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Laubfrei versichert? Die botanisch-juristische Autofahrt des Jahres

Es gibt Geschichten, die beginnen mit einem dramatischen Donnerschlag, andere mit einem geheimnisvollen Rascheln im Gebüsch. Und dann gibt es jene Geschichten, die beginnen damit, dass jemand ein welkes Blatt vom Boden aufhebt und denkt: „Damit komme ich durch den deutschen Verwaltungsapparat.“

Laubfrei versichert? Die botanisch-juristische Autofahrt des Jahres

So geschehen irgendwo im westfälischen Flachland, wo eine gewisse Autofahrerin – namentlich unbekannt, aber innerlich offenbar die Reinkarnation eines Improvisationskünstlers – eine bemerkenswerte Idee hatte:

Warum mühselig Steuern zahlen, Versicherung bezahlen und lästige Zulassungssiegel erneuern, wenn doch Mutter Natur gratis Tarnmaterial anbietet? Ein braunes Herbstblatt, vermutlich seit Tagen auf dem Asphalt gegart, wurde feierlich zur TÜV-generalbevollmächtigten Oberbehörde ernannt und mit einem Kleckser Sekundenkleber auf dem Kennzeichen eines abgemeldeten Autos verewigt. Nachhaltig, kreativ, kriminell – die große ökologische Dreifaltigkeit.

Mission: Blattwerk statt Bürokratie
Der Plan war einfach: Das Blatt sollte elegant die entscheidende Stelle des Kennzeichens verhüllen, damit niemand erkennt, dass das Fahrzeug schon seit Ende Juni unversichert über die Republik rollt. Ein lupenreiner Fall von „Wenn die Natur etwas verdeckt, wird es schon legal sein.“

Und tatsächlich: Für ein paar Kilometer funktionierte die botanische Verschwörung. Ein Auto, formal längst aus dem Verkehr gezogen, aber dank Blattgold-Attrappe plötzlich wieder im Spiel – eine Art „Herbstwunder“, nur ohne göttlichen Beistand.

Doch dann kam die A2.
Die A2, dieses stille Monument deutscher Autobahnkultur, wo nichts entgeht: weder ein Tesla mit übermotiviertem Autopilot noch ein Transporter mit 812 Kisten Dosenbier für ein langes Wochenende. Und eben auch nicht ein einsames Kennzeichen, das aussieht, als hätte ein Baum versucht, seine Fahne zu hissen.

Streifenpolizisten – geschult im Erkennen klebender Dinge an nicht klebenden Orten – bemerkten sofort, dass etwas nicht stimmte. Es war nicht die Geschwindigkeit, nicht die Fahrlinie, nicht der Wagen selbst. Es war das einzelne, ehrgeizig klebende Blatt, das an der STELLE ALLER STELLEN thronte.

Das Team setzte zum Stopp an, und die Fahrerin gab sofort zu: Ja, sie habe es „darauf ankommen lassen“. Ein Satz, der normalerweise fällt, wenn man bei Rot über den Zebrastreifen läuft oder beim IKEA-Regal auf zwei Schrauben verzichtet – aber hier ging es um eine vollwertige Natur-Operation am offenen Kennzeichen.

Der juristische Herbststurm
Was dann folgte, war ein einzigartiges Gespräch, das vermutlich so klang:

„Wissen Sie, Ihr Auto ist abgemeldet.“
„Ja.“
„Und nicht versichert.“
„Ich weiß.“
„Und Sie dachten, ein Blatt…“
„Ein großes Blatt.“
„…würde das Problem lösen?“
„Es war ein Versuch.“

Ein Versuch. So könnte man auch die Mondlandung beschreiben, oder den Bau mancher deutscher Flughäfen. Aber im Gegensatz zu manchem Großprojekt hat hier wenigstens niemand versucht, das Blatt mit einer PowerPoint-Präsentation zu erklären.

Das Fazit: Natur 0 – Polizei 1.
Es bleibt die Erkenntnis, dass die deutsche Bürokratie vieles duldet: schlecht kopierte Papiere, Formulare in dreifacher Ausfertigung, und Notizzettel, die wichtiger sind als das Grundgesetz. Aber ein Laubblatt als Versicherungsersatz? Nein. Da hört selbst das toleranteste Amt der Republik auf zu blättern.

Und irgendwo im Wald weht ein leichter Wind durch die Bäume. Man meint fast zu hören, wie die Eichen flüstern:
„Macht das nie wieder. Unser Ruf ist ruiniert.“