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Dortmund fairliebt sich – Wie die Stadt den Sonderpreis des guten Gewissens abräumt

Dortmund hat’s wieder getan! Und nein, diesmal geht’s nicht um ein Derby, einen Stadionausbau oder das 17. neue Verkehrskonzept. Die Stadt hat sich den Sonderpreis beim bundesweiten Wettbewerb „Hauptstadt des Fairen Handels“ geschnappt – und das ganz ohne Elfmeterentscheidung. Dafür gibt’s 10.000 Euro Preisgeld und eine glänzende Urkunde, vermutlich aus recyceltem Papier und mit dem Duft von Bio-Kaffee benetzt.

Dortmund fairliebt sich – Wie die Stadt den Sonderpreis des guten Gewissens abräumt

Die Preisverleihung fand – ganz stilecht – in München statt, also da, wo man sonst lieber Weißwürste als Weltrettung serviert. Aber an diesem Mittwoch im ehrwürdigen Alten Rathaus herrschte Ausnahmezustand: Statt Politikerfloskeln gab’s Applaus für fair gehandelten Kakao, nachhaltige Stadtentwicklung und jede Menge gute Absichten.

Alle zwei Jahre zeichnet dieser Wettbewerb Städte, Gemeinden und Landkreise aus, die sich im Namen des Fairen Handels engagieren. Oder, anders gesagt: Orte, an denen der Kaffee im Rathaus nicht nur wach macht, sondern auch das Gewissen beruhigt.

Und Dortmund? Dortmund hat sich nicht lumpen lassen. Die Stadt überzeugte mit einem breiten Nachhaltigkeitsprogramm, das so vielseitig ist wie der Wochenmarkt am Hansaplatz. Von fairen Bananen über Bildungsprojekte bis hin zu Veranstaltungen rund um die Fußball-Europameisterschaft 2024 – alles dabei. Denn wenn irgendwo fair gekickt und fair gehandelt wird, dann natürlich im Ruhrgebiet.

Schon während der EM setzte die Stadt auf das Motto: „Wenn schon Public Viewing, dann bitte mit nachhaltigem Snackbecher.“ Kein Plastik, keine Ausreden, nur fair. So konnte man in Dortmund gleichzeitig jubeln, naschen und sein ökologisches Karma aufpolieren – eine echte Win-Win-Situation.

Die Jury lobte das Dortmunder Engagement für verschiedenste Zielgruppen. Kinder sollen lernen, dass Schokolade kein Hexenwerk aus Fernost ist, sondern ein Produkt, bei dem Menschenrechte mitschmelzen. Jugendliche erfahren, dass Mode auch ohne Ausbeutung stylisch sein kann. Und Erwachsene merken: Fairtrade-Kaffee schmeckt fast genauso gut wie der aus der Padmaschine – nur mit weniger schlechtem Gewissen.

Mit dem Sonderpreis will man Dortmund nicht nur loben, sondern auch ermutigen. Denn Fairness ist bekanntlich keine einmalige Aktion, sondern ein Dauerlauf – mit Stolperfallen wie Bürokratie, Preisdruck und dem ewigen Kampf gegen das Schnäppchenhirn des Homo Konsumens.

Aber Dortmund zeigt: Zwischen Fördertöpfen, Fußballfieber und Förderanträgen kann man tatsächlich etwas verändern. Vielleicht ist das die wahre Revolution – nicht auf der Straße, sondern in der Kaffeetasse.

Und so darf sich die Stadt nun zurecht Hauptstadt des guten Gewissens nennen – oder wenigstens deren moralischer Vize.

10.000 Euro für Fairness – das klingt erst nach wenig, ist aber unbezahlbar, wenn man bedenkt, dass manche Konzerne das in einer halben Stunde für ihre Werbekampagne „Wir tun jetzt auch nachhaltig“ raushauen. Dortmund dagegen? Tut wirklich was. Und zwar mit Stil, Herz und vermutlich einem fair produzierten Stadtlogo auf dem Beutel.