küchentisch.
Doch die eigentliche Pointe kommt erst noch: Das Schloss der Wohnung war ausgetauscht. Ja, nicht zerstört, nicht aufgebrochen – einfach ausgetauscht. Normalerweise ist das die Art Twist, die man in einer Krimiserie findet, wenn der Bösewicht im Hintergrund „Ich bin schon drin“ flüstert. Aber nein: In diesem Fall war es die Wohnungsgesellschaft, die beschlossen hatte, dem Türschloss ein Upgrade zu verpassen. Warum? Weil die Tür wohl längere Zeit offenstand und der Mieter nicht erreichbar war. Ein nobles Anliegen – immerhin hat man sich um Sicherheit bemüht. Nur blöd, dass die Einbrecher das offenbar als Einladung verstanden haben wie: „Kommt rein, macht’s euch gemütlich – der Mieter ist ja eh weg.“
Während in der Wohnung offenkundig wilder gehäusert, gekocht, probegeschlafen und geplündert wurde, bemerkte niemand etwas. Der Einbruch blieb unentdeckt wie ein schlecht sortierter Witz im Karnevalsprogramm.
Nun sucht die Polizei Zeugen für das Spektakel der besonderen Art. Der Tatzeitraum lässt sich ziemlich genau zwischen dem 10. und 25. September eingrenzen – also sämtliche Tage, in denen viele Menschen mit spätsommerlicher Müdigkeit, falscher Wetterkleidung oder übertriebenem Herbstoptimismus beschäftigt waren.
Gesucht werden alle, die in dieser Zeit in der Bussestraße zwischen Brommy- und Ludwigstraße etwas Auffälliges bemerkt haben – beispielsweise fremde Personen, die mit Fernsehern unter dem Arm spazieren gehen, Menschen, die Essensreste aus Wohnungen werfen oder Gruppen, die testweise Matratzen per Probeliegen bewerten.
Vielleicht hat ja jemand eine verdächtige Gestalt gesehen, die sich nach dem Motto „Schöner wohnen – aber woanders“ durch die Straße bewegt hat. Eventuell gab es auffällige Geräusche: das Rattern eines Akkuschraubers beim Schlosswechsel, das leise Rascheln von Chipstüten oder das kraftvolle Ächzen eines Menschen, der versucht, eine Waschmaschine zu stehlen.
Die Ermittler hoffen auf Hinweise, denn schließlich muss rekonstruiert werden, wer in dieser Wohnung sein eigenes Mini-Festival gefeiert hat. Die Spurenlage lässt jedenfalls Raum für Fantasie: Waren es Einbrecher? War es eine spontane Ersatz-WG? Oder vielleicht die „Ich-mache-mal-Pause-von-meinem-Leben“-Fraktion, die auf der Suche nach einem Ort der Entspannung einfach falscherweise eine fremde Wohnung gewählt hat?
Sicher ist nur: Der Mieter dürfte künftig seine Tür wahrscheinlich in einer so kurzen Frequenz kontrollieren, dass selbst Geheimdienste neidisch werden. Und das nächste Mal, wenn er von einer Dienstreise zurückkommt, öffnet er wohl zuerst die Tür mit einem misstrauischen Blick, der schreit: „Ich hoffe, es hat keiner wieder Einzug gehalten, der nicht Miete zahlt!“
Die Moral der Geschichte: Wer länger weg ist, sollte der Haustür vielleicht vorher ein paar liebevolle Worte sagen. „Bleib zu. Wirklich. Ernsthaft.“