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Fachkräftemangel? Erst mal eine Konferenz drüber!

Die Wirtschaftsförderungen von Ahlen, Beckum und Ennigerloh haben es wieder getan: Sie laden ein. Diesmal nicht zum Grillfest oder zu einer neuen Kreisverkehrseinweihung, sondern zu einer Konferenz über Fachkräftesicherung. Schließlich ist klar: Wenn die Region keine Leute mehr findet, die arbeiten wollen, müssen wenigstens die, die schon Jobs haben, vier Stunden lang über Strategien reden – bei Schnittchen und Filterkaffee.

Die großen Fragen der kleinen Generation

Der Schauplatz: Industrie-Romantik in Ennigerloh

Das Ganze steigt am Donnerstag, 18. September, im Service Center einer Maschinenfirma in Ennigerloh. Von 10 Uhr bis 14:15 Uhr – eine Uhrzeit, die wie dafür gemacht ist, dass alle Teilnehmenden spätestens nach der zweiten Kaffeepause verstohlen aufs Handy schauen und hoffen, dass es gleich Mittag gibt.

Begrüßt wird das Publikum natürlich vom Bürgermeister. Er erklärt vermutlich, dass die Region bestens aufgestellt sei, wenn man vom Fachkräftemangel, der Abwanderung und der demografischen Zeitbombe absieht. Danach übernimmt die Wirtschaftsförderung die Moderation – also die hohe Kunst, zwischen PowerPoint und Pausenprogramm den Faden nicht zu verlieren.

Die großen Fragen der kleinen Generation

Den Anfang macht das Thema „Gen Z“. Oder, wie die Eltern sagen: „Diese Kinder mit TikTok.“ Es wird darüber gesprochen, wie man diese Menschen für Arbeit begeistert, obwohl sie gerade lieber Influencer werden wollen. Das Rezept: Flexible Arbeitszeiten, Wertschätzung und Latte Macchiato im Büro. Oder halt einfach mehr Geld – aber das sagt natürlich keiner laut.

Ansprechbar in der Krise

Dann kommt ein Vortrag über Vertrauen in Krisen. Klingt nach Seelsorge für Firmen, die gerade merken, dass sie trotz 1A-Standortbroschüren niemanden mehr finden, der in die Nachtschicht will. Der Tipp: Einfach ansprechbar bleiben. Heißt übersetzt: zuhören, während die Fachkraft kündigt.

Wissenstransfer im digitalen Hamsterrad

Der nächste Beitrag widmet sich dem „effizienten Wissenstransfer“. In der Realität heißt das: Der Azubi erklärt dem Chef, wie man Mails weiterleitet, und der Chef erklärt dem Azubi, warum Excel wichtiger ist als ChatGPT. Effizient ist das Ganze so lange, bis die IT-Abteilung wieder die Passwörter ändert.

On- und Offboarding – der große Personalkarussell

Zum Abschluss geht’s um die feierliche Aufnahme und den ebenso feierlichen Abschied von Mitarbeitern. In Zeiten des Fachkräftemangels wird das Offboarding fast wichtiger als das Onboarding. Schließlich will man, dass die Leute, die gehen, wenigstens freundlich winken, anstatt auf Kununu eine digitale Schlammschlacht zu starten.

Das Kleingedruckte – typisch deutsch

Die Teilnahme ist kostenlos, aber Vorsicht: Wer sich anmeldet und dann ohne Abmeldung wegbleibt, zahlt 25 Euro Strafe. Willkommen in Deutschland, wo selbst Abwesenheit gebührenpflichtig wird. Wer nicht kann, darf eine Vertretung schicken – damit auch ja jeder Platz besetzt ist, wie bei einer Klassenfahrt.

Networking oder Kaffeeklatsch?

Neben Vorträgen gibt’s selbstverständlich „Networking“. Das bedeutet, dass sich Mittelständler und Wirtschaftsförderer an Stehtischen versammeln und dieselben Sätze wiederholen: „Wir suchen händeringend Leute.“ – „Ja, wir auch.“ – „Die jungen Leute wollen alle nicht mehr arbeiten.“ – „Genau!“

 

Am Ende ist das Ganze wie so oft: Fachkräfte entstehen nicht durch Vorträge, sondern durch Arbeit. Doch solange die PowerPoint läuft, fühlt es sich an, als hätte man schon etwas bewegt. Vielleicht nicht die Jugend in den Arbeitsmarkt, aber immerhin die belegten Brötchen in den Bauch.