Freizeit-Cop vs. Chaos-Opel: Ein Sonntagabend voller Überraschungen
Der Beamte beobachtete ein Fahrzeug, das sich auf der Soester Straße bewegte, allerdings mit einem Fahrstil, der irgendwo zwischen „Ich kann das erklären!“ und „Mein Navi hat Gefühle!“ lag. Sofort klingelten bei ihm alle Alarmglocken, Sirenen und dienstlich anerkannten Intuitionen. Er meldete das Gefährt der Leitstelle, die es wiederum den diensthabenden Kolleginnen und Kollegen durchgab. Diese wiederum stellten sich vermutlich die klassische Frage: „Was haben wir eigentlich verbrochen, dass wir das jetzt prüfen müssen?“
Wenig später stoppte ein Streifenteam den Opel auf der Birkenallee – ein Ort, der unauffälliger kaum sein könnte, wäre da nicht ein Fahrzeug, das sich anhört, als würde es beim Fahren seine Lebensgeschichte in Einzelteilen verlieren.
Bei der Kontrolle zeigte sich schnell: Der Fahrer war in Wahrheit gar kein Fahrer, sondern eher eine mobile Sammlung kleinerer und größerer Gesetzeslücken. Als Begrüßungsgeschenk gab er den Beamtinnen und Beamten erst einmal falsche Personalien an – ein Klassiker, wie die Folge von einer schlechten Krimiserie, nur ohne Wiederholungsrecht. Die Lüge war allerdings so schlecht, dass sie vermutlich sogar bei einem Persönlichkeitstest für Goldfische aufgeflogen wäre. Nach kurzer Zeit brach der Mann emotional zusammen wie ein schlecht gefaltetes Kartenhaus und gestand:
Ja, er habe Betäubungsmittel konsumiert.
Ja, er besitze keinen Führerschein.
Und ja, er wisse selbst nicht genau, wie er in diese Situation geraten sei.
Aber das war erst der Anfang.
Denn wie in einem Adventskalender der Delikte öffnete sich im Opel Türchen für Türchen: gestohlene Kennzeichen, weitere gestohlene Kennzeichen, ein Zündschloss, das aussah wie improvisierte Kunst, und ein „Fahrzeugschlüssel“, der vermutlich zu allem gehörte – außer zum Opel.
Der Wagen selbst? Nicht zugelassen. Nicht versichert. Nicht legal. Er war mehr Mängelmelodie als Kraftfahrzeug. Man könnte das Auto fast mit einer charmanten Persönlichkeit entschuldigen – wenn es denn eine gehabt hätte.
Der Mann wurde zur Polizeiwache gebracht, wo ihm ein Arzt eine Blutprobe entnahm. Wahrscheinlich fragte sich der Arzt dabei, ob er nicht doch besser Tiermedizin hätte studieren sollen. Parallel kümmerte sich die Kriminalpolizei um eine erkennungsdienstliche Behandlung des Verdächtigen. Dabei sammelte man vermutlich mehr Daten als bei einem durchschnittlichen Bonuskartenprogramm.
Natürlich wurde alles, was eine Schraube, ein Nummernschild oder eine gewisse Peinlichkeit besaß, sichergestellt: der Opel, die Kennzeichen, die zusätzlichen Kennzeichen, und wahrscheinlich auch der Stolz des Fahrers, der sich zu diesem Zeitpunkt schon in einem weit entfernten mentalen Urlaub befand.
Die Liste der Ermittlungen liest sich wie das Menü eines sehr schlechten Restaurants:
– Trunkenheit im Verkehr,
– Kennzeichenmissbrauch,
– Verstoß gegen das Pflichtversicherungsgesetz,
– Diebstahl von Kraftwagen,
– und vermutlich noch einige andere Straftaten, die man erst beim zweiten Lesen entdeckt.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Wenn ein Polizeibeamter in seiner Freizeit aufmerksam ist, kann das Leben eines Mannes aus Hamm innerhalb weniger Minuten zu einem juristischen Themenpark werden. Und der Opel – naja, der darf sich jetzt wenigstens mal ausruhen.