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Halleluja, Salam & Schalom – Münsters Friedenssaal wird zur spirituellen WG!

Wenn in Münster die Glocken läuten, die Kerzen flackern und irgendwo ein Räucherstäbchen qualmt, dann ist klar: Der Friedenssaal ruft zur jährlichen Glaubens-Olympiade. Rund 50 Vertreterinnen und Vertreter von 34 Religionsgemeinschaften kamen zusammen – und das alles freiwillig! Ohne Buffetpflicht, aber mit jeder Menge Symbolkraft und vermutlich leichtem Kerzenwachsgeruch.

Halleluja, Salam & Schalom – Münsters Friedenssaal wird zur spirituellen WG!

Anwesend war so ziemlich alles, was irgendwo zwischen Bibel, Bhagavad Gita und Bambusflöte Rang und Namen hat. Christen, Muslime, Juden, Buddhisten, Hindus, Bahai, Sikhs – kurz: das interreligiöse Pendant zu einer WG-Küchensitzung, nur mit mehr Kerzen und weniger Mate-Tee. Und weil das Ganze im ehrwürdigen Friedenssaal stattfand, war natürlich auch der Bürgermeister am Start – in seiner Rolle als diplomatischer Zeremonienmeister zwischen Kreuz, Halbmond und Karma.

Das Motto des Abends: „Aufeinander zugehen und einander zuhören.“ Klingt einfach, ist aber im Alltag schwieriger als ein IKEA-Schrankaufbau ohne Streit. Doch in Münster klappt’s – zumindest für diesen Abend.

Ein künstlerischer Impuls durfte natürlich nicht fehlen. Ein Mann vom Fach – nennen wir ihn den interreligiösen DJ – präsentierte das Projekt „West-Östlicher Diwan“, also eine Art musikalisches Speed-Dating für Kulturen: Beethoven trifft Bauchtanz, Psalmen begegnen Poesie, und irgendwo dazwischen nickt ein Buddhist im Takt.

Der Höhepunkt des Abends war die Lichterzeremonie. Vertreter aller Religionen entzündeten nacheinander Friedenslichter – ein symbolischer Akt, bei dem der Friedenssaal für ein paar Minuten so aussah, als hätte jemand das Christkind mit einem Esoterik-Festival verwechselt. Ein Funkenflug der Toleranz, eine brennende Ode an die Hoffnung – und eine Herausforderung für jede Brandschutzverordnung.

Diese Tradition hat inzwischen fast so viel Geschichte wie das Münsteraner Wetter: Seit 18 Jahren trifft man sich zum interreligiösen Lichtanzünden, zum Kerzenkraulen für den Weltfrieden. Seit 2015 ist auch Osnabrück mit im Boot – die Schwesterstadt mit derselben Friedensvergangenheit und vermutlich derselben Geduld für Smalltalk unter Theologen.

Die beiden Städte wechseln sich jedes Jahr ab – Münster, Osnabrück, Münster, Osnabrück – quasi wie ein spirituelles Freundschaftsspiel mit wechselndem Heimvorteil.

Organisiert wird das Ganze vom Friedens- und Wissenschaftsbüro, das offenbar den seltenen Spagat zwischen „ernsthafter Forschung“ und „Kerzenmanagement“ meistert. Unterstützung kommt vom Arbeitskreis 1648, der sich seit Jahrhunderten erfolgreich bemüht, den Westfälischen Frieden nicht wieder zu verlieren.

Fazit: Der Friedenssaal wurde an diesem Abend zur Bühne der Hoffnung, zum Ort des interreligiösen Schulterklopfens – oder kurz gesagt: zur wahrscheinlich freundlichsten Versammlung Münsters seit der letzten Veganmesse. Wenn man diese Energie konservieren könnte, wäre Weltfrieden vielleicht nur noch eine Verwaltungsfrage.