Hauptausschuss der Zukunft – zwischen Chatbots, Parkleitsystemen und der großen Kirmesformel
Digitalisierung trifft auf Ahlener Realität
Erster Höhepunkt: Die probeweise Einführung eines Chatbots auf der städtischen Homepage. Ein virtueller Mitarbeiter, der nie müde wird, keine Kaffeepausen braucht und auch sonntagmorgens freundlich antwortet, wenn jemand wissen möchte, ob der Bürgerservice geöffnet hat (Spoiler: hat er nicht).
Die Verwaltung sieht darin die Chance, Personal zu entlasten und Bürger*innen rund um die Uhr zu betreuen – quasi ein digitales Dauerlächeln mit Datenschutz. Kostenpunkt: 949 € im Monat, also weniger als ein durchschnittlicher Kirmes-Schießstand an Umsatzverlust bei Regen.
Nach sechs Monaten soll entschieden werden, ob die künstliche Intelligenz bleiben darf. Oder ob sie, wie so manche Praktikantenstelle, „ausgelaufen“ ist.
Verbraucherschutz mit Tradition und Taschenrechner
Weiter geht’s mit der Verlängerung der Verträge mit der Verbraucherzentrale NRW – sowohl für Energieberatung als auch allgemeine Verbraucherberatung. Eine doppelte Portion Rat fürs Geld, sozusagen. Während woanders Strompreise sinken, werden hier die Beratungsverträge stabil verlängert. Nachhaltigkeit durch Kontinuität – Ahlen zeigt, wie man Verträge nicht nur abschließt, sondern liebevoll pflegt wie eine Topfpflanze im Verwaltungsflur.
Die Kirmesformel: Von Wasser bis Wasserpistole
Ein weiterer Höhepunkt: die 3. Änderung der Satzung über Standgebühren bei Veranstaltungen. Die neue Gebührenordnung soll den Jahrmarktsbetrieb gerechter, effizienter und – laut Kassenwart – „realitätsnäher“ machen.
Pro Quadratmeter Verkaufsfläche zahlt man künftig 0,75 €, für jedes abgestellte Fahrzeug 0,50 €. Oder, wie ein Schausteller im Nebensatz meinte: „Das kostet ja fast so viel wie Zuckerwatte.“
Doch Ahlen wäre nicht Ahlen, wenn es nicht auch um Toilettenwagen, Stromkästen und Absperrmaßnahmen ginge. In Summe also: Ordnung, Sauberkeit, Spaß – und 87,81 € Kostendeckungsüberschuss. Fast so selten wie ein Karussell ohne Techno-Musik.
Vergabeordnung Reloaded – Die Stadt macht Ernst
Die Neufassung der Vergabeordnung klingt trocken – ist aber das Fundament kommunaler Würde. Denn hier wird geregelt, wer in Ahlen wem was und wie teuer verkauft.
Bis 25.000 € darf künftig direkt beauftragt werden, per E-Mail sogar. Ein echter Durchbruch: Die Verwaltung digitalisiert sich an der Grenze zwischen Maus und Menschenverstand.
Es ist das kleine bisschen Bürokratie-Rock’n’Roll, das wir uns alle wünschen – endlich kann eine Stadt Schrauben kaufen, ohne 18 Angebote in dreifacher Ausfertigung.
Tempo 30 in Vorhelm – Entschleunigung als Lebensgefühl
Ein Antrag, der schon seit 2022 auf der Straße liegt: Tempo 30 auf der Ortsdurchfahrt Vorhelm.
Nach Jahren des Wartens, Prüfens und Zitierens von Randnummern im Baugesetzbuch kommt nun Bewegung in die Sache – ironischerweise, indem man das Tempo senkt.
Ziel: Mehr Sicherheit, weniger Lärm, und die stille Hoffnung, dass sich auch die Diskussionen im Ausschuss künftig mit Tempo 30 bewegen.
Windenergie Westfalen-Lippe – Die letzte Brise
Ein weiteres Kapitel Ahlener Wirtschaftsgeschichte schließt sich: die Liquidation der Windenergie Westfalen-Lippe GmbH.
Die Windräder drehen sich noch, aber nur buchhalterisch. Der Liquidator wacht darüber, dass kein Blatt Papier ungestempelt bleibt.
Während draußen die Windkraft boomt, beendet Ahlen seine Beteiligung – solide, ordentlich, mit Protokoll. Nachhaltigkeit bedeutet hier: rechtzeitiger Abschluss der Akte.
Neuer Liquidator, altes Drama
Auch die Entwicklungsgesellschaft Ahlen (EGA) wird liquidiert. Der bisherige Geschäftsführer wird abberufen, ein neuer Liquidator bestellt.
Seine Aufgabe: „Die Umsetzung des Gesellschaftsvermögens in Geld“ – was in der Verwaltungssprache ungefähr so klingt, als wolle man ein Einhorn in Bargeld umtauschen.
Aber immerhin: Es gibt keine finanziellen Auswirkungen. Und das ist in Zeiten, in denen alles teurer wird, schon fast eine kleine Sensation.
Sportentwicklungsplanung – Ahlen trainiert an seiner Zukunft
Dann: Bewegung! Die Umsetzung der Sportentwicklungsplanung steht an.
Hier geht es nicht nur um neue Sportstätten, sondern auch um die Erkenntnis, dass man sportliche Themen mit sportlicher Gelassenheit behandeln kann.
Vielleicht wird irgendwann das Ziel erreicht, dass jeder Ahlener Bürger 100 Meter sprinten kann, um noch rechtzeitig seinen Antrag im Bürgerbüro abzugeben, bevor das neue Chatbot-System ihn digital zurückruft.
Taschengeldbörse – Jugend hilft, Haushalt spart
Herzstück sozialer Wärme: die Förderung der Taschengeldbörse.
Jugendliche helfen Senioren, Senioren helfen Jugendlichen – und die Stadt hilft mit 4.800 €.
Ein klassischer Ahlener Dreiklang: Hilfe zur Selbsthilfe, finanziert aus Restmitteln, die sonst ins Haushaltsnirwana geflossen wären.
So klingt soziale Nachhaltigkeit im kommunalen Dreivierteltakt.
Analog vs. Digital – das Parkleitsystem-Duell
Zum Schluss das große Finale: Zwei Parkleitsysteme, zwei Philosophien.
Die FWG möchte ein digitales Parkleitsystem – modern, vernetzt, mit Echtzeitdaten. Die SPD hingegen setzt auf das analoge Pendant – Schilder, Pfeile, pure Menschlichkeit.
Es ist das kommunalpolitische Äquivalent zu „Spotify gegen Plattenspieler“.
Vielleicht wird am Ende beides kombiniert: eine digitale Tafel, die anzeigt, wo das nächste analoge Schild hängt.
Fortschritt mit Humor
Dieser Hauptausschuss könnte Geschichte schreiben – zumindest lokal. Zwischen Chatbots, Parkleitsystemen und Satzungsänderungen bewegt sich Ahlen Richtung Zukunft.
Langsam, vorsichtig, aber immerhin mit WLAN.
Und wenn alles gut geht, kann man den nächsten Sitzungstermin schon bald vom Sofa aus erfragen – beim freundlich blinkenden Chatbot, der vielleicht gerade auf die Eingabe „Wann ist die nächste Kirmes?“ antwortet:
„Bitte warten, Ihre Anfrage wird gleich bearbeitet – von der Verwaltung der Zukunft.“