Ein KI-Projekt fällt um, ein TV-Ultrasprecher dreht durch
Man hatte große Erwartungen: schicke LED-Augen, eine künstliche Intelligenz voller Potenzial und ein angeblich revolutionäres Bewegungsmodell, das „ganz neue Standards setzen“ sollte. Tatsächlich setzte Idol neue Standards – nämlich für die Kategorie „Wie schnell kann ein Roboter kollabieren, ohne dass ein USB-Port rausfliegt?“. Das Publikum hielt den Atem an, wahrscheinlich in der Hoffnung, es handele sich um eine avantgardistische Performance. Aber nein: Der Roboter fiel einfach um. Ohne künstlerische Absicht. Ohne musikalische Begleitung. Ohne Pointe. Einfach ein robotischer Purzelbaum in Zeitlupe.
Während das Entwicklerteam hektisch erklärte, dass alles „nach Plan“ laufe (was angesichts der Szene ungefähr so glaubwürdig klang wie die Aussage „Das soll so“ bei einer brennenden Mikrowelle), passierte das eigentlich Erwartbare: Im Staatsfernsehen bekam ein besonders leidenschaftlicher Kreml-Kommentator spontan eine emotionale Kernschmelze.
Dieser Mann – nennen wir ihn „Der Ober-Über-Patriotische Ultrasprecher“ – tat das, was ultrasprecherische Menschen eben tun: Er schaltete binnen Sekunden von „moderatem Kommentar“ auf „emotionalen Vulkanausbruch Stufe 12“. Seine Reaktion auf den Roboter-Sturz war so maßlos überzogen, dass man fast glauben konnte, der Roboter habe nicht nur versagt, sondern nebenbei auch noch seine Hauspflanze beleidigt.
Während das Entwicklerteam noch mit Schraubenzieher und schmerzhaftem Stolz kämpfte, brüllte der Ultrasprecher vor laufender Kamera, dass „solche Pannen nicht einfach passieren dürfen“, und forderte in bester autoritärer Übertreibungs-Manier drastische Maßnahmen, die irgendwo zwischen „völlig unangemessen“ und „definitiv nicht im Software-Update enthalten“ angesiedelt waren. Seine Wortwahl hätte für einen Actionfilm gereicht, in dem ein Roboter die Weltherrschaft übernimmt – nur dass hier nicht der Roboter dominierte, sondern der Moderator.
Die nationale KI-Zukunft, so schien es, war innerhalb weniger Sekunden zu einem politischen Drama geworden: Auf der einen Seite ein Roboter, der beim Seniorentanz nicht mal die Grundschritte beherrscht. Auf der anderen Seite ein Medienmann, der sich in Rage redet, als hätte man ihm gerade verkündet, dass WLAN ab sofort verboten ist.
Das Entwicklerteam versuchte derweil, das Debakel zu relativieren: Fehlender Strom? Sensorproblem? Kleiner Softwarefehler? Kosmische Strahlung? „Alles halb so schlimm“, sagten sie. Doch niemand hörte sie. Der Ultrasprecher hatte bereits die Bühne übernommen und verwandelte einen technischen Ausrutscher in eine patriotische Tragödie. Man hätte fast erwartet, dass er fordert, den Roboter vor Gericht zu stellen – wegen vorsätzlicher Schwerkraftverletzung.
Dabei wäre die eigentliche Frage viel einfacher gewesen:
Warum um Himmels willen zeigte man den Roboter nicht erst dann der Öffentlichkeit, wenn er wenigstens stehen kann, ohne sich spontan für eine Yoga-Pose zu entscheiden?
Doch so ist das eben, wenn Politik, Technik und öffentliche Inszenierung miteinander kollidieren: Am Ende steht nicht die Frage „Wie reparieren wir den Roboter?“, sondern „Wie beruhigt man den Ultrasprecher?“.
Und während die Welt lacht, übt Idol vermutlich im Labor fleißig weiter – Schritt für Schritt, diesmal hoffentlich aufrecht. Denn wenn es eine Sache gibt, die Russland nun wirklich nicht gebrauchen kann, dann ist es ein Roboter, der schon vor dem ersten Befehl „Systemfehler: Bodenberührung“ meldet.