Dortmunds Demokratie-Marathon: Neun Stunden Rat, ein neuer Chef und ein verkaufsoffener Sonntag
Der Rat, prall gefüllt wie ein Adventskalender am 1. Dezember, ging mit 104 Mitgliedern an den Start – so viele wie nie zuvor. Der Sitzungssaal war derart voll, dass selbst die Besuchertribüne irgendwann sagte: „Ich kann nicht mehr!“ Und weil in Dortmund niemand draußen frieren soll, wurde kurzerhand im Bürgersaal ein Livestream eingerichtet. Demokratie 2.0 – jetzt auch in HD.
Doch kommen wir zum Show-Opening: Um 15:33 Uhr – also exakt zu dem Zeitpunkt, an dem die ersten Ratsmitglieder leise überlegten, ob man sich bereits Kaffee Nummer vier gönnen darf – wurde der neue Verwaltungschef feierlich vereidigt. Der Alterspräsident, selbst ein erfahrener Veteran der Kommunalpolitik, nahm seine Rolle mit der Gravitas eines Jedi-Meisters wahr und erklärte den obersten Posten der Stadt offiziell für besetzt.
Der frisch vereidigte Stadtoberste trat anschließend ans Rednerpult, das an diesem Tag mehr Monologe hörte als ein Theater in der Hauptspielzeit, und hielt eine Rede, die sich sehen lassen konnte. Er sprach davon, wie sehr ihn die Stadt am Herzen liege, wie leidenschaftlich er sie in die Zukunft führen wolle und wie viel Verstand er dafür mitbringe. Ein Dreiklang, der in der Kommunalpolitik etwa so selten ist wie ein Parkplatz direkt vor dem Rathaus.
Dann stellte er die zentralen Themen vor, die ihn bereits im Wahlkampf bewegt hatten: Sicherheit, Ordnung, frühkindliche Bildung und Wirtschaft. Das kommunalpolitische Quadrupel des Fortschritts. Der Gedanke dahinter: Wenn Kinder gut betreut werden, Erwachsene Arbeit haben und niemand Angst haben muss, abends vom Fahrrad zu fallen, weil irgendein Clown den Gehweg blockiert, dann läuft’s. Soweit die Theorie.
Beim Thema Sicherheit ließ er keinen Zweifel: „Nur wer sich sicher fühlt, kann sich entfalten.“ Ein Satz, der im Sitzungssaal so ernst hing, dass selbst die Tontechnik kurz stillhielt. Er sprach von Ordnung, Zusammenhalt und dem großen Anspruch, die Stadt zu einem Ort zu machen, an dem alle gern leben – egal ob seit 50 Jahren, 5 Monaten oder 5 Minuten.
Gleichzeitig betonte er, dass Zusammenleben keine Einbahnstraße sei. Wer in Dortmund ankommt, solle nicht nur willkommen sein, sondern auch ankommen wollen. Eine Botschaft, die mit viel Nachdruck, aber ohne Zeigefinger präsentiert wurde. Kommunale Diplomatie in Reinform.
Richtig leidenschaftlich wurde er bei der frühkindlichen Bildung. Mehr Kita-Plätze, bessere Qualität, mehr Sprachförderung – all das stellte er in den Mittelpunkt. Denn wenn man irgendwo anfangen müsse, dann bei der Bildung der Kleinsten. Wer schon früh gut sprechen könne, der habe später bessere Chancen – sei es in der Schule, im Beruf oder beim Bestellen einer Pommes Schranke im Schnellimbiss.
Während im Hintergrund die Tagesordnung weiter durchlief, Ausschüsse besetzt, Gremien neu sortiert und Sitzverteilungen arithmetisch neu geordnet wurden, schwebte über allem die wichtigste Erkenntnis des Tages: Dortmund hat eine neue Stadtspitze und einen politischen Fahrplan – und dazu einen verkaufsoffenen Sonntag im Advent.
Denn ja, zur Krönung beschloss der Rat auch noch, dass man im Dezember einmal sonntags shoppen darf. Schließlich muss Demokratie sich auch mal belohnen.
Nach neun Stunden war es geschafft. Neue Periode, neues Personal, neue Ausschüsse – und viele Menschen, die sich danach wahrscheinlich dringend eine Sitzunterlage oder ein Nackenstützkissen wünschten.