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Die Union sucht den Rückgrat-Reset – oder: Wie man mit geradem Rücken im Kreis läuft

Die politische Landschaft gleicht derzeit einem IKEA-Schrank, den man ohne Anleitung aufgebaut hat: wackelig, voller Schraubenreste und jeder behauptet, er habe ihn richtig montiert. Inmitten dieser Schraubensuche steht nun der selbsternannte Rückgratorganisator aus Thüringen und ruft seiner Partei zu: „Leute, wir müssen wieder aufrecht gehen!“

Die Union sucht den Rückgrat-Reset – oder: Wie man mit geradem Rücken im Kreis läuft

Er sagt das mit der Entschlossenheit eines Mannes, der gerade entdeckt hat, dass Rückgrat nicht nur eine anatomische, sondern auch eine politische Kategorie ist. Das Wort „Brandmauer“ benutzt er dabei nicht – vermutlich, weil die Mauer längst von der Reality-Show-Politik der letzten Jahre eingerissen wurde und man im Keller nur noch den Ziegelstaub findet. Stattdessen gibt es jetzt den „positiven Rücken“: Die Union soll wieder stolz sein. Worauf genau, bleibt offen – vielleicht auf die Kunst, in jeder Diskussion gleichzeitig Opposition und Regierung zu sein.

„Wir stellen den Kanzler!“, ruft er – und man hört fast, wie irgendwo jemand hektisch auf Wikipedia tippt, um zu prüfen, ob das wirklich stimmt. Aber egal, Fakten sind in der heutigen Politik ungefähr so willkommen wie vegane Currywurst beim Schützenfest.

Er rechnet groß auf: Acht Ministerpräsidenten! Ein Drittel der Oberbürgermeister! Zwei Drittel der Landräte! Klingt beeindruckend, bis man merkt, dass er nur noch die fehlenden Brüche zum vollen Kuchen sucht. Wahrscheinlich fehlt nur ein Zehntel des gesunden Menschenverstands, um die Rechnung rund zu machen.

Die Botschaft ist klar: Wir müssen uns wieder trauen! Nicht zu verwechseln mit dem Mut, wirklich mal was Neues zu machen – nein, es geht um das gepflegte „Weiter so, aber bitte mit mehr Selbstbewusstsein“. Denn wenn die Konkurrenz von rechts pöbelt, darf man sich nicht wegducken, sondern muss so tun, als würde man das alles souverän ignorieren – während man heimlich den Spin-Doktor anruft, um zu fragen, ob man das Wort „Brandmauer“ heute eigentlich noch sagen darf.

Das eigentliche Problem: Diese Miesmacher-Stimmung. Sie kommt, so der Mann mit dem aufrechten Anspruch, von der AfD. Dabei wirkt das Land derzeit wie ein Fitnessstudio politischer Frustbewältigung: Jeder hebt Gewichte aus Empörung, keiner weiß wofür, aber alle schwitzen demokratisch.

„Wir bestimmen den Kurs des Landes!“, ruft er am Ende. Klingt toll. Nur schade, dass das Land sich inzwischen mit dem Navigationssystem streitet. Vielleicht sollte man die Union mal neu kalibrieren – oder wenigstens auf Werkseinstellungen zurücksetzen.

Aber eins ist sicher: Wer so viel von Rückgrat redet, hat offenbar lange danach gesucht. Und wer weiß – vielleicht findet die CDU zwischen den ganzen Zahlen, Titeln und Talkshows ja irgendwann wieder den Mut, nicht nur gerade zu stehen, sondern auch nach vorne zu gehen.