Ludwigshafen offline – die Stadt, die zu ihrem eigenen Datenschutz wurde
Plötzlich war alles dunkel. Kein Telefon, kein E-Mail, kein Fax (also gut, das war eh nie so richtig online). Stattdessen herrscht jetzt digitale Steinzeit im Rathaus. Die Beamten sitzen vor schwarzen Bildschirmen und erinnern sich daran, dass man auch mit Stift und Papier Formulare ausfüllen kann – sofern der Drucker nicht auch ans Netz wollte.
Die Stadt hat schnell reagiert und ein PDF veröffentlicht. Denn PDFs sind bekanntlich das letzte Lebenszeichen einer Verwaltung vor dem digitalen Exodus. Darin steht sinngemäß: „Wir wissen nichts, aber wir prüfen alles.“ Offenbar hat schon am Donnerstag das städtische Monitoring-System Alarm geschlagen – also jene Software, die sonst nur blinkt, wenn jemand zu viel Kaffee in die Tastatur kippt. Um 10:30 Uhr zog man dann die Notbremse und fuhr die Systeme runter. Vorsorglich. Damit wenigstens noch etwas runterfährt, wenn schon nichts mehr hoch.
Seitdem gilt: Kein Login, keine E-Mails, kein Bürgertelefon. Nur das gute alte Schild an der Tür: „Wir sind für Sie da – sobald wir wieder wissen, wie.“
Die gute Nachricht: Bisher scheint keine Datenflut abgeflossen zu sein. Die schlechte Nachricht: Man weiß es nicht genau. Die Stadt versichert, alles werde gründlich untersucht – gemeinsam mit externen Spezialisten. Sprich: Es sitzen jetzt drei IT-Menschen mit Laptops in einem abgedunkelten Keller, murmeln „Ping“ und hoffen, dass irgendwas antwortet.
Das Rathaus bleibt weiter offline. Man spricht mittlerweile von Tagen, vielleicht Wochen. Die Hoffnung stirbt zuletzt – vermutlich gemeinsam mit dem letzten Backup. Immerhin, so die Stadt, könne man „möglicherweise erste Dienste bald wieder in Betrieb nehmen“. Das klingt ungefähr so beruhigend wie: „Wir wissen nicht, ob’s brennt, aber wir holen schon mal Wasser.“
Zur Einordnung: Eine Woche zuvor wurde schon Trier angegriffen. Offenbar ziehen Cyberkriminelle jetzt eine Städtereise durchs Rheinland durch: „Phishing, Pannen und Pfälzer Leberwurst – unsere Hackerreise 2025.“
Derweil lernen die Behörden, dass Cyberangriffe keine Naturkatastrophen sind, sondern eher wie schlecht bezahlte Praktikanten mit Adminrechten: Sie kommen immer dann, wenn man sie am wenigsten braucht.
Doch Rettung naht – in Form eines Webinars! Ein Anbieter erklärt, wie man sich vor Cybercrime schützt. Klingt vielversprechend. Wäre nur schade, wenn die Stadt Ludwigshafen gerade kein Internet hätte, um sich anzumelden.
Vielleicht ist das alles ja auch nur ein gigantisches Experiment in digitaler Achtsamkeit: Entschleunigung durch Netzabschaltung. Kein Spam, kein Update, kein Stress – einfach mal kein WLAN haben.
Wenn das Schule macht, könnten andere Städte folgen. Dann heißt es bald: „Herzlich willkommen im neuen Trend – Offline by Design.“