Skip to main navigation Skip to main content Skip to page footer

Hoesch-Hafenbahn-Weg: Der Ruhrpott baut weiter – und plötzlich hat der Radverkehr Vorfahrt!

Es gibt Neuigkeiten aus dem Ruhrgebiet, und zwar richtig gute. Nein, kein neuer Imbiss, der Pommes in 14 philosophischen Varianten anbietet. Kein Fußballverein, der plötzlich Meister wird. Sondern etwas, das fast genauso spektakulär ist wie eine funktionierende Ampelschaltung: Ein neuer Rad- und Gehweg wurde eröffnet!

Hoesch-Hafenbahn-Weg

Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat am 10. November zusammen mit der Stadt Dortmund tatsächlich das zweite Teilstück des Hoesch-Hafenbahn-Weges freigegeben. Früher hieß das Ding „Gartenstadtweg“, aber offenbar klang das zu sehr nach Rentneridylle, Gartenzwergkolonie oder sonntäglichem Spaziergang durch akkurat geschnittene Hecken. Jetzt heißt er Hoesch-Hafenbahn-Weg – deutlich industrieller, stolzer, potenziell mit Ruhrpott-Patina. Da hören selbst die Stahlreste ehrfürchtig zu.

1,7 Kilometer Glück – oder wie das Ruhrgebiet Entspannung buchstabiert

Der neue Abschnitt ist 1,7 Kilometer lang – also lang genug, um richtig Strecke zu machen, aber kurz genug, um nicht schon auf der Hälfte nach einem Sauerstoffzelt zu rufen. Die Route verläuft auf einer ehemaligen Bahntrasse.

Radfahrende Ruhrgebietsmenschen wissen:
Wo keine Bahn mehr fährt, fährt garantiert jemand mit einem E-Bike, das mehr PS hat als ein Kleinwagen.

Und der neue Weg verbindet die Max-Eyth-Straße mit der Straße Am Zehnthof. Klingt unaufgeregt, aber wer im Ruhrgebiet lebt, weiß: Verbindungen sind hier Lebensqualität. Jede neue Strecke bedeutet mindestens drei Dinge:

  1. weniger Stau,
  2. weniger Stress
  3. und weniger Chancen, sich im Kreisverkehr aus Versehen in eine vollkommen andere Stadt zu verabschieden.

Die Sensation: Radverkehr hat Vorrang!

Der spannendste Moment der gesamten Pressemitteilung ist jedoch dieser:
An der Straße „Im Defdahl" erhält der Radverkehr Vorrang.

Vorrang!
Für Fahrräder!
Im Ruhrgebiet!

Man muss das erst mal kurz setzen lassen.

Normalerweise hat im Pott Vorrang:
– das Auto,
– der SUV,
– der größere SUV,
– und der ungeduldige Opel, der hinten drängelt.

Aber hier wurde ein Stück Verkehrsgeschichte geschrieben – oder zumindest rot eingefärbt. Denn die querende Trasse wurde tatsächlich rot markiert, damit auch der letzte Autofahrende versteht: „Oh. Da kommt ein Fahrrad. Und ich soll jetzt… warten?“

Damit das Ganze nicht zu leicht wird, hat man den Straßenabschnitt auch noch mit beidseitigen Pflanzinseln verkleinert. Das sorgt für Verkehrsberuhigung, Naturflair und ein ganz kleines bisschen Orientierungslosigkeit – also die perfekte Mischung für Dortmund.

Freigegeben: Die Rampe – aber ohne Treppe, versteht sich

Neben der Trasse wurde auch die nördliche Rampe am Westfalendamm freigegeben.

Allerdings – und das ist herrlich präzise – ausgenommen der Treppen.

Man stellt sich vor, wie jemand am Westfalendamm steht, euphorisch in die Pedale tritt, voller Freude in die Rampe fährt und dann abrupt vor einer Treppe steht, die aussieht wie die Endgegner-Version eines schlechten Videospiels.

Aber keine Sorge: Nur die Rampe ist freigegeben. Die Treppen bleiben fürs Erste ein architektonisches Rätsel, das vielleicht eines Tages gelöst wird – vielleicht auch nicht. Ruhrgebiet bleibt spannend.

Ein Weg mit Zukunft – und ein bisschen Glanz

Der zweite Abschnitt des Hoesch-Hafenbahn-Weges ist mehr als nur Asphalt: Er ist ein Symbol.
Ein Symbol dafür, dass:

  • ehemalige Industriegebiete nicht immer nur verlassen und rostig sein müssen,
  • Verkehrsführung tatsächlich modern wirken kann,
  • und das Ruhrgebiet bereit ist für eine Zukunft, die mehr nach Fahrradklingel klingt als nach hupender Blechlawine.

Wer also demnächst in Dortmund unterwegs ist, darf sich auf ein kleines Stück Pott-Idylle freuen: Ein roter Radweg, Pflanzinseln, Rampe ohne Treppen und 1,7 Kilometer Freiheit – oder zumindest 1,7 Kilometer ohne Stau.