Dortmund dreht durch: 25 Jahre Museumsnacht – Kultur mit Schuss und Bus
25 Jahre Museumsnacht – die Midlife-Crisis der Kultur
Seit einem Vierteljahrhundert schleppt Dortmund seine Bevölkerung durch Museen, die sonst höchstens ein paar gelangweilte Schulklassen sehen. Zur Feier dieses Jubiläums gibt es nicht etwa Kuchen, sondern gleich ein Fassaden-Mapping am Dortmunder U. Da wird das Hochhaus zur Leinwand, auf der Gesellschaftskritik, Zukunftsvisionen und buntes Blinken gleichzeitig stattfinden – quasi Netflix, aber in Übergröße und ohne Skip-Intro.
500 Veranstaltungen – die Kultur-Achterbahn
Von Naturmuseum bis Polizeipräsidium, vom Comic-Schauraum bis zum Fußballmuseum: Alles, was vier Wände und ein halbwegs funktionierendes Dach hat, wird kurzerhand zur Kulturbühne erklärt. Selbst die Feuer- und Rettungswache macht mit – endlich mal Blaulicht, das nicht für den Vollrausch vom Friedensplatz steht.
Man kann wählen zwischen Führungen, Ausstellungen, Konzerten, Theater, Lesungen, Performances, Vorträgen, Open-Air-Kino und Mitmach-Aktionen. Mitmach-Aktion heißt übrigens: Der Besucher darf selbst Knöpfe drücken, bis irgendein Alarm losgeht.
Das Highlight – Feuerwerk für die Seele (und die Ohren)
Um 22 Uhr knallt’s dann so richtig: Das große Musikfeuerwerk auf dem Friedensplatz. Poetische Bilder tanzen im Takt der Musik am Himmel – so beschreibt es die PR-Abteilung. In Wahrheit bedeutet es: Ohrstöpsel raus, Nacken verrenken, Selfie mit Feuerregen. Und wenn alles vorbei ist, sucht man hektisch nach der nächsten Bierbude.
Fassadenmapping – Philosophie im Pixelregen
Ab 21 Uhr zeigt das Dortmunder U, was es kann: Fassadenmapping vom Feinsten. Titel: „What’s Beyond That Wall“. Antwort: Vermutlich noch mehr Fassadenmapping. Drei Stunden lang darf man in bunten Projektionen baden, während Performancekünstler tiefgründige Gesten machen und alle so tun, als hätten sie verstanden, was gesellschaftliche Transformation wirklich bedeutet.
Verkehrschaos als Teil der Kunst
Natürlich hat auch der Nahverkehr vorgesorgt. Ab 15:45 Uhr donnern Sonderbusse im Viertelstundentakt durch die Stadt, um Kulturinteressierte wie Sardinen von A nach B zu transportieren. Knotenpunkt ist der Hauptbahnhof, wo man sich fragt, ob man im Bus, in der Schlange oder schon in einer Performance gelandet ist. Zum Glück sind die Eintrittskarten KombiTickets, sodass man sich wenigstens über die Rückfahrt bis 7 Uhr morgens keine Sorgen machen muss.
Die Museumsnacht als All-inclusive-Paket
Alles drin: Kunst, Kultur, Wissenschaft, ÖPNV. Fehlt nur noch die Currywurst-Flatrate. Wer durchhält, darf bis tief in die Nacht weitermachen – in einer Stadt, die sonst um Mitternacht lieber den Bürgersteig hochklappt.
Dortmund in Ekstase
Die Museumsnacht ist die eine Nacht im Jahr, in der die Stadt vorgibt, eine europäische Kulturmetropole zu sein. Am Sonntagmorgen wird alles wieder normal sein: Taubenkot vorm U, Bratwurst vorm Stadion, ÖPNV mit Verspätung. Aber für ein paar Stunden leuchtet Dortmund wie Las Vegas – nur mit mehr Kirchen und weniger Glamour.