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Drei Spiele und raus – Leverkusen entdeckt das Speed-Dating im Profifußball

Es gibt Clubs, die planen langfristig. Und es gibt Leverkusen. Dort versteht man unter „langfristig“ ungefähr die Haltbarkeit von Joghurt im Kühlschrank. Drei Spiele – das reicht, um festzustellen, dass die große Trainer-Liebe doch eher ein Tinder-Match war, das man besser gleich wieder „unmatcht“.

Leverkusen entdeckt das Speed-Dating im Profifußball

Der Trainer, dessen Name man am Montag noch auswendig lernen musste, ist schon wieder Geschichte. Kaum angekommen, schon rausgeschmissen. Noch bevor er die Fernbedienung im Vereinsheim richtig kennengelernt hatte, war die Sache durch. Offizielle Begründung: „Porzellan zerschlagen.“ Man könnte meinen, es ginge um eine missglückte Ikea-Eröffnung, nicht um Bundesliga-Fußball.

Drei Pflichtspiele. Ein Sieg gegen Großaspach (das klingt wie ein Wellnesshotel, ist aber ein Regionalligist). Dann eine Niederlage gegen Hoffenheim und ein episches 3:3 in Bremen, bei dem man mit zwei Toren Vorsprung und einem Mann mehr auf dem Platz noch irgendwie das Chaos erfand. Ergebnis: ein Kollektiv, das aussah, als hätte man 90 Minuten lang „Verstecken“ gespielt, nur ohne Regeln.

Die Vereinsführung reagierte wie Eltern, die beim Kindergeburtstag merken: „Der Zauberclown ist doch nicht so lustig, wie wir dachten.“ Also: Abbruch, Licht an, Kuchen raus. Auf der Homepage liest sich das dann wie die Beileidskarte zum eigenen Fehlkauf: „Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen.“ Klar, so leicht fällt niemandem der Griff zur Reißleine, wenn der Knoten schon nach drei Spielen drin ist.

Damit hat Leverkusen Bundesliga-Geschichte geschrieben. Noch nie hat ein Club einen frischen Trainer so schnell wieder aussortiert. Rekord! Heldenstatus! Während andere Vereine noch mühsam Punkte sammeln, sammelt man hier Entlassungsrekorde. Ein Pokal, den man sich immerhin ins Vereinsmuseum stellen kann, wenn schon sonst nix klappt.

Der Trainer selbst? Sprach von „beispiellos“. Stimmt. Beispiellos kurz. Seine Vision, seine Taktik, sein System – alles so geheim, dass nicht mal die Spieler es verstanden haben. Laut Kapitän lag es daran, dass man weder wusste, was man tun sollte, noch wie. Eine Mischung, die ungefähr so erfolgversprechend ist wie ein Kochkurs ohne Zutaten.

Im Hintergrund brodelte es ohnehin: XXL-Umbruch im Kader, XXL-Erwartungen der Fans und XXL-Applaus für das kleinste Durchhaltevermögen der Liga. Statt Umbruch also Einbruch, statt Strategie eine spontane Schnitzeljagd. Der Trainer hoffte noch, dass nach der Länderspielpause der Kader endlich komplett sei. Pustekuchen – nach der Pause war nicht nur die Transferperiode zu Ende, sondern auch seine Karriere im Rheinland.

Und jetzt? Jetzt darf wieder das klassische Bundesliga-Ritual starten: Assistenten übernehmen das Training, die Sportdirektion verspricht Besserung, und im Fanshop gibt es T-Shirts mit „Trainer raus – wir machen das schneller als alle anderen“.

Leverkusen beweist eindrucksvoll: Wer schnell trennt, lebt kürzer enttäuscht. Oder wie es im Club heißt: „Lieber drei Spiele zu früh Schluss machen, als eine Saison zu spät.“