Dortmund fragt nach: „Fühlen Sie sich sicher?“ – und 8.000 Menschen so: „Kommt drauf an, ob Schalke spielt.“
Die Besonderheit: Es geht nicht um nackte Zahlen oder trockene Kriminalstatistiken. Nein, diesmal zählt das Bauchgefühl. Schließlich weiß jeder: Das subjektive Sicherheitsgefühl ist die einzige Statistik, die auch in der Kneipe gilt.
Die große Umfrage: Zwischen Bauchgefühl und Baustellenrealität
Ab dem 6. November klingelt also in Dortmund der digitale Demokratie-Wecker. 8.000 Auserwählte sollen sagen, wie sicher sie sich fühlen – auf der Straße, im Park, im eigenen Viertel oder nachts an der Bushaltestelle neben der Baustelle, die schon seit 2019 „bald fertig“ ist.
Die Stadt will herausfinden, ob sich ihre Bürgerinnen und Bürger sicher fühlen – oder ob sie nur so tun, als ob. Gefragt wird alles, was das Sicherheitsherz begehrt:
- „Wie ist Ihr Sicherheitsgefühl im Wohnumfeld?“
- „Gab es schon Momente, in denen Sie sich unsicher fühlten?“
- „Welche Ideen haben Sie, um Sicherheit und Zusammenleben zu verbessern?“
Man darf also kreativ werden: Von mehr Straßenlaternen über bessere Nachbarschaft bis hin zu Vorschlägen wie „kostenloser Wachhund pro Haushalt“ oder „alle E-Scooter bitte in die Verbannung“.
Sicherheit made in Dortmund
Natürlich ist das Ganze kein Zufall. Dortmund hat erkannt: Sicherheit ist nicht nur eine Frage der Polizei, sondern auch eine der Wahrnehmung. Denn wenn jemand nachts auf dem Heimweg Schweißausbrüche bekommt, muss das nicht am Verbrechen liegen – vielleicht war’s auch nur der Blick aufs Gaspreisportal.
Die Stadt möchte also nicht, dass ihre Bürger in Angst leben. Sondern lieber in gut ausgeleuchteten Straßen mit WLAN, Kamera und Currywurstbude an jeder Ecke.
Und weil in Dortmund gerne praxisorientiert gedacht wird, ist die Umfrage nicht nur Datensammeln, sondern quasi ein Bürger-TÜV für das Sicherheitsgefühl. Man misst, wo’s zwickt – und schraubt, bis die Sorgen leiser werden.
Die Ironie der Sicherheit
Das Beste daran: Es geht um subjektive Wahrnehmung – also um das, was Menschen fühlen, nicht das, was wirklich passiert. Man könnte sagen: Es ist die erste Umfrage, die wissenschaftlich bestätigt, dass Realität überschätzt wird.
Denn während die Kriminalstatistik nüchtern verkündet, dass alles besser wird, weiß die gefühlte Realität längst: Es sind immer die anderen, die Angst machen – meistens Radfahrer ohne Licht oder Nachbarn mit Laubbläser.
Doch am Ende wird Dortmund vermutlich genau das hören, was jede Stadt hört:
„Eigentlich fühl ich mich sicher… aber man weiß ja nie.“
Ein Satz, der so deutsch ist, dass er auf ein Verkehrsschild gehört.