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Harry der Härteste – oder: Wie man Köln Hoffnung macht und sie dann mit Weltklasse zerlegt

Freunde der gepflegten Ballakrobatik, schnallt euch an – es war wieder einer dieser Abende, an denen Fußballgeschichte geschrieben wurde. Und zwar von jemandem, der Tore schießt, als hätte er bei EA Sports ein Dauerabo auf den Cheatcode „unaufhaltsam“. Der Mann, der das Runde ins Eckige bringt, selbst wenn das Eckige noch gar nicht weiß, dass es gleich getroffen wird.

Harry der Härteste – oder: Wie man Köln Hoffnung macht und sie dann mit Weltklasse zerlegt

Denn ja – er hat’s wieder getan. Zwei Mal. Zack, zack. Nummer 21 und 22. Und der Rest der Bundesliga so: „Kann bitte jemand diesen Engländer abschalten?“
Der FC Bayern marschiert ins Pokal-Achtelfinale, während der 1. FC Köln heldenhaft versucht hat, die Realität wenigstens 30 Minuten lang zu ignorieren. Und, Hand aufs Herz: Diese halbe Stunde war so stark, dass man in Köln vermutlich schon die Altbier-Dosen für die Siegesfeier kühlgestellt hatte.

Mutig sein, hieß der Plan. Und das waren sie! Frühes Pressing, aggressiv, lauter als der Karneval nach zwei Kölsch zu viel. Die Bayern? Kurz verwirrt. Scheinbar dachten sie, sie hätten versehentlich die Playstation auf „Legende“ gestellt. Köln griff an, ballerte, kämpfte – bis Ragnar Ache nach einer Ecke tatsächlich das 1:0 machte. Das Stadion explodierte, der Himmel leuchtete rot-weiß, und irgendwo in Bayern hörte man kurz ein „Was war das denn?“

Doch wie es im Leben so ist: Kaum hat man Hoffnung, kommt der Videobeweis in Form der Realität. Bayern schüttelte sich, lächelte charmant in Richtung „Abseitslinie“ und dachte sich: „Ist das wirklich Abseits oder nur eine alternative Wahrheit?“ – Antwort: egal. Luis Diaz traf trotzdem, und das Schiedsrichtergespann hatte offenbar kollektiv beschlossen, dass Regeln auch nur Vorschläge sind.

Danach kam Harry. Unser Harry. Der Engländer, der Tore so selbstverständlich macht, wie andere Leute morgens Kaffee trinken. Drehung, Schlenzer, Winkel, Weltklasse. Köln hatte kurz Applaus verdient, bekam aber Reality-TV in Fußballform: „Wenn Hoffnung auf Realität trifft – Staffel 38.“

Nach der Pause dann: Bayern im Autopilot. Köln ackert, Bayern kontert, Urbig will cool sein, Zieler will fliegen, und am Ende fliegt nur der Ball – ins Netz. Kane köpft, Olise tanzt, und irgendwo im Hintergrund murmelt ein Fan: „Das war doch mal wieder typisch.“

Und trotzdem: Respekt, Köln! Mut, Kampf, Leidenschaft – und ein Innenpfosten, der wahrscheinlich bis heute Mitleid hat. In der 87. Minute knallt Maina den Ball so präzise an den Pfosten, dass man kurz dachte, er hätte das als Kunstprojekt geplant. Wäre der reingegangen, hätten wir über ein 2:4 gesprochen – aber Fußball ist eben manchmal eine Doku über Schmerzverarbeitung.

Am Ende steht ein 1:4 – ein Ergebnis, das klingt, als wäre Köln überfahren worden, obwohl sie eigentlich aufrecht gestorben sind. Die Bayern jubeln weiter, Kane nickt höflich, und Köln darf sich sagen: „Wir hatten sie… für 30 Minuten.“