Herzensprojekte – wenn Demokratie Lampenfieber bekommt

Gemeinsam mit dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ (was streng genommen schon klingt wie eine Realityshow mit Bundestagsmandat) ruft die VHS dazu auf, das Herz in die Hand zu nehmen und Ideen einzureichen, die die Welt – oder wenigstens die Innenstadt – ein kleines bisschen besser machen sollen.
Am Tag der Demokratie, also jenem staatlich sanktionierten Feiertag der guten Absichten, durften Bürgerinnen und Bürger ihre persönlichen Herzensprojekte einreichen. Alles war erlaubt – solange es nicht die Einführung einer allgemeinen Steuer auf schlechte Laune betraf oder den Abriss des Kreisverkehrs forderte.

Nun, Monate später, sind die Ideen sortiert, geprüft und mit ausreichend Förderfreude bestrahlt worden, um sie in einer Open-Mic-Session zu präsentieren. Jawohl: Demokratie bekommt ein Mikrofon.

Wenn Demokratie zur Casting-Show wird

Am 6. November, ab 18:30 Uhr, verwandelt sich die Volkshochschule Ahlen in eine Art politisches Supertalent – nur mit weniger Dieter Bohlen und mehr Flipchart.
Hier können Engagierte, Idealisten, Visionäre und Leute, die einfach nichts im Fernsehen gefunden haben, ihre Herzensprojekte vorstellen. Der Eintritt ist frei, das Mitreden auch – und genau das macht es so gefährlich.

Auf dem Programm steht alles, was das bürgerliche Engagement-Herz begehrt:

• Persönliche Projektvorstellungen mit garantiert ehrlichem Applaus,
• die Möglichkeit, Mitstreiter*innen zu gewinnen (oder wenigstens Menschen, die so tun),
• und Informationen zu Fördermitteln, also zu dem sagenumwobenen Geldtopf, aus dem gute Ideen selten, aber manchmal doch bezahlt werden.

Kurz gesagt: Es ist das Speed-Dating der Demokratie – man trifft Gleichgesinnte, teilt Visionen und geht am Ende vielleicht mit einer Excel-Tabelle statt einem neuen Partner nach Hause.

Von der Idee zur Weltverbesserung – oder wenigstens zum Kaffee danach

Die Herzensprojekte zeigen, dass Ahlen voller kreativer Köpfe steckt – oder zumindest voller Menschen, die wissen, wie man ein Formular ausfüllt. Vom Nachbarschaftsgarten über das „Café der Freundlichkeit“ bis hin zur „AG gegen das ständige Meckern im Internet“ – alles ist denkbar, alles ist willkommen.

Und während man auf der Bühne noch enthusiastisch ins Mikro ruft, wie man die Welt retten will, steht hinten schon jemand mit einem Beamer bereit, um den Antrag fürs Bundesprogramm in PowerPoint zu übersetzen.

Denn hier gilt: Demokratie ist kein Selbstläufer – sie braucht Leidenschaft, Kaffee, und mindestens eine engagierte Person, die das Protokoll schreibt.

Wer also am 6. November lieber über Zukunft spricht als über das Wetter, sollte sich das Event nicht entgehen lassen.
Denn in Ahlen heißt es an diesem Abend:
„Herz zeigen, Mikro greifen, Demokratie durchziehen.“
Und wer weiß – vielleicht beginnt zwischen Keksbuffet und Flipchart ja wirklich die Revolution.