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Hamm baut sich ein Quartier – Beton als Hoffnungsträger

Fünf Jahre lang stand das alte Kaufhof-Gebäude wie ein Mahnmal der Konsumwüste in der Hammer Innenstadt. Ein grauer Block, in dem höchstens noch Tauben shoppen gingen. Jetzt aber, so verkünden Stadt und Investoren feierlich, kommt die Rettung: das Heinemann Quartier. Klingt nach französischer Mode oder Schokolade, ist aber in Wahrheit die nächste große Betonhoffnung fürs Bahnhofsviertel.

Hamm baut sich ein Quartier – Beton als Hoffnungsträger

Ein Jahr nach dem Kauf – die große Vision

Kaum ein Jahr nach dem Erwerb der Immobilie wurde schon ein Konzept vorgestellt. In Hamm ist das ungefähr so schnell wie ein Formel-1-Boxenstopp. Auf 7.400 Quadratmetern soll nun ein „städtebaulicher Meilenstein“ entstehen – was im Klartext heißt: drei Bauklötze und eine Hochgarage. Die Ära des Kaufhauses ist vorbei, es lebe die Ära der Büroflächen. Denn was die Innenstadt unbedingt braucht, sind weitere Praxen, Beratungsstellen und Gastronomie mit Namen wie „Café Urban“.

Die neue Innenstadt – so lebendig wie ein Rathausflur

Der Oberbürgermeister jubelt: „Unsere Innenstadt erfindet sich neu.“ Neu erfinden heißt hier: statt Kaufhaus-Schließung jetzt Hochgarage-Eröffnung. Statt Rolltreppen zu den Sonderangeboten gibt’s bald barrierefreie Zugänge zu Arztpraxen. Statt Wühltische mit Unterwäsche erwarten die Bürgerinnen und Bürger sandsteinverkleidete Fassaden mit „hoher Aufenthaltsqualität“. Wer dort verweilt, darf sich zwischen Außengastronomie und Parkplatzdach mit Moosüberzug entscheiden.

Ort für Arbeit, Gesundheit und Begegnung

Das Heinemann Quartier wird ein wahrer Alleskönner: Büros, Praxen, Gastronomie, Kultur, vielleicht sogar ein paar Wohnungen. Kurz: alles, was man braucht, um die Innenstadt endgültig in eine Mischung aus Ärztehaus und Behördencampus zu verwandeln. Erste Interessenten haben sich schon gemeldet – und Überraschung: Am gefragtesten sind natürlich Büroflächen. Kultur und Wohnen? Kann man machen, aber bitte nur, wenn am Ende noch genug Platz für Aktenordner bleibt.

Nachhaltigkeit – die Pflichtübung

Natürlich darf auch das große Wort „Nachhaltigkeit“ nicht fehlen. Dachbegrünung, Photovoltaik, Fernwärme – alles dabei. Ob die Menschen im Jahr 2029 wirklich auf dem Parkhausdach picknicken, während sie ihr Handy an einer Solarpanel-Steckdose laden, bleibt abzuwarten. Aber Hauptsache, es steht im Prospekt.

Die große Hochgarage – das Herzstück

Während andere Städte Parkplätze reduzieren, setzt Hamm auf eine 300- bis 400-Plätze-Hochgarage als Symbol moderner Mobilität. Klar: Wer schon immer dachte, dass die Lösung für Innenstadtsterben mehr Stellplätze sind, darf jetzt jubeln. Die Garage wird als Erstes gebaut – Prioritäten müssen schließlich gesetzt werden. Erst wenn die Autos glücklich sind, darf der Mensch nachziehen.

Der Zeitplan – Geduld, Geduld

Ende 2025/Anfang 2026 Bauanträge, Frühjahr 2026 Abriss, danach Neubau in Etappen. Fertigstellung frühestens 2029. Bis dahin dürfen die Hammer Bürger weiter in die Schaufenster der Brache starren – fünf Jahre Leerstand plus vier Jahre Baustelle, das ist fast schon ein Generationenprojekt.

Beton für die Seele

Das Heinemann Quartier wird die Innenstadt „neu definieren“. Ob das am Ende wirklich eine Revolution oder nur ein weiterer Investorenwürfel mit Café und Büro ist, bleibt offen. Aber immerhin, Hamm hat wieder Hoffnung: in Form von Sandstein, Hochgarage und dem Versprechen, dass 2029 alles besser wird. Bis dahin bleibt die Innenstadt das, was sie seit Jahren ist: ein Quartier voller Visionen – nur eben ohne Menschen.