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Enkeltrick XXL: Internationale Trickbetrüger entdecken den Rentenmarkt – Polizei entdeckt sie

Es gibt Berufsbilder, die klingen auf den ersten Blick fast romantisch: Sommerblumenveredler, Sternenführungsassistent, oder professioneller Telefon-Enkel. Letzteres ist allerdings weder besonders ehrenhaft noch sozialversicherungspflichtig – und seit dem jüngsten Großeinsatz europäischer Ermittler auch nicht mehr besonders zukunftssicher.

Enkeltrick XXL

Denn die Polizei hat zugeschlagen. Und wie! Gleich 16 mutmaßliche Enkeltrick-Beschleuniger, Altersgruppe „von jung, frisch und völlig skrupellos“ bis „altersmäßig näher am Opfer als am Täterprofil“, wurden festgenommen. Die Spannbreite reichte von 22 bis 63 Jahren – ein Querschnitt der Gesellschaft, könnte man sagen, wenn man sehr, sehr schlecht in Statistik ist.

Der Enkeltrick – die Netflix-Serie unter den Betrugsmaschen

Der Enkeltrick gilt längst als Dauerbrenner des Kleinkriminellen-Entertainments. Ein Klassiker, der nie alt wird, auch wenn die Opfer es meistens sind. Das Prinzip ist simpel: Man ruft eine ältere Person an, säuselt mit der schauspielerischen Finesse eines schlecht gelaunten Staubsaugervertreters „Hallo Omaaa?“ ins Telefon und hofft auf spontane familiäre Verwirrung.

Die neueste Variante: „Hallo, ich bin’s, dein Enkel … du weißt schon … der, der nie anruft, aber plötzlich dringend fünfstellige Summen braucht.“

Ein dramaturgisches Meisterwerk der Dreistigkeit.

Doch diesmal war die Polizei schneller als die imaginären Enkel.

Internationale Großaktion: Wenn der Drucker heiß läuft und die Handschellen klickern

Die Ermittler haben sich nicht lumpen lassen. Polizeibehörden aus mehreren Bundesländern und gleich mehreren europäischen Staaten haben gemeinsam einen Schwerpunkteinsatz gestartet, der klingt, als hätte ihn ein übermotivierter Nachrichtenredakteur erfunden:

„Operation Herzenswärme“ wäre ein guter Titel gewesen, aber die Behörden bevorzugten offenbar eine weniger ironische Variante.

Ergebnis: 16 Personen, die mutmaßlich dachten, sie hätten mit „Oma anrufen für Geld“ eine Geschäftsidee im Stil eines Start-ups entwickelt, sitzen nun in Gewahrsam und überlegen vermutlich, ob sie besser in Kryptowährungen hätten einsteigen sollen.

Vier Anrufer – zwölf Geld-Abholer – ein logistisches Meisterwerk der Unverschämtheit

Bei den Festgenommenen waren vier Telefonkünstler, die mit einer Mischung aus Dramenarration, Notfallstimme und leichtem Geraschel im Hintergrund die Opfer weichklopften.

Die restlichen zwölf waren Geld-Abholer, also die Menschen, die mit einer neutralen Jacke, einem freundlichen „Guten Tag, ich hole das Geld für Ihren Enkel“ und einem auswendig gelernten Blick zwischen dienstlich-professionell und leicht überfordert auftauchen.

Ein Team wie aus einem schlechten Heist-Film. Nur ohne coole Musik, schnelle Autos oder Charisma.

Das Ende der internationalen Rentnergeld-Exportkette

Das eigentlich Bemerkenswerte: Die Polizei hat nicht nur Menschen verhaftet, sondern gleich drei mutmaßliche Callcenter lahmgelegt – in Frankfurt am Main, Österreich und Polen.

Wer glaubt, Enkeltrick sei eine spontane Idee einzelner Schlaumeier, irrt grandios. Das hier hatte Struktur, Management und vermutlich sogar Schichtenpläne.

Irgendwo stand sicher ein Flipchart mit der Überschrift:
„Q3-Ziel: 18 emotionale Zusammenbrüche, 12 Geldabholungen, 1 Firmenausflug nach Krakau.“

Doch nun ist Schluss mit der Emotional-Auspress-Industrie.

Omas aller Länder, atmet auf – vorerst

Dank der Ermittler dürfen sich Seniorinnen und Senioren vorerst wieder entspannt dem widmen, was sie gerne tun:
– Pflanzen gießen
– Kreuzworträtsel anbrüllen
– den Enkel fragen, ob er „endlich mal wieder Haare hat“
– oder den Telefonhörer skeptisch beäugen.

Und irgendwo in Europa steht jetzt ein leeres Büro, in dem drei Headsets still an den Wänden hängen. Ein trauriges Bild – zumindest für Betrüger. Für alle anderen: ein Fest.