Kranich in Münster: Der erste Vogel mit Virus und die große Panik im Hühnerparadies
Das Friedrich-Löffler-Institut hat die Sache offiziell gemacht: H5N1, der Rockstar unter den Tierseuchen, hat Münster erreicht. Und während die Stadt noch nach dem Vogelkadaver googelt, schickt das Veterinäramt beruhigende, aber streng formulierte Warnungen raus:
„Alle Geflügelhalter sollen die Sicherheitsvorkehrungen einhalten“, heißt es. Klingt einfach, ist aber in Münster eine emotionale Herausforderung – schließlich gibt es hier viele Menschen, die ihre Hühner wie Haustiere behandeln. Sie heißen dann „Liselotte“, „Eggbert“ oder „Frau Schlegel“, haben eigene Instagram-Accounts und bekommen wahrscheinlich Hafermilch im Napf.
Jetzt gilt also: Hygienekonzept! Wer Hühner hat, soll sich bitte wie in einer NASA-Schleuse verhalten. Schuhe wechseln, Hände waschen, Straßen- und Stallkleidung trennen, Futter und Wasser so platzieren, dass kein Spatz auch nur daran denkt, mitzutrinken. Und falls innerhalb von 24 Stunden drei Hühner tot umfallen – bitte nicht sofort auf TikTok posten, sondern den Tierarzt anrufen.
Das klingt alles ernst, ist es auch – zumindest für die betroffenen Vögel. Für Menschen ist das Risiko laut Experten „gering“, was ungefähr so beruhigend klingt wie ein Schild mit der Aufschrift „Nur leicht radioaktiv“. Trotzdem rät das Gesundheitsamt Jägern, Tierärzten und anderen „Berufsgruppen mit erhöhtem Risiko“ zur Grippeimpfung. Nicht gegen H5N1, sondern gegen die ganz normale Wintergrippe – wahrscheinlich, um wenigstens irgendeine Impfung im Portfolio zu haben.
Wer also jetzt einen toten Vogel findet, soll ihn nicht anfassen. (Ja, auch nicht für Selfies.) Stattdessen heißt es: Abstand halten, Haustiere fernhalten und das Ganze dem Veterinäramt melden. Die Telefonnummer ist öffentlich, aber man kann davon ausgehen, dass die Leitungen glühen, sobald jemand eine Spatz-Feder auf der Terrasse findet.
Natürlich gibt es auch den klassischen Münsteraner Pragmatismus: „Ach, das war bestimmt nur ein überfahrener Fasan.“ Doch das Veterinäramt bleibt wachsam. Man will kein Déjà-vu erleben, denn vor drei Jahren hatte Münster schon einmal eine Stallpflicht verordnet. Ein Monat lang durften Hühner nicht raus – quasi Corona 2.0, nur mit Federn.
Der aktuelle Fall bleibt zum Glück überschaubar: ein einzelner Kranich, vermutlich auf dem letzten Flug gen Süden. Tragisch für ihn, aber kein Grund, das Hühnerhaus zu verbarrikadieren. Die Stadt sieht keinen Anlass zur Panik – noch nicht. Aber wer Münster kennt, weiß: Wenn die Aasee-Enten demnächst schief gucken, stehen die ersten mit FFP3-Maske und Sagrotan am Ufer.
Fassen wir zusammen: Münster hat den ersten Fall der Saison, die Stadt reagiert mit Routine und Humor, das Veterinäramt mit Durchhalteparolen. Und irgendwo in Albachten liegt ein Kranich, der posthum zum Symbol geworden ist – für das, was Deutschland so gut kann: Krisenmanagement zwischen Besorgnis, Bürokratie und Handdesinfektion.