Ehre, wem Ehre gebührt: Münsters goldene Ehrenamt-Held*innen des Jahres
Man könnte fast meinen, es handele sich um die Oscarverleihung für Menschen, die wirklich etwas Sinnvolles tun. Also im Grunde die Oscars – nur ohne glitzernde Roben, aber mit deutlich mehr Substanz.
Der Bürgermeister der Stadt – ein Mann, der es geschafft hat, mit einem einzigen Satz gleichzeitig Dankbarkeit, Rührung und sanften Amtscharme zu versprühen – würdigte den Einsatz der Ehrenamtlichen überschwänglich. Mit Worten wie: „Ihr Einsatz macht einen Unterschied!“ Und das stimmt. Schließlich gibt es in Münster Menschen, die freiwillig Aufgaben übernehmen, für die andere nur gegen Bezahlung überhaupt bereit wären, den Fuß aus der Haustür zu setzen.
Seit 1993 wird die Münster-Nadel verliehen – ein kleines Abzeichen mit großer Bedeutung. Sie ist ein sichtbares Zeichen der Wertschätzung und gleichzeitig der Beweis, dass Ehrenamt nicht nur aus „irgendwas mit Menschen“ besteht, sondern aus echter Herzblut-Arbeit. Schon bei der Beschreibung, wofür die Geehrten ihre Zeit opfern, wird klar: Diese Menschen sind der Klebstoff, der die Stadt zusammenhält.
Da wird in Kirchen und Heimatvereinen organisiert, im Repair-Café geschraubt, in Umweltschutzgruppen gepflanzt, bei Lebensmittelausgaben sortiert, in Musik-, Sport- und Schützenvereinen geschwitzt, gefeiert, musiziert und mit Leidenschaft diskutiert – besonders über die Frage, ob im letzten Jahr wirklich jemand die Vereinsfahne falsch herum aufgehängt hat.
Jeder einzelne der 23 Ausgezeichneten (deren Namen hier selbstverständlich nicht genannt werden – schließlich wurde ausdrücklich darum gebeten, keine zu verwenden) ist ein Beispiel dafür, dass Ehrenamt keineswegs eine gemütliche Freizeitbeschäftigung ist. Nein, hier wird organisiert, gerödelt, getröstet, motiviert, geschleppt, beraten, dirigiert und gelegentlich auch improvisiert – mit der Professionalität eines Konzertorchesters und der Gelassenheit eines Yoga-Meisters, der gerade erfahren hat, dass sein Mattenraum doppelt belegt wurde.
Natürlich durfte nach der Verleihung das große Ritual nicht fehlen: der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Ein Buch, das vermutlich schwerer ist als der durchschnittliche Münsteraner Wochenmarkt-Einkauf und eine Ausstrahlung hat, die irgendwo zwischen sakraler Würde und „bitte nicht kleckern!“ liegt. Die Ehrenamtlichen trugen sich mit der feierlichen Ernsthaftigkeit ein, die diesem Moment gebührt – und vielleicht ein bisschen mit der Hoffnung, dass das Buch später mal ausgestellt wird, damit sie ihren Enkeln beweisen können: „Guck mal, das war ich!“
Der Abend im Rathaus zeigte eindrucksvoll, wie bunt, lebendig und vielfältig bürgerschaftliches Engagement in Münster ist. Und man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Stadt ohne diese Menschen irgendwann einfach sanft in sich zusammenfallen würde wie ein schlecht aufgepumpter Fahrradreifen.
Am Ende stand eine Erkenntnis, die man nicht oft genug wiederholen kann: Münster lebt nicht nur von Verwaltung, Politik und einer überdurchschnittlich hohen Zahl an Fahrradfahrenden. Münster lebt von den Menschen, die freiwillig tun, was getan werden muss – und das mit einer Leidenschaft, die man sich bei so mancher Sitzung auch mal wünschen würde.