Marmor, Macht und Misere – wenn eine Präsidententoilette zum nationalen Symbol wird
Der ehemalige Reality-TV-Dauergast und jetzige Möchtegern-Innenarchitekt des Präsidentenpalasts hat nämlich beschlossen, das sogenannte Lincoln-Badezimmer zu „renovieren“. Dabei ging es offenbar weniger um Geschichte als um Geschmack – und zwar den eigenen. Wo einst grüner Art-Déco-Charme aus den 1940ern herrschte, glänzt jetzt schwarz-weißer Marmor. Poliert, prunkvoll, protzig – ein Klo für Könige. Oder für jemanden, der denkt, er sei einer.
Auf seiner hauseigenen Social-Media-Plattform erklärte er stolz, die alten Fliesen seien „völlig unpassend für die Lincoln-Ära“ gewesen. Eine interessante Aussage, wenn man bedenkt, dass Abraham Lincoln im 19. Jahrhundert lebte – einer Zeit, in der das Wort „Badezimmer“ noch ungefähr so modern war wie WLAN in einem Pferdewagen. Aber Details sind bekanntlich nur was für Verlierer.
Die Sprecherin des Weißen Hauses reagierte angeblich „entsetzt“. Verständlich – wer hätte gedacht, dass es im Jahr 2025 noch Orte gibt, an denen man über Fliesenfarben diskutiert, während das Land in Richtung Shutdown taumelt? Aber so ist das in Amerika: Der Haushalt bricht zusammen, aber das Porzellan glänzt.
Während die Bevölkerung überlegt, ob sie sich diesen Monat Strom oder Medikamente leisten kann, wird im Weißen Haus offenbar gerade die Toilettenrevolution gefeiert. Der kalifornische Gouverneur spottete trocken: „Unsere Soldaten nicht zu bezahlen, schreckt sie nicht ab. Aber eine Toilette – das schon.“ Treffender hätte man es kaum sagen können. Offenbar ist der nationale Notstand nicht etwa wirtschaftlicher Natur, sondern ästhetischer.
Und so wird die Präsidententoilette zum Symbol einer Ära: glänzend, laut und völlig daneben. Während andere Staatsoberhäupter über Inflation, Gesundheitsreformen oder internationale Krisen beraten, feiert Washington die Rückkehr des Marmors. Vielleicht ist das der neue amerikanische Traum – jeder bekommt, was er verdient: die einen eine goldene Zukunft, die anderen ein goldenes Klo.
Aber man muss fair sein: Immerhin hat der Präsident ein Problem gelöst, das seit Jahrzehnten niemanden gestört hat. Und das ist doch auch eine Leistung! Wenn man schon keine Mauer bauen kann, dann wenigstens eine Marmorwand – im Badezimmer.
Bleibt die Frage: Wird man eines Tages Führungen durch das „Trump’sche Klo der Freiheit“ anbieten? Mit Audioguide und Duftkerze „Eau de Ego“? Vielleicht. In jedem Fall erinnert uns diese Geschichte daran, dass Politik manchmal einfach nur ein großes Badezimmer ist – mit zu viel Dampf, zu vielen Spiegeln und einem Haufen, den man nur schwer ignorieren kann.