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Dolberg beschließt Zukunft – zwischen Tempo 30, Multirollenküche und dem letzten Kabinenwisch

Es war einer dieser spätsommerlichen Abende, an denen die Sonne über der Lambertistraße so tief hing, dass selbst die Mehrzweckhalle Dolberg kurz wie ein Regierungsgebäude aussah. Drinnen tagte der Ortsausschuss – das höchste Gremium, das Dolberg kennt, wenn man vom Stammtisch absieht. Um 17 Uhr eröffnete der stellvertretende Vorsitzende die Sitzung. Das klang nach Routine, war aber in Wahrheit ein diplomatisches Meisterstück: Denn der Dolberger Gemeinsinn verlangt Präzision, Pathos – und einen Sitzungsbeginn ohne Diskussion über die Sitzordnung.

Dolberg beschließt Zukunft – zwischen Tempo 30, Multirollenküche und dem letzten Kabinenwisch

1. Dolberg, Hauptstadt der Strukturförderung

Zu Beginn stellte sich die neue Leiterin der städtischen Stabsstelle „Strukturförderung“ vor. Sie kam aus Beckum, also quasi aus dem Ausland, und brachte beeindruckende zwölf Jahre Verwaltungserfahrung mit. Man merkte schnell: Sie war nicht gekommen, um zu verwalten – sie war gekommen, um zu strukturfördern. Der Ausschuss nickte ehrfürchtig, während sie versprach, die Dolberger Strukturen kennenzulernen – was, wie jeder weiß, mehr Geduld erfordert als ein Bauantrag in Warendorf.

2. Windfänge und Bürgerengagement – Dolberg atmet auf

Danach wurde das Projekt „Erneuerung der Windfänge am Backhaus“ beschlossen. Das Heimathaus Dolberg bekommt also neue Türen. Eine Revolution! Der Ausschuss bewilligte 3.213 Euro – einstimmig natürlich. Kein Wunder, denn Windfänge sind in Dolberg mehr als nur Türen – sie sind der letzte Schutzwall gegen das Herbstwetter und die Bürokratie.

3. Multirollencenter mit Kinderküche – die Dolberger Raumfahrt beginnt

Als Nächstes ging es um ein „Multirollencenter inkl. Kinderküche (Outdoor)“. Niemand wusste so genau, was das eigentlich ist – aber es klang teuer und pädagogisch. Der Förderverein der Kita „Dolberger Sprösslinge“ bekommt dafür 2.410,19 Euro. Einstimmig! Vielleicht, weil alle insgeheim hofften, dass „Multirolle“ auch ein Fitnessgerät für Erwachsene ist.

4. Tempo 30 – das Dolberger Perpetuum Mobile

Dann kam der Punkt, der in Dolberg für Herzklopfen sorgt: Tempo 30. Seit den 1990ern ist das Thema Dauerbrenner, ungefähr so zeitlos wie der Wunsch nach einer Ampel, die wirklich auf die Bedürfnisse der Dolberger eingeht.
Die SPD erinnerte sich stolz, die 30er-Zonen einst erfunden zu haben (zumindest in Dolberg), und forderte neue Bereiche – besonders an der „Langen Wand“. Der Name allein klingt ja schon nach Geschwindigkeitsbegrenzung.
Die Verwaltung blieb gelassen: Man prüfe alles, sagte sie. Immer. Ständig. Bald. Vielleicht.
Ein CDU-Mitglied merkte an, Dolberg sei ohnehin schon so verkehrsberuhigt, dass selbst Schnecken überholen könnten. Doch Einigkeit herrschte darin, dass Kinder sicher zur Bushaltestelle kommen sollen – wenn auch nur im Schritttempo.

