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„Kickoff-Krise XXL: Wenn fünf Yards zur Staatsaffäre werden“

In der großen Arena amerikanischer Empörungskultur, wo Football, Politik und die menschliche Fähigkeit zur Übertreibung Hand in Hand in Richtung Sonnenuntergang traben, hat es wieder einmal ordentlich gescheppert. Auslöser: das neue Kickoff-Format der NFL. Opfer: das kollektive Nervensystem des ehemaligen Oval-Office-Bewohners, dessen Wutlevel offenbar zuverlässig durch alles ausgelöst wird, was neu, anders oder nicht in Gold gerahmt ist.

„Kickoff-Krise XXL: Wenn fünf Yards zur Staatsaffäre werden“

Kaum war die Kickoff-Regel 2024 eingeführt, meldete er sich auch schon über sein hauseigenes Social-Media-Megafon zu Wort – nennen wir es „Wahrheitsgeflüster für Fortgeschrittene“ – und erklärte der Nation, dass diese Regeländerung schlimmer sei als ein Golfball, der nicht mehr bis zum Horizont fliegt. Ein ungeheurer Vergleich, denn in manchen Landesteilen gilt der Golfball offiziell als Heiligtum, direkt hinter dem Familien-Pick-up und der Fernbedienung.

Doch der Reihe nach: Die NFL hat beschlossen, dass der Ball bei einem Touchback ab sofort an der 35-Yard-Linie landet, nicht mehr an der 30. Diese fünf Yards mögen für den normalen Menschen nicht viel sein, aber in der Welt des gepflegten Pigskin-Philosophierens sind sie offenbar der Untergang des Abendlandes. Mehr Returns! Mehr Bewegung! Mehr Action! Also eigentlich genau das, was Sport ausmacht – außer natürlich, man möchte lieber nostalgisch auf die Zeiten zurückblicken, als Männer noch ohne Helm gegeneinander gerannt sind und Ärzte durch die Seitenauslinie irrten.

Während die meisten Fans sich dachten: „Hm, ist halt ’ne neue Regel“, sprang der ehemalige Oberkommandant der Empörungskavallerie sofort in den Sattel. Seine Botschaft: Die Regel sei „lächerlich“, „schrecklich“ und „so gefährlich wie der normale Kickoff, aber sieht schlimmer aus“. Immerhin eine bemerkenswerte Beobachtungsgabe: etwas gleichzeitig genauso gefährlich, aber viel hässlicher zu finden, ist eine olympische Denkleistung.

Der Ball bewege sich, die Spieler nicht, so seine Analyse – also genau das Gegenteil von Football. Eine faszinierende Logik, denn nicht wenige Menschen behaupten, dass das Gegenteil von Football eher „Nicht-Football“ sei, aber nun gut. In seiner Welt könnte ein Grammatikfehler möglicherweise ein Fall für den Supreme Court sein.

Doch die NFL war nicht unvorbereitet. Auf der Gegenseite meldete sich ein Coach der Kansas City Chiefs zu Wort – nennen wir ihn den „Koordinator des kontrollierten Chaos“. Dieser erklärte trocken, der Ex-Präsident habe schlicht keine Ahnung, wovon er spreche. Dass dieser Satz im Jahr 2025 noch immer eine gewisse Nachrichtenwertigkeit besitzt, ist fast schon rührend.

„Er weiß nicht einmal, was er da sieht“, so der Coach sinngemäß. Eine Aussage, die vermutlich auch als Universalerklärung für 70 % der politischen Debatten der letzten Jahre taugt. Aber zurück zum Football.

In der „Pat-McShow-des-Hochheiligen-Rings“ legte der ehemalige Staatschef später noch einmal nach. Er nannte den neuen Kickoff „furchtbar“, „erniedrigend“ und „unromantisch“. Wenn etwas also nicht mindestens die emotionale Wucht eines Feuerwerks, eines Militärparade-Trailers und einer patriotisch eingefärbten Werbebotschaft hat, kann es vermutlich weg.

Was folgt daraus? Die NFL wollte eigentlich das Spiel sicherer machen. Weniger Frontalzusammenstöße, weniger Rettungssanitäter im Sprintmodus, weniger Gehirnerschütterungen auf dem Niveau von vibrierenden Kühlschrankkompressoren. Doch am Ende steht eine Debatte, die mit Sicherheit genauso lange weiterlaufen wird wie die Stadionuhr nach einem Timeout.

Die Fans sind unterdessen gespalten: Die einen sagen, die Regel ist super. Die anderen sagen, sie ist doof. Und eine dritte Gruppe sagt: „Solange es Bier gibt, ist alles egal.“

Kurz gesagt: Der Ball fliegt weiter, die Spieler rennen öfter – und irgendwo bläst jemand ins Social-Media-Megafon und verkündet, dass der Untergang der Sportkultur unmittelbar bevorsteht. Also eigentlich alles wie immer.