Dolberg tagt: Wenn Sitzmöbel flexibel, Teiche durstig und Straßen poetisch werden
Tagesordnungspunkt 1 bis 3: Demokratie zum Warmwerden
Es beginnt traditionell mit dem kommunalpolitischen Yoga: der Bestellung der Schriftführung. Ein Ritual, bei dem Namen, Tabellen und Sitzordnungen mehr Struktur haben als so mancher Haushalt. Danach folgt die Einführung sachkundiger Bürger*innen – das ist jener Moment, in dem das Ehrenamt applaudiert und die neuen Gesichter noch leuchten, bevor sie merken, dass Protokolle länger sind als man denkt.
Dann kommt die Kür: die Wahl der oder des Ausschussvorsitzenden. Hier schlägt das Herz der Macht. Wer hier den Vorsitz bekommt, darf künftig die Tagesordnung lesen, als wäre sie ein Manifest. Verhältniswahl, Höchstzahlen, geheime Stimmzettel – ein Drama in drei Akten, bei dem nur eines sicher ist: Am Ende gewinnt jemand, der es gar nicht erwartet hat.
Tagesordnungspunkt 4: Flexibel sitzen, Dolberg!
Kaum hat man sich sortiert, geht’s schon um das erste Herzensprojekt: „Flexible Sitzmöbel“. Die Gemeinschaft Dolberger Vereine will Bierzeltgarnituren zu Multifunktionstalenten machen – per Tischerhöhung, versteht sich.
Aus simplen Bierbänken werden Stehtische. Aus Sitzgelegenheiten werden soziale Treffpunkte. Ein echtes Möbel-Upgrade im Namen der Bürgerbeteiligung! 740 Euro Förderung – und ein Beweis, dass Innovation nicht immer Silicon Valley heißen muss. Hier wird in Dolberg der Grundstein für die Zukunft des Feierns gelegt: SmartBenches – made in Westfalen.
Tagesordnungspunkt 5: Der Teich, der Wasser wollte
Dann wird’s tiefgründig – buchstäblich. Der Heimatverein Dolberg bohrt – für den guten Zweck. Der Dorfteich, das charmante Gewässer mit ökologischer Seele, bekommt eine neue Wasserversorgung. Ein Bohrloch, 4.555 Euro und viel Liebe zum Grundwasser.
Was in Berlin „Infrastrukturprojekt“ hieße, ist in Dolberg ein Akt der Zuneigung zur Landschaft. Der Teich soll wieder blubbern, Enten sollen wieder schwimmen, und vielleicht, ganz vielleicht, wird das nächste Fröschekonzert sogar vom Bürgermeister persönlich eröffnet.
Tagesordnungspunkt 6: Kinderzahlen auf dem Rückzug
Die Statistikstelle meldet: In Dolberg sinkt die Zahl der Kinder – von 237 im Jahr 2024 auf 208 in 2025. Ein dramatischer Rückgang um fast 30 Ranzen. Trotzdem Entwarnung: Kein Bedarf für neue Kitas. Das nennt man demografische Gelassenheit.
Die drei Einrichtungen – St. Lambertus, Sprösslinge und Hummelwiese – sind bestens ausgelastet und gut gelaunt. Hier läuft alles rund: von der Windel bis zur Vorschule. Fazit: Mehr Kinder wären schön, aber Platzprobleme bleiben Wunschdenken.
Tagesordnungspunkt 7: Straßenname mit Poesie
Manche Orte heißen „Am Hang“, andere „Zum Feld“. Aber Dolberg kann mehr. Das neue Gewerbegebiet in Ostdolberg bekommt den Namen „Im Olangen“ – nach einem alten Flurnamen, der klingt wie ein vergessener Roman von Hermann Hesse.
„Im Olangen“ – das riecht nach Weite, Aue und leichtem Nebel am Morgen. Perfekt für eine Straße, auf der bald Lkw parken. Romantik trifft Realität – das ist kommunale Lyrik im Asphaltformat.
Tagesordnungspunkt 8: Feuerwehrhaus – jetzt mit Wartezeit
Der Neubau des Feuerwehrhauses Dolberg war schon beschlossen, doch Planungsbüros und Fachingenieure scheinen derzeit auf Tauchstation. Elektroplanung? Verzögert. Wärmeschutz? In Arbeit. Gesamtplanung? Bitte Geduld.
Die Folge: Der Bau verschiebt sich um drei bis vier Monate. Doch was sind schon ein paar Wochen, wenn man in Jahrhunderten kommunaler Planung denkt? Hauptsache, die Feuerwehr bleibt einsatzbereit – und das Architekturbüro schickt irgendwann die neuen Zeichnungen.
Tagesordnungspunkt 9: Der Bolzplatz, der verschwand
Zum Schluss noch ein echtes Dorf-Drama: Der Bolzplatz am Markenweg – einfach weg. Abgebaut, abtransportiert, und nie wieder gesehen. Die Fraktion fragt zu Recht: „Kommt er wieder?“ Und wenn nicht – wäre da nicht Platz für eine Hundewiese?
Eine geniale Idee: Wo früher Kinder kickten, könnten künftig Dackel dribbeln. Man nennt es Strukturwandel. Das Runde muss nicht mehr ins Eckige – es darf auch mal schnüffeln.
Tagesordnungspunkt 10: Verschiedenes – das große Finale
Hier, im Abschnitt „Verschiedenes“, schlägt das Herz der Verwaltung besonders laut. Kein Thema zu klein, keine Idee zu schräg. Man darf hoffen auf spontane Diskussionen über Blumenkübel, Bushaltestellen oder das ewige Mysterium der Straßenlaterne, die immer flackert.
Dolberg regelt das!
Wenn am 17. November um 17 Uhr der Ortsausschuss tagt, dann riecht es nach Demokratie, Laub und Kaffee aus der Thermoskanne. Hier wird entschieden, diskutiert, gebohrt, gesessen und benannt – mit Herz, Humor und Haushaltsplan.
Dolberg beweist einmal mehr: Kommunalpolitik kann aufregend, pragmatisch und unfreiwillig komisch zugleich sein. Denn wenn hier etwas bewegt wird, dann meistens mit einer guten Portion Bodenhaftung – und manchmal sogar mit einer Bohrmaschine.