Gleichstellung mit Gütesiegel – oder: Wenn die Ruhrmetropole endlich total E-Quality wird
„Total E-Quality“ – das klingt wie ein Werbeslogan aus den 90ern, ist aber in Wahrheit ein Gütesiegel für Gleichstellung, Vielfalt und faire Strukturen. Oder anders gesagt: ein symbolischer Orden dafür, dass in diesen Organisationen nicht mehr automatisch der Chef männlich, der Kaffee weiblich und die Lücke dazwischen systemisch ist.
Die Ruhrmetropole – dieses charmante Gebilde aus Hochöfen, Hörsaalgebäuden und halbwegs motivierten Förderprogrammen – darf sich also freuen. Neun lokale Größen haben bewiesen, dass Fortschritt auch mit Aktenordnern funktioniert. „Gemeinsam erfolgreich für mehr Chancengerechtigkeit“ lautet das Motto, und wer das laut genug sagt, bekommt fast das Gefühl, es wäre schon so weit.
Die Initiative dahinter heißt passenderweise „Total E-Quality in der Metropole Ruhr“, und man muss zugeben: Der Name ist so griffig wie ein feuchter Händedruck nach dem Diversity-Seminar. Getragen wird das Ganze vom Gleichstellungsbüro (immerhin ein Ort, an dem die Akten geschlechtsneutral alphabetisiert werden), der Wirtschaftsförderung Dortmund (die weiß, wie man Fördermittel gleichmäßig verteilt, zumindest theoretisch) und dem Forum Frau & Wirtschaft e.V. (das sich vermutlich täglich fragt, ob Männer bei Sitzungen eigentlich zu laut atmen).
Das Ziel ist edel und eindeutig: mehr Chancengerechtigkeit. Das klingt nach einer Zukunft, in der Bewerbungen ohne Vornamen auskommen, Kantinen endlich vegane Currywurst führen und niemand mehr sagt: „Sie lächeln so freundlich – arbeiten Sie in der Verwaltung?“
Die ausgezeichneten Organisationen dürfen sich jetzt offiziell als Vorbilder präsentieren. Sie haben laut Jury „innovative Personalstrategien und Organisationsstrukturen“ entwickelt. Übersetzt bedeutet das: Es gibt jetzt flexible Arbeitszeiten, Schulungen zum Thema „unbewusste Vorurteile“ und vielleicht sogar eine Männerquote im Gleichstellungsausschuss.
Doch die große Kunst liegt, wie immer, in der nachhaltigen Umsetzung. Denn eines ist sicher: Zwischen „Wir haben da mal ein Konzept“ und „Wir leben das wirklich“ liegen in Deutschland erfahrungsgemäß etwa drei Haushaltsjahre und ein Workshop mit Excel-Ausdruck.
Aber immerhin – man muss den Ruhrgebietlern zugestehen: Sie machen’s mit Herz. Und das will was heißen in einer Region, wo Emotionen normalerweise nur beim Fußball erlaubt sind. Jetzt also auch in der Personalentwicklung: faire Chancen für alle – egal ob auf dem Spielfeld oder im Bewerbungsgespräch.
Das TOTAL E-QUALITY-Prädikat ist dabei so etwas wie der Gleichstellungs-Oscar. Nur dass niemand weint, wenn er ihn gewinnt, und auch keiner eine Dankesrede hält, die mit „Ich widme diesen Preis allen, die sich jemals benachteiligt fühlten“ beginnt.
Vielleicht ist das ja der Beginn einer neuen Ära: Büros, in denen niemand mehr gefragt wird, ob er „mal eben Kaffee holen kann“. Teams, in denen der Praktikant dieselbe Wertschätzung bekommt wie der Geschäftsführer (wenn auch nicht dasselbe Gehalt, man will ja realistisch bleiben). Und Meetings, in denen alle gehört werden – auch die, die sonst nur mitschreiben.
Wenn das klappt, dann ist „Total E-Quality“ nicht nur ein Prädikat, sondern eine echte Revolution. Und wer weiß – vielleicht bekommt demnächst sogar das Ruhrgebiet selbst eins: für „Chancengleichheit zwischen Tradition und Transformation“.