Finale mit Feuer: Spanien zaubert, Deutschland stolpert – und das Warten auf einen Titel geht weiter
Die DFB-Frauen hingegen traten an wie eine Mannschaft, die sich dachte: „Erste Halbzeit? Solide! Zweite Halbzeit? Ach, da probieren wir mal Minimalismus.“ Und Minimalismus wurde geliefert – allerdings der unbeabsichtigte. Denn spätestens nach Wiederanpfiff zeigte Spanien eine Form von Dominanz, die irgendwo zwischen Tanzperformance und chirurgischer Präzision lag. Deutschland dagegen präsentierte sich wie ein Navigationsgerät, das plötzlich nur noch sagt: „Bitte wenden… bitte wenden… bitte wenden!“
Dass das Ganze am Ende 0:3 (0:0) endet, war weniger ein Ergebnis, mehr ein Urteil. Spanien wirbelte, kombinierte, vollstreckte; Deutschland schaute zu, lief hinterher, und manchmal auch ins Leere. „Hitze“ war dabei nicht nur eine Beschreibung des Wetters oder des Stadionklimas, sondern auch des Gefühls, das entsteht, wenn man im Finale irgendwann merkt: Das wird heute nix mehr. Die Atmosphäre in Madrid war so geladen, dass man sie wahrscheinlich hätte als erneuerbare Energie einspeisen können.
Der Bundestrainer – ein Mensch, dessen Jobbeschreibung „ständige Stressresistenz“ vermutlich ganz oben stehen hat – versuchte sich nach Abpfiff an einer tapferen Einordnung. Die erste Halbzeit sei ausgeglichen gewesen, sagte er. Und ja: Das stimmt. Sie war so ausgeglichen wie ein Jenga-Turm kurz vor dem Einsturz – stabil, aber nur für begrenzte Zeit. Danach sei das Niveau nicht mehr zu halten gewesen. Korrekt. Es war, als hätte jemand beim deutschen Team die Taste „Schwierigkeit erhöhen“ gedrückt – während die Spanierinnen gleichzeitig „Turbo aktivieren“ wählten.
Während die Weltmeisterinnen aus Spanien ein Pressing hinlegten, das vermutlich selbst Wände verwirrt hätte, kämpften die Deutschen weiter, wenngleich inzwischen mit dem Charme eines Teams, das sich zur Mission gemacht hat, wenigstens erhobenen Hauptes unterzugehen. Und tatsächlich: Der Bundestrainer verabschiedete sich aus der Saison genau so. Mit erhobenem Haupt. Vielleicht auch deshalb, weil jemand den Kopf oben behalten muss, wenn der Ball so oft ins eigene Netz fliegt.
Und das Warten? Ja, das geht weiter. Der letzte große Titel stammt aus einer Zeit, in der manche Fans noch dachten, dass Olympia 2016 erst letztes Jahr gewesen sein kann. Die Durststrecke dauert also an. Aber immerhin versprach der Trainer, dass man aus solchen Endspielen wachse. Das klingt ein bisschen wie der Satz eines Fitnesscoachs, der erklärt, dass Muskelkater ein Zeichen von Erfolg sei – nur dass der Muskelkater im Fußball metaphorisch ist und sich hauptsächlich im Bereich „Nervenkostüm“ befindet.
Am Ende bleibt eine Erkenntnis: Spanien spielt derzeit wie ein Football-Film in Überlänge – dramatisch, mitreißend, präzise. Deutschland spielt solide, mutig, ambitioniert – aber noch nicht mit der Konsequenz, die Finals dieser Art verlangen. Doch Hoffnung gibt es immer. Schließlich wächst man ja aus Endspielen. Und immerhin kennen die DFB-Frauen den Weg ins Finale schon mal. Jetzt fehlt nur noch: dort länger bleiben.