5. & 6. Dolberg Mitte – das BauGB trifft auf Heimatgefühl

Dann wurde es städtebaulich. Dolberg Mitte – die Vision von Reihenhäusern, Regenrückhaltebecken und Hecken, die nur 1 Meter hoch sein dürfen (weil man im Dorf schließlich sehen soll, wer vorbeigeht).
Die Verwaltung hatte alles vorbereitet: 15 Seiten Flurstückslyrik, von „Grenzpunkt 738“ bis „Lambertistraße West“. Jeder Satz war so präzise, dass man den Eindruck bekam, hier werde nicht nur gebaut, sondern Geschichte geschrieben – Paragraf für Paragraf.
Es ging um Grünzüge, Dachneigungen, Steinkäuze und Sichtschutzzäune – letzteres ein emotionales Thema, denn in Dolberg gilt: Wer sich abschottet, hat was zu verbergen.
Am Ende stimmte der Ausschuss ab – zweimal einstimmig, einmal mit einer Enthaltung, vermutlich aus Respekt vor der Komplexität des Flurstücks 92.

7. Verwaltung berichtet – Dolberg im Weltgeschehen

Der Bericht der Verwaltung war wie immer ein Highlight:

  • Mobilfunkmast: Ein Anbieter wollte ursprünglich auf dem Tennisheim funken – hat’s sich aber anders überlegt. Zu teuer. Jetzt sucht man eine billigere Dachlösung. Vielleicht bei Nachbarn mit guter Aussicht.
  • Brücken in Hamm-Uentrop: Baujahr 1953, Zustand: nostalgisch. Drei Jahre Bauzeit, Vollsperrung inklusive. Die Botschaft: Wer von Dolberg nach Hamm will, sollte bald losfahren – sehr bald.
  • Verkehrschaos am Haarener Weg: Dort staut sich der Verkehr bis ins Dorf. Vorschlag: Rechtsabbiegerspur. Antwort der Verwaltung: technisch schwierig. Also bleibt’s beim Stau – Tradition verpflichtet.
  • Feuerwehr-Neubau: Planung fast fertig, Kosten noch geheimnisvoll. Man wolle in der nächsten Sitzung „mehr sagen können“. Übersetzt heißt das: Der Ausschuss darf bald wieder hoffen.
  • Mehrzweckhalle & Fahrradständer: Beides in Arbeit, bald kommt Bewegung ins Dorf – wenigstens beim Radverkehr.

8. Verschiedenes – die hohe Schule des kommunalen Feinsinns

Unter „Verschiedenes“ schlug die Sitzung noch einmal aus wie ein Dolberger Sommerfest:

  • Sauberkeit der Umkleiden: Offenbar seit Januar kein Wischmopp gesehen. Die bisherige Reinigungsfirma verschwunden wie ein Phantom, der Verein putzte acht Monate lang selbst. Nun soll die Stadt übernehmen. Dolberg atmet auf – und hoffentlich bald wieder sauber.
  • Piktogramme vorm Kindergarten: Wurden erneuert! Ein Moment des Triumphs. Straßenmalerei als Heldentat. Der Dank an die Verwaltung war ehrlich – und laut.
  • Letzte Sitzung der Wahlperiode: Emotionaler Abschluss. Man lobte die Zusammenarbeit, man dankte sich, man versprach, weiterhin fair zu streiten. Und einer der alten Hasen verabschiedete sich nach fast 40 Jahren im Ausschussleben – eine Legende tritt ab.

Dolberg, du kleines großes Wunder der Kommunalpolitik

Zwischen Windfang, Kinderküche, Tempo 30 und Flurstück 738 hat der Ortsausschuss Dolberg wieder einmal bewiesen: Hier schlägt das Herz der Demokratie im gemütlichen Takt.
Alles wurde geprüft, besprochen, beschlossen – einstimmig oder fast. Und das bei Mineralwasser, ohne Zwischenrufe und mit echtem Lokalpatriotismus.

Die Sitzung endete um 18:21 Uhr – pünktlich genug, um noch vor der Tagesschau das Gefühl zu haben, an etwas Großem teilgenommen zu haben: der unaufhaltsamen, leise brummenden Verwaltungsrevolution von Dolberg.

Denn eines ist klar: Wenn irgendwo in Ahlen Zukunft gemacht wird, dann zwischen Backhaus, Bushaltestelle und BauGB – in Dolberg, dem gallischen Dorf der Lokalpolitik